Lola Montez - Femme fatale des 19. Jahrhunderts

von Schlaglichter - Lola Montez - Femme fatale des 19. Jahrhunderts © Bild: imago/Leemage

Sie schockte die Männerwelt ihrer Zeit

Der Hoftheaterdirektor von Ludwig I. von Bayern sandte im Oktober 1846 folgende Nachricht an seinen König: "Die vielbekannte spanische Tänzerin Lola Montez ist hier angekommen und hat die Bitte gestellt, auf hiesigen Hofbühnen tanzen zu dürfen. Da besagte Tänzerin an mehreren Orten schon derart öffentlichen Anstoß erregte, dass polizeiliche Einschreitung notwendig wurde, so bittet der treugehorsamste und ergebene Diener Euer Königlichen Majestät um eine allergnädigste Entscheidung." Ludwig erlaubte die Aufführung und nach einer privaten Audienz verliebte er sich in die schöne, schwarzhaarige Frau. Er war völlig besessen von ihr. Fünf Wochen später schrieb der bereits 60-jährige König an einen Freund: "Ich kann mich mit dem Vesuv vergleichen, der für erloschen galt, bis er plötzlich wieder ausbrach."

Die Affäre sprach sich schnell herum. Karikaturen zeigten das ungleiche Paar, bei denen Ludwig als ein Hampelmann dargestellt wurde, der nach der Pfeife der Montez tanzt. Das bayrische Kleinbürgertum wusste mit der selbstsicheren Schönheit nichts anzufangen. Mit ihrem launischen, oft anmaßenden Verhalten zog sie sich den Hass sowohl der Bevölkerung als auch der bayrischen Regierung zu. Sie benahm sich nicht wie eine Dame der damaligen Zeiten, rauchte Zigarren, ging allein aus oder in Begleitung junger, attraktiver Männer, zeigte stolz die Juwelen, die ihr Ludwig geschenkt hatte, und stand nicht auf, wenn er in der Oper ihre Loge betrat.

Auf Plakaten in München stand: "Montez, du große Hur /Bald schlagen wird dein Uhr /Pfui Teufel Königshaus /Mit unserer Treu ist's aus."

Champagner

Ludwig störte das alles nicht und er gewährte ihr ein Gehalt von der doppelten, später vierfachen Höhe eines Ministers und sagte ihr eine Auszahlung von 100.000 Gulden zu, falls sie nach seinem Tod nicht heiraten würde. Im Februar 1847 verlieh Ludwig ihr die bayrische Staatsbürgschaft und den Adelstitel als Gräfin von Landsfeld. Die Kabinettsmitglieder waren empört und traten zurück. Vor Lolas Haus kam es zu Tumulten. Steine flogen gegen ihre Fenster. Lola Montez provozierte die Menge mit ihrem Auftritt auf dem Balkon, in der Hand ein Champagnerglas.

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Der Aufstand der Münchner im Februar 1848 richtete sich, anders als in anderen deutschen Ländern, weniger gegen eine herrschende Ordnung als gegen die Person Lola Montez. Sie flüchtete aus Bayern in die Schweiz, Ludwig I. konnte weder sie noch sich schützen und dankte am 20. März 1848 ab. Während sie in der Schweiz lebte, kam es zu einem regen Briefwechsel mit Ludwig, der ihr weiter Geld schickte. Als er jedoch von den zahlreichen Liebschaften von Lola Montez und der Heirat mit einem britischen Offizier erfuhr, zog er sich endgültig von ihr zurück.

Irland

Geboren wurde diese berühmteste Frau ihrer Zeit vor 200 Jahren (1821) unter dem Namen Elizabeth (Eliza) Rosanna Gilbert in Irland. Ihr Vater, ein Offizier der britischen Armee, wurde, als Eliza zwei Jahre alt war, nach Indien versetzt, wo er nach wenigen Wochen an Cholera starb. Die Mutter heiratete einen anderen Offizier, der die hübsche Tochter vergötterte, bis die eifersüchtige Mutter die fünfjährige Eliza zurück nach Großbritannien schickte. Verwandte gaben das schwierige Kind in ein Internat und versuchten, Eliza so früh wie möglich zu verheiraten.

Ein Bräutigam wurde gefunden, ein wesentlich älterer Richter. Eliza flüchtete kurz vor der arrangierten Hochzeit mit ihrer neuen Eroberung, dem mittellosen jungen Leutnant Thomas James, den sie heimlich heiratete. Nach zwei Jahren trennte sie sich wieder von ihm. Insgesamt war Eliza dreimal verheiratet. Sie musste sich sowohl wegen Ehebruchs als auch wegen Bigamie vor Gericht verantworten, da sie ihren zweiten Ehemann heiratete, als der erste noch lebte.

Ein neuer Liebhaber führte Eliza in die High Society Englands ein. In London und in Spanien nahm sie Tanzunterricht und nannte sich von nun an Maria Dolores de Porris y Montez. Ihren ersten triumphalen Auftritt hatte sie am Londoner Her Majesty's Theatre. Als sie von einigen Zuschauern als die Ehebrecherin Elizabeth Gilbert James erkannt wurde und die Namensfälschung aufflog, floh sie aus England. In verschiedenen deutschen Ländern, in Polen und Frankreich trat sie erfolgreich als Tänzerin auf und verkehrte mit den wichtigen Persönlichkeiten der Gesellschaft. Immer wieder führten ihr respektloses Verhalten sowie ihre Affären (u. a. mit Franz Liszt in Dresden) zu Skandalen, so dass sie nach wenigen Auftritten viele der Länder fluchtartig verlassen musste. In Preußen wurde sie wegen Misshandlung eines Polizisten zu 14 Tagen Arrest verurteilt und anschließend ausgewiesen.

"Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen", schrieb sie in ihren Memoiren und wollte ein Leben lang die Schwächen der Männer zu ihrem Vorteil ausnutzen. Zahlreiche Biografien erschienen über Lola Montez, die meisten kritisch gegenüber einer Frau, die aufgrund ihres Selbstbewusstsein als "Mätresse" oder "Hure" verurteilt wurde. Erst in den letzten Jahren versuchten Autoren, ihre Rolle in den Gesellschaften des 19. Jahrhunderts zu verstehen. Was in der damaligen Zeit als provokant, anmaßend und unschicklich galt, bedeutete einen Protest gegen eine männlich dominierte Gesellschaft mit konservativen Tabus und einer nur zaghaft sich bildenden Frauenbewegung.

Spinnentanz

Unter ihrem Künstlernamen Lola Montez zog sie durch die Länder Europas und hatte weitere Affären, unter ihnen Heinrich LXXII von Reuß-Ebersdorf. Sie tanzte vor Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und Zar Nikolaus I., gab ein Gastspiel in Warschau, das mit Tumulten endete. Aus Reuß-Ebersdorf, Berlin, Warschau und Baden-Baden wurde sie ausgewiesen. Nach ihrem Auftritt an der Pariser Oper kam es zu einem Sensationsprozess, nachdem ihr Liebhaber, der Journalist Alexandre Dujarier, in einem Duell erschossen worden war. Auch der Schriftsteller Alexandre Dumas gehörte zu ihren Verehrern. Er schrieb einem Freund nach der Affäre: "Sie wird sicherlich jedem Unglück bringen, der sein Schicksal zu eng mit dem ihren verbindet. Sollte man je wieder etwas über sie hören, wird es gewiss im Zusammenhang mit einem fürchterlichen Unheil sein, das über einen ihrer Geliebten gekommen ist."

Weltberühmt wurde sie mit dem "Spinnentanz" (oder "Tarantella Dance"), bei dem sie mehrere bunte Röcke trug und zu spanischer Musik einen nach dem anderen hob und abstreifte, um nach einer imaginären Spinne zu suchen. Zuletzt stand sie ohne Röcke in einem rosafarbigen Trikot auf der Bühne. Kritiker machten sich über die "känguruartigen Sprünge der Schönen" lustig, doch die Männer tobten und lagen ihr zu Füßen.

Kalifornien

1851 musste sie Europa verlassen, es gab kein Land mehr, wo sie auftreten konnte. In New York am Broadway in der Theaterrevue "Lola Montez in Bavaria" spielte sie sich selbst. Bis 1853 trat sie an der Ostküste auf, dann ging sie nach San Francisco, wo sie den Zeitungsverleger Patrick Hull heiratete und sich in der kalifornischen Goldgräberstadt Grass Valley niederließ. Nachdem Hall betrunken einen der Bären erschoss, den sich Eliza als Haustier hielt, verließ sie ihn.

1855 reiste sie für eine Tournee durch Australien und unterhielt in Victoria die Goldgräber mit ihren Tanzdarbietungen. 1857 kehrte sie nach New York zurück. Aufgrund ihres Gesundheitszustands musste sie mit dem Tanzen aufhören.

1858 erschien ihr Buch "The Arts of Beauty" mit praktischen Hinweisen für Hygiene und Schönheitspflege und Rezepten für natürliche Kosmetik, noch im selben Jahr ihre Memoiren "Anecdotes of Love". Sie wendete sich dem Christentum zu, las religiöse Schriften und besuchte methodistische Gottesdienste. Nach einem Schlaganfall im Sommer 1860 war Lola Montez halbseitig gelähmt und unfähig zu sprechen. 1861, mit 39 Jahren, starb sie in New York an einer Lungenentzündung. Geblieben ist ihr Kosename Lolita als Symbol für jugendliche Erotik und Verführungskunst.