Las Vegas: Das Gefängnis ist eine Folteranstalt

25 Tote in 4 Jahren: Das ist die Bilanz der unqualifizierten Gefängniswärter in Las Vegas. Jüngster Vorfall: Ein wegen geringfügiger Delikte eingesperrter Franzose wurde zu Tode geprügelt. Doch von diesem Fall existiert ein Video - und die Medien haben bereits eine Kopie.

Die Angehörigen eines im Gewahrsam der Polizei in Las Vegas umgekommenen Franzosen wollen mit einer Bundesklage die genaue Todesursache klären lassen. Die Anwälte der Familie begründeten den für kommende Woche geplanten Schritt am Montag mit mangelndem Vertrauen in die örtlichen Behörden. Der 33-jährige Philippe Le Menn war am 4. Jänner nach einem Handgemenge mit Gefängnisaufsehern gestorben. Nach einer von seinem Vater, Yves Le Menn, in Auftrag gegebenen privaten Autopsie erlitt er ein stumpfes Trauma.

"Ich bin darüber verzweifelt, was mit meinem Sohn geschehen ist", sagte Le Menn auf einer Pressekonferenz mit seinem Anwalt, Paul Hoffman in Los Angeles. Der erklärte: "Philippes Behandlung durch das Aufsichtspersonal war eine Verletzung seiner verfassungsmäßigen Rechte und der internationalen Rechte." Über das Handgemenge gibt es eine Videoaufzeichnung, die bereits von einigen US- und ausländischen Fernsehsendern gezeigt wurde. Darin ist zu sehen, wie vier oder fünf Beamte fünf oder sechs Minuten auf den nackten, mit Handschellen gefesselten Le Menn einschlagen. Der offizielle Bericht der Gerichtsmediziner steht noch aus.

Le Menn war in das Haftzentrum wegen minderer Delikte gebracht worden. Ihm wurde vorgeworfen, sich auf einem Schulhof ein Kind geschnappt und umarmt und gegen die Tür eines Schulbusses geschlagen zu haben. Im Gefängnis soll er dann unruhig geworden sein.

Le Menn ist der 25. Todesfall in dem Gefängnis in vier Jahren. Ein Anwalt der Amerikanischen Bürgerrechtsunion von Nevada, Gary Peck, sagte, vor vier Jahren sei eine Klage erörtert, nach "kosmetischen" Maßnahmen der Behörden aber nicht verfolgt worden. "Das Gefängnis ist überfüllt, die Bedingungen unhygienisch, es wird exzessiv Gewalt angewendet und die Leute, die mit den Gefangenen arbeiten, sind unzureichend ausgebildet", erklärte Peck. "Das ist der hässliche Unterleib von Las Vegas. Wenn ich Tourist wäre, wollte ich nicht da enden."