Schadstoffe in Verpackungen

Studien: Problematische Mineralöle in Lebensmitteln entdeckt

von Schadstoffe gelangen über Verpackungen in unsere Lebensmittel. © Bild: Thinkstock.de

"Unter anderem sind auch aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe gefunden worden", erklärt Achatz. Das Problem sei nicht neu und bisher habe man in Österreich keine gesundheitsrelevanten Rückschlüsse ziehen können. Einige Ergebnisse der Studien in Österreich seien aber nicht wünschenswert. Und AGES-Expertin Christa Hametner stellt klar: "Aromatische Mineralöle haben in unseren Lebensmitteln definitiv nichts zu suchen".

Bedenkliche Werte gemessen

Erst vor kurzem hat die deutsche Stiftung Warentest vor gesundheitsschädlicher Schokolade in Adventkalendern gewarnt, doch Schokolade ist nur eine betroffene Lebensmittelgruppe. In einer aktuellen Studie (2011) des Instituts für Umwelt und Lebensmittelsicherheit in Vorarlberg wurden bedenkliche Mengen an Mineralölen in Lebensmitteln gefunden. Vor allem in Süßwaren, Knabbergebäck, Cerealien und Teigwaren waren die Werte erhöht. Aber auch in Babynahrungsmitteln wurden geringe Rückstände von Mineralölen gemessen.

Diese Stoffe gelangen laut AGES unter anderem über Recycling-Kartonagen, die als Verpackung Verwendung finden, sowie aus dem Bedrucken dieser Verpackungen mit mineralölhaltigen Farben in die Lebensmittel. Zusätzlich können die Schadstoffe auch im Laufe der Produktionsschritte durch Maschinenöl, Trennmittel und Schmiermittel in die Ware gelangen.

Gesundheitliches Risiko noch unklar

Das gesundheitliche Risiko sei schwer zu bewerten, sagt Achatz. Es gebe keine europaweite Regelung oder einen festgelegten Grenzwert. Ob und wie schädlich die Stoffe seien, hänge von der Art und Menge des Schadstoffes und den Essgewohnheiten des Einzelnen ab. Dennoch sollten so wenig wie möglich Mineralöle in den Lebensmitteln zu finden sein. Laut einem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegtem Grenzwert sollte jeder Konsument nicht mehr als 0,6 Milligramm an gesättigten Kohlenwasserstoffen (ein Bestandteil des Mineralöls) pro Tag aufnehmen. Die Werte für aromatische Mineralöle sollten bei Null liegen.

Die AGES hat daher in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), dem Bundesministerium für Gesundheit, dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) und Analytik-Experten eine Vermeidungsstrategie erarbeitet: Barrieren in den Verpackungen sollen die Lebensmittel vor den gefährlichen Mineralölen schützen. Das Produkt dürfe nicht direkt mit dem Karton in Kontakt kommen, so Achatz. Das könne zum Beispiel durch Kunststoffbeutel oder eine Beschichtung des Kartons verhindert werden. Die technischen Möglichkeiten dafür seien also durchaus gegeben.

Worauf man achten kann

Doch wie vermeidet der Konsument den Kontakt mit den Schadstoffen? Weniger gefährdet seien Tiefkühlprodukte, Salz und Zucker, sagt AGES-Expertin Hametner. Diese Produkte würden keine erhöhten Werte aufweisen, das Mineralöl lagere sich dort nicht ein. "Man kann die Schadstoffe nicht bestimmten Produkten zuordnen. Gefährdet sind grundsätzlich Produkte, die direkt in einem Karton verpackt sind, aber auch da gibt es Ausnahmen", erklärt Hametner. Aromatische Mineralöle, die in Verdacht stehen, Krebs zu erregen, seien in Lebensmitteln eher die Ausnahme. Dennoch werde man das Problem weiterhin beobachten. Es sei für den gesundheitlichen Aspekt wesentlich, dass die Gesamtbelastung an Mineralölkohlenwasserstoffen reduziert werde. "Bei Baby-Nahrungsmitteln greifen die Präventionsmaßnahmen bereits", sagt die AGES-Expertin. Die Werte seien dort verhältnismäßig gering.

Die Unterkommission "Gebrauchsgegenstände" der österreichischen Codex-Kommission (berät das zuständige Ministerium in Sachen Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz; Anm. der Red.) hat laut Experten außerdem vor kurzem Empfehlungen zu sicheren Verwendung von Recycling-Kartons ausgearbeitet.

Weiterführende Links:

Studie (2011) des Instituts für Umwelt und Lebensmittelsicherheit in Vorarlberg
Information der AGES zu Mineralölen in Lebensmitteln

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