Leider-nicht-Finanzminister im Porträt: Christoph Matznetter wollte Grasser beerben

Grassers Manndecker nun Aufpasser für Molterer 47-jähriger Steuerberater wieder Staatssekretär

Leider-nicht-Finanzminister im Porträt: Christoph Matznetter wollte Grasser beerben

Das Engagement für die SPÖ wurde dem dreifachen Vater nicht gerade in die Wiege gelegt: Am 8. Juni 1959 als Sohn treuer ÖVP-Wähler geboren, wurde er als Teenager - beeinflusst durch seine älteren Geschwister - aber schnell zum "Linken". Der Volksschule im Lycee Francais folgte 1978 die Matura im Gymnasium Amerlingstraße. Parallel engagierte sich Matznetter im "Sozialistischen Schülerzentrum" (heute "Aktion Kritischer Schülerinnen und Schüler") und war Landesschulsprecher für Wien.

Mit SP-Chef Alfred Gusenbauer teilt Matznetter, wie so viele aus der heutigen roten Führungsriege, eine gemeinsame Vergangenheit in der Sozialistischen Jugend, als deren Schülerreferent er agierte. Anders als Gusenbauer entschied sich Matznetter aber vorerst gegen eine Karriere als Berufspolitiker, brach sein Politikwissenschaftsstudium 1982 ab und wurde Steuerberater. "Der junge Marxist Matznetter wollte wissen, wo der Mehrwert verbucht wird", begründete er die ungewöhnliche Berufswahl später.

Der SPÖ verbunden blieb Matznetter trotzdem - wenn auch als Berater in Steuerfragen in den 90er Jahren eher im Hintergrund. Der Schritt in die Öffentlichkeit erfolgte erst 2000, als Matznetter Parteikassier der schwer verschuldeten SPÖ wurde. Es folgte ein Sanierungsprogramm (u.a. Anhebung der Mitgliedsbeiträge, Überwälzung von Personalkosten auf die Landesparteien) - 2002 war der Schuldenstand von ursprünglich 25,5 Mio. Euro halbiert.

Bereits damals galt Matznetter als "Schattenfinanzminister" in Gusenbauers "Kabinett des Lichts" - die Wahlniederlage blockierte jedoch den Weg in die Himmelpfortgasse. Matznetter musste sich mit der Rolle als SP-Budgetsprecher im Parlament bescheiden, in die er sich mit Hilfe seines Vorgängers Rudolf Edlinger rasch einarbeitete und sich sofort auf den schwarzen Hausherren im Finanzministerium, Grasser, einzuschießen begann.

"Ich werde den Luftikus entzaubern", kündigte Matznetter 2003 vollmundig an und ließ keine Gelegenheit unversucht: Mehr als 400 Presseaussendungen und zahllose Pressekonferenzen widmete er seinem Widersacher im Finanzministerium. Selbst für den Skandal um die Gewerkschaftsbank BAWAG versuchte Matznetter dem Finanzminister zumindest eine Mitverantwortung nachzuweisen. Doch weder das, noch das in weite Ferne gerückte "Nulldefizit" oder die "Homepage-Affäre" konnten Grassers Popularität letztlich brechen.

Gleichzeitig machte sich Matznetter daran, die rote Schwachstelle "Wirtschaftskompetenz" zu sanieren und Grassers wirtschaftsliberaler Rhetorik eigene Konzepte gegenüberzustellen - mit wechselndem Erfolg. So geriet die Präsentation des SP-Wirtschaftsprogramms im Sommer 2004 zum Schuss ins Knie: Matznetter erklärte eine steigende Staatsquote zum "zivilisatorischen Gesetz" und kündigte Steuererhöhungen an - SP-Chef Gusenbauer verbrachte die folgenden Tage damit, zurückzurudern und degradierte das mit viel Pomp präsentierte Wirtschaftsprogramm zum bloßen "ersten Entwurf".

In der ÖVP-dominierten Wirtschaftskammer erzielte Matznetter 2005 trotzdem einen Achtungserfolg, erreichte mit 13 Prozent das bisher beste Ergebnis des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes und wurde Vizepräsident. Mit massiver Kritik an der Wirtschaftspolitik der Regierung (Stichwort: "Steuergeschenke für Großkonzerne") hatte er zuvor um die Stimmen der Klein- und Mittelunternehmer gebuhlt. Als Finanzstaatssekretär kann Matznetter nun zeigen, dass er es besser kann, oder ob doch gilt, was Wiens Bürgermeister Michael Häupl im Sommer zu diesem Thema meinte: "Kein Mensch, mit Verlaub gesagt, wählt die SPÖ wegen ihrer Wirtschaftskompetenz." (apa/red)