Lobbying für Eurofighter

Leserbrief zu Artikel „Androsch lobbyierte bei Grasser für die Eurofighter“

von Hannes Androsch Portrait. © Bild: Profil /Walter Wobrazek


1. Schon als Finanzminister der Republik Österreich habe ich die Sinnhaftigkeit eines Ankaufs von Abfangjägern bezweifelt, dies während meiner Amtszeit auch verhindert und meine Zweifel bis zur Anschaffung der Eurofighter nicht abgelegt. Dies habe ich mehrmals in öffentlichen Aussagen dokumentiert. Ebenso stehe ich einer Aufrechterhaltung der allgemeinen Wehrpflicht in Österreich kritisch gegenüber und halte dies nicht für sinnvoll. Wenn Sie mir in der Überschrift Ihres zitierten Artikels Inkonsequenz in meiner Einschätzung unterstellen wollen, muss ich das als schlicht unrichtig zurückweisen.

2. Unter der Maßgabe, dass sich die Bundesregierung letztendlich doch für die Anschaffung von Abfangjägern entschieden hatte, war aus meiner Sicht eine Typenentscheidung für den Eurofighter im Sinne einer zukunftsorientierten und gesamteuropäischen Sicht und letztendlich auch im Sinne des Flugzeugzulieferers FACC, der mit Airbus schon seit 1989 in ständiger Geschäftsbeziehung stand, die insgesamt sinnvollste Wahl. So ist mein von Ihnen auch im Faximile dargestelltes Schreiben an den damaligen Bundesminister für Finanzen Mag. Karl Heinz Grasser zu verstehen.

3. Schon im Jahr 2002 habe ich durchaus die Sinnhaftigkeit von Gegengeschäften zum Ausdruck gebracht, doch deren Ausmaß - nämlich das Doppelte des Grundgeschäftes - bezweifelt. Wenn dies nämlich zutreffend gewesen wäre, hätte man ja jedenfalls mehr Eurofighter anschaffen müssen. Das ist so wie ein Wohnungskäufer, der eine Wohnung für 200.000,- Euro erwirbt und im Gegenzug das Doppelte erhält. Da wäre er ja wohl gut beraten, nicht nur eine Wohnung zu kaufen, sondern möglichst viele. Das ist aber wohl ein Märchen. Auch dieser Standpunkt ist durch öffentliche Feststellungen von mir vor rund 10 Jahren dokumentiert. Im Übrigen ist ein Gegengeschäft wohl nur dann ein solches, wenn es durch das Erstgeschäft zustande gekommen ist und nicht auch sowieso stattgefunden hätte.

4. Während der Eigentümerschaft der Österreichischen Salinen bei FACC haben sich die Gegengeschäfte wirtschaftlich nicht materialisiert. Vielmehr hat die FACC bis zum Ausscheiden der Österreichischen Salinen erhebliche Verluste dadurch erlitten, dass in Aussichten genommene Gegengeschäfte nicht umgesetzt wurden, FACC aber im Vertrauen darauf umfangreiche Investitionen getätigt hatte.

5. Im Übrigen irrt Altbundeskanzler Wolfgang Schüssel, wenn er in der Öffentlichkeit kundtut, dass FACC „ohne Abfangjäger nie Teile an Airbus oder Boeing verkaufen hätte können“. Einerseits hat Boeing mit dem Eurofighter nun wirklich nichts zu tun, andererseits steht FACC seit 1989 in ständiger Geschäftsbeziehung zu Airbus und ist seit dieser Zeit Airbus-Lieferant.

Ich ersuche Sie, im Sinne einer ausgewogenen Berichterstattung, diese Klar- und Richtigstellungen Ihrer geschätzten Leserschaft zur Kenntnis zu bringen und verbleibe
mit freundlichen Grüßen

Dr. Hannes Androsch

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