Ein bitterer Abschied

"Wollte Olympia-Karriere aus eigener Kraft beenden und nicht wegen des Schiedsrichters"

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Markus Rogan - Ein bitterer Abschied

"Ich wollte, dass ich meine Olympia-Karriere aus eigener Kraft beende und nicht wegen der Entscheidung eines Schiedsrichters", erklärte Rogan bei einer Pressekonferenz im "Austria Haus Tirol". "Das tut sehr weh. Ich bin in meinem Leben 45.000 Kilometer geschwommen, diese 200 m wollte ich auch noch schwimmen." Die nach zweimaliger Protestbehandlung nicht zurückgenommene Disqualifikation wegen eines Wendefehlers schmerzte auch 16 Stunden danach sehr.

"Ich bin drei Jahre lang aufgestanden, um von fünf bis sieben Uhr zum Training zu gehen", erklärte Rogan. "Ich habe sportlich alles richtig gemacht. Ich hätte im Finale eine kleine Chance auf die Medaille gehabt." Härter als er es in den vergangenen Jahren gemacht habe, könne er nicht trainieren. "Ich kann nicht mehr tun, als mich in so eine Form zu bringen." Dass seine Semifinalzeit von 1:58,81 nicht so überragend war, ließ Rogan nicht gelten. "Es hätte für das Finale gereicht", erläuterte er.

le Clos erzählte Rogan von Finalverzicht
Der Hakoah-Athlet habe nämlich schon vor seinem Semifinale von Chad le Clos von dessen Absicht erfahren, dass dieser bei einem Einzug ins Finale auf eine Teilnahme daran verzichten würde. Platz neun hätte damit zum Aufstieg gereicht. "Mir ist klar, dass ich nicht 1:55 oder 1:54 schwimmen kann." Auch der Deutsche Markus Deibler kann das nicht. Der Deutsche hatte aber das Glück, durch Le Clos' Rückzug und die Disqualifikation Rogans ins Finalfeld nachzurutschen.

Bis Rogan seine Disqualifikation verdaut habe, werde es noch bis in den Herbst dauern. Vorher wolle er nicht fix über seine Zukunft entscheiden. Nächste Woche wird der OSV-Star am Freitag oder Samstag bei den Staatsmeisterschaften in Innsbruck starten. Danach möchte Rogan zurück nach London, zur Schluss-Zeremonie der Spiele. Aktuell hat der Wiener noch keinen Rückflug gebucht. "Ich möchte hier sein, wenn es die erste Medaille (für Österreich) gibt."

Treffen mit Hermann Maier
Rund um die Schluss-Zeremonie würde es ihn freuen, den am nächsten Donnerstag nach London kommenden Hermann Maier zu treffen. Es wäre eine Gelegenheit, dass Rogan seine in der Ö3-Sendung "Frühstück bei mir" getätigten umstrittenen Aussagen dem "Herminator" erklären kann. Rogans Manager Ronald Leitgeb habe ihm ursprünglich abgeraten, das Interview zu geben. Rogan entschied dafür. Leitgeb: "Er ist 30 und entscheidet das selbst. Ich bin sein Mitarbeiter, nicht sein Chef."

Leitgeb brach auch eine Lanze für den Sportler Markus Rogan, zweifacher Olympia-Silbermedaillengewinner von Athen 2004, Ex-Weltmeister und -Weltrekordler sowie Europarekordler: "Es gibt wenige Sportler, die so viel geleistet haben in ihrer Sportart. Man sollte den Hut ziehen und Respekt zeigen vor seinen Leistungen. Man sollte sich den Respekt gegenüber einem der größten österreichischen Sommersportler bewahren. Es ist meine feste Überzeugung - er hätte das Finale verdient."

Rogans Höhepunkte
Den Kurzbahn-Weltrekord bei der EM 2005 in Triest und Kurzbahn-WM-Gold im April 2008 in Manchester nannte Rogan als die absoluten Höhepunkte seiner Laufbahn. "Und dass ich mit Aaron Peirsol gemeinsam auf dem Siegespodest gestanden bin", fügte Rogan an. Damals, bei Olympia 2004 in Athen, hatte er für eine Zurücknahme der Disqualifikation des US-Amerikaners über 200 m Rücken plädiert. Peirsol erhielt dann auch Gold, Rogan Silber.

Seinem damaligen freiwilligen Verzicht auf die Annahme der "geerbten" Goldmedaille trauert er heute nicht nach, auch wenn es mit dem danach angestrebten Gold nicht mehr klappen wird. "Genauso wie ich diesmal unfair ausgeschieden bin, genauso unfair wäre damals der Olympiasieg gewesen", erläuterte Österreichs "Sportler des Jahres 2004". Peirsol sei auch am Mittwoch bei der Protestbehandlung dagewesen. "Er hat probiert, mir zu helfen."

Schauer will Rogan überreden
OSV-Präsident Paul Schauer möchte Rogan zum Weitermachen überreden, an ein Karriereende will er noch nicht glauben. "Ich werde daran arbeiten und mit ihm reden. Markus hat in der österreichischen Schwimmsportgeschichte große Verdienste. Diese Disqualifikation hinterlässt schon einen bitteren Beigeschmack." Dass Rogan bei den nationalen Titelkämpfen an den Start geht, rechnet ihm Schauer hoch an: "Toll, dass er das als Dank für den österreichschen Schwimmsport macht."

Das einzig Gute am wahrscheinlichen Karriereende sieht Rogan daran, dass er sich künftig mehr Privatsphäre leisten kann. "Das Schönste ist, dass ich jetzt privat sein kann", sagte der Gewinner von 34 Medaillen. Daher gab er im ORF-Interview auch auf Nachfrage keine Auskunft über eine Zukunft mit seiner Lebensgefährtin. Seinen künftigen Wohnsitz kennt Rogan auch noch nicht: "Am 31. August läuft mein Mietvertrag in Los Angeles aus. Bis dahin muss ich mich entscheiden."

Die Karriere von Markus Rogan im Überblick
27. Juli 2001: Markus Rogan taucht auf dem österreichischen
Sport-Radar auf. Der in den USA studierende Wiener gewinnt in Fukuoka
mit WM-Silber über 200 m Rücken mit 19 Jahren sensationell seine erste internationale Medaille.

28. März 2004: Rogan schwimmt seinen ersten Europarekord. Bei den US-College-Meisterschaften auf der Kurzbahn in East Meadow benötigt er für die 200 m Rücken 1:51,37 Minuten.

12. Mai 2004: Rogan holt sein erstes Gold. Österreichs neuer
Topschwimmer gewinnt bei der EM in Madrid die 200 m Lagen. Drei Tage
später lässt er auch den Titel über 200 m Rücken folgen. Rund einen
Monat später erhält er nach Ende seines Studiums in Stanford mit dem
Österreicher Robert Michlmayr einen neuen Trainer.

16. August 2004: > Bei den Olympischen Spielen in Athen avanciert Rogan endgültig zum neuen österreichischen Sportstar. Über 100 m Rücken gewinnt er hinter dem US-Amerikaner Aaron Peirsol Silber.

19. August 2004: Für einige Minuten darf sich Rogan als Olympiasieger fühlen. Sieger Aaron Peirsol wird wegen eines Wendefehlers über 200 m Rücken kurzfristig disqualifiziert, das Ergebnis aber kurz danach revidiert. Rogan, der sich gegen die Bestrafung seines Freundes ausgesprochen hat, erhält Silber.

20. Oktober 2004: Rogan wird zum ersten und einzigen Mal in seiner Karriere zu Österreichs Sportler des Jahres gewählt.

9. Dezember 2004: Bei der Kurzbahn-Heim-EM in Wien krönt sich Rogan innerhalb von einer Stunde zum Doppeleuropameister. Nach den 200 m Rücken gewinnt er auch die 200 m Lagen. Zwei Tage später lässt er noch zweimal Silber folgen.

30. Juli 2005: Rogan holt in Montreal mit Silber über 200 m Rücken seine zweite von insgesamt drei WM-Medaillen auf der olympischen Langbahn.

8. Dezember 2005: Rogan schwimmt erstmals Weltrekord. Der Wiener gewinnt bei der Kurzbahn-EM in Triest die 200 m Rücken in 1:50,43 Minuten.

5. August 2006: Rogan erleidet seine erste große internationale
Niederlage. Als Titelverteidiger wird er bei der EM in Budapest über 200 m Rücken nur Vierter. Über die halbe Distanz holt er vier Tage zuvor zumindest Silber.

30. März 2007: Knapp drei Monate nach dem Verlegen seines
Trainingsquartiers nach Rom holt Rogan bei der Langbahn-WM in Rom
Bronze über 200 m Rücken.

23. März 2008: Rogan krönt sich bei der Langbahn-EM in Eindhoven erneut zum Doppeleuropameister, ist mit seiner Leistung aber nicht wirklich zufrieden. Mehr freut er sich über eine historische
Bronzemedaille mit der Kraul-Staffel.

13. April 2008: Rogan holt sein einziges WM-Gold. Der Wiener
triumphiert bei der Kurzbahn-WM in Manchester sensationell über 200 m
Rücken. In der Weltrekord-Zeit von 1:47,84 Minuten besiegt er US-Favorit Ryan Lochte und mausert sich zu einem der Mitfavoriten für Olympia.

15. August 2008: Rogan geht bei den Spielen in Peking leer aus. Über seine Spezialstrecke 200 m Rücken kommt er nicht über Platz vier hinaus. Dafür dominiert er dank seiner Liaison mit der früheren Miss
Austria Christine Reiler die Society-Seiten.

1. August 2009: Der Tiefpunkt seiner Karriere. Nach einer völlig
verpatzten WM in Rom, bei der er kein Finale erreicht, wird Rogan in
einer Diskothek in Ostia zusammengeschlagen. Nach Abbruch der
Ausbildung zum Finanzberater für Privatkunden einen Monat später
verlängert Raiffeisen seinen Sponsorvertrag mit Rogan nicht.

10. Dezember 2009: Der nach Kalifornien übersiedelte Rogan taucht wieder auf. Bei seinem EM-Titel über 200 m Lagen schwimmt er auf der Kurzbahn in Istanbul in 1:51,72 Minuten seinen einzigen bis heute gültigen Europarekord. Es ist die letzte Goldmedaille seiner Karriere, danach reist er überraschend von den Titelkämpfen ab.

14. August 2010: Das angestrebte EM-Gold bleibt Rogan in Budapest verwehrt, er gewinnt zweimal Silber.

28. Juli 2011: Der mittlerweile auf die 200 m Lagen konzentrierte Rogan kommt im WM-Finale in Shanghai nicht über Rang fünf hinaus. Seine seit 2001 anhaltende Medaillenserie - zumindest ein Edelmetall pro Jahr - rettet er erst im Dezember bei der Kurzbahn-EM in Szczecin mit Silber.

23. Mai 2012: Rogan holt in Debrecen mit EM-Bronze über 200 m Lagen seine 34. und wahrscheinlich letzte internationale Medaille. Zu Buche stehen 10 Medaillen in Gold, 18 in Silber und 6 in Bronze.

27. Juli 2012: Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in
London führt Rogan das österreichische Team als Fahnenträger ins
Stadion - für den Schwimmer "der schönste Moment meiner Karriere".

1. August 2012: Rogans Olympia-Karriere endet mit einer
Disqualifikation wegen eines Wendefehlers. Mit der neuntschnellsten Zeit im Semifinale über 200 m Lagen wäre der 30-Jährige allerdings nur durch die Absage des Südafrikaners Chad le Clos in den Endlauf gerutscht.

Kommentare

Unser Held ! Ich vermute ja, dass sie dem lieben Herrn Rogan, dazumals in der italienischen Disco die letzten paar Gehirnzellen, die er noch hatte rausgeprügelt haben. Seine überragende Intelligenz (die er seinen Aussagen nach ja im Gegenzug zu Herrn Maier hat) reicht dazu, dass er nach zig Jahren Schwimmen wegen einer falschen Schwimmtechnik disqualifiziert wurde. Mir stellt sich eigentlich die Frage, welcher Horst entschieden hat, dass er unsere Flagge bei der Eröffnungsfeier tragen darf.

Schlussendlich kann ich nur sagen: "Herr Rogan, Sie verwechseln Arronganz und Unvermögen mit Intellekt"

Rogan Sein Abtritt ist das Beste was uns passieren kann.Sich als den "Besten"aller Zeiten zu bezeichnen und dann das! Die Ikone Hermann Maier zu besudeln unter Sportlern u.dann auch noch Fr.Stöckl der Falschheit zu bezichtigen-unglaublich! Nachdem er sich in unserer Kultur ohnedies nicht mehr wohlfühlt, wünsche ich ihm alles Gute für seine Zukunft und erinnere mich trotzdem gerne an seine, für von Österreich gesponserten Erfolge.Seine Auswanderung wird allenfalls der Zeitung "Österreich" weh tun, weil sie sicher als beste Zeitung weniger Informationen bekommen wird.Rogan hat es geschafft, all das,was man Politikern vorwirft, in den Sport zu tragen! Seine,Glaubenszukehr, hat lt. Medienberichten mit Glauben nichts zu tun u.deckt sich mit seinem sportlichen Verhalten!Fazit:Er ist verzichtbar!

ob der wendefehler vom christ zum juden - nicht auch ein wendefehler wird , wird sich erst später heraustellen !!! friede oder schalom

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