Lange Nacht der Forschung lockte fast 170.000 Besucher an

von Lange Nacht der Forschung lockte fast 170.000 Besucher an © Bild: APA/APA/TOBIAS STEINMAURER/TOBIAS STEINMAURER

2.800 Programmpunkte an 270 Standorten locken bundesweit

Zum 11. Mal ist am Freitag Österreichs größte Veranstaltung zur Wissenschaftsvermittlung, die "Lange Nacht der Forschung" (LNF24), abgehalten worden. An 270 Ausstellungsorten mit 2.800 Stationen in ganz Österreich konnten fast 170.000 Besucherinnen und Besucher bei freiem Eintritt einen Abend lang Forschung und Wissenschaft hautnah erleben, zog die Projektleitung in der Nacht auf Samstag per Aussendung eine zufriedene Bilanz.

Bis 23.00 Uhr standen am Freitag Forschungsprojekte, neuartige Technologien und Erkenntnisse im Mittelpunkt. Einen möglichst leicht verständlichen, unterhaltsamen Einblick in ihre Arbeit gaben Tausende Forscherinnen und Forscher vom Neusiedler- bis zum Bodensee. Über 169.000 Menschen - 44.730 davon in Wien - ließen sich dies laut Veranstalterangaben nicht entgehen.

Bei durchwegs freiem Eintritt und diesmal ohne Konkurrenz durch Badewetter mit Werten über 30 Grad Celsius lockten verschiedenste Formate zur Vermittlung von Forschung, Technologie und Innovation (FTI). Das Spektrum reichte von Mitmachstationen aller Art, über Vorträge, Workshops, Quizzes bis zu Ausstellungen oder Science-Shows. Insgesamt beteiligten sich heuer 400 Organisationen bzw. Aussteller aus dem ganzen Land. Die "Lange Nacht der Forschung" ist eine Initiative von Bildungs-, Klimaschutz- und Wirtschaftsministerium und wird von den für die Forschungsagenden zuständigen Ressorts gemeinsam mit den Bundesländern getragen und ausgerichtet.

Alleine in der Bundeshauptstadt konnten Interessenten bei vor allem zu Beginn eher durchwachsenem Wetter mit wiederkehrendem Regen 52 Ausstellungsorte ansteuern: Darunter auch klassische LNF-Hotspots der vergangenen Ausgaben, der alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltung, wie an der Universität Wien, wo sich etwa Kinder bei einer "Familienvorlesung" in die Grundlagen der Physik einführen lassen konnten. Auch rund um die Medizinische Uni Wien wurde umfangreiches Programm geboten: Hier konnte man zum Beispiel echte menschliche Gehirne angreifen - selbstverständlich mit OP-Handschuhen. Am Wiener Heldenplatz, wo das Bildungs- bzw. Wissenschaftsministerium seine Zelte aufschlug, startete man mit sehr gut besuchten "Science-Shows" in den Abend.

Mit vielen Stationen lockte auch der Campus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien Innere Stadt, wo zum Beispiel auch das Naturhistorische Museum (NHM) und andere Ausstellungshäuser, Hochschulen und Co bei freiem Eintritt Überstunden schoben. Das Klimaschutzministerium bespielte das Innovationszentrum "CAPE10" nahe dem Wiener Hauptbahnhof.

Nicht fehlen durften zeitgeistgemäß diverse Stationen über fast alle Bundesländer verteilt, an denen vielfältige und in der Forschung immer präsenter werdende Künstliche Intelligenz(KI)-Systeme vorgestellt und erklärt wurden. Aber auch Robotiksysteme aller Art sind quasi Dauerbrenner und bei der LNF in der Regel schnell von Menschentrauben umgeben - so auch heuer. Als eines der Show-Highlights wurde bereits im Vorfeld der LNF die Verleihung des "Heinz Oberhummer Awards" für Wissenschaftskommunikation an die Macher des Wissenschaftspodcasts "Methodisch inkorrekt! (minkorrekt)" durch die Kabarettgruppe "Science Busters" am Wiener Heldenplatz hervorgehoben.

In der Tiroler Landeshauptstadt war das Interesse an den zahlreichen Forschungs- und Wissensstationen bei überaus wechselhaftem Wetter - das von leichtem Regen bis hin zu frühsommerlichem Sonnenschein reichte - durchaus groß. An der Innsbrucker Hauptuni ließ sich etwa in einem Vortrag der Frage nachgehen, ob "blinde Menschen wissen, wie es ist zu sehen".

Weniger philosophisch ging es wenige hundert Meter weiter im sehr gut frequentieren Chemie-Gebäude zu: Organe aus dem 3D-Drucker waren beispielsweise als Thema auf dem Tapet. Im Umfeld der geisteswissenschaftlichen Fakultät wurde es naturgemäß wieder theoretischer: Dort konnten die Besucher unter anderem ergründen, wie im Mittelalter gelebt wurde, was Computerspiele mit Literaturwissenschaft zu tun haben oder einer "Schreibwerkstatt" beiwohnen.

In Oberösterreich luden rund 140 Aussteller dazu ein, Wissenschaft zu erleben, darunter mehrere Universitäten und Fachhochschulen. Ein Highlight gab es am Campus der medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Uni (JKU) in Linz: Hier konnte das Publikum live zwei Operationen verfolgen - eine am Gehirn, eine am Herzen. Beides sorgte für regen Andrang. Darüber hinaus erfuhr man, welche Bilder eine Darmspiegelung liefert oder welche Rolle DNA-Sequenzierung in der Krebsbehandlung spielt.

Besonders groß war das Interesse wie gewohnt auch im Ars Electronica Center, wo man im Deep Space durch das Bühnenbild von Max Reinhardts "Faust"-Inszenierung aus den 1930er-Jahren wandeln konnte oder mehr zu Quantencomputern lernte. In der Linzer Tabakfabrik durften sich Interessierte selbst im Recyceln von Kunststoff versuchen. Und am JKU-Campus in Urfahr präsentierten sich die unterschiedlichsten technischen Forschungsbereiche, auch die neue Digitaluni IT:U öffnete ihre Räumlichkeiten für Besucher. Zudem gab es im gesamten Bundesland, u.a. im Innviertel, in Wels und in Steyr viel zu entdecken und zahlreiche Firmen des Industriebundeslands luden Neugierige in ihre Labors und Werkstätten.

In der Steiermark nahm neben Graz, Kapfenberg und Leoben auch erstmals die Region Weiz teil - dort öffneten höhere Schulen sowie international erfolgreiche Unternehmen wie Magna Auteca oder Andritz Hydro ihr Pforten. In Graz wurde Besucherinnen und Besuchern ein Einblick in den neuen Standort der Anatomie sowie die Blutbank der Medizinischen Universität gewährt, welche mit 20 Millionen Proben die größte Europas ist. An der TU Graz wurden ein Roboterhund, ein Motorrad-Prüfstand sowie ein Föhn, der in die Badewanne fällt, gezeigt. "Der Forschergeist ist bei uns in der Steiermark ungebrochen. Wir messen uns wirklich mit den Top-Regionen in Europa", sagte Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) bei der Eröffnung im Grazer Lendhafen. Anschließend wurde dort bei den "Science Talks" über die Kombination von Mensch und Maschine, den Standort Steiermark 2050 und Klimaschutz diskutiert. Steiermarkweit gab es an 60 Schauplätzen über 400 Stationen zu erkunden.

(S E R V I C E - ; ; )