Kinostar Christian Clavier: "Komödie ist die beste Waffe"

von Kinostar Christian Clavier: "Komödie ist die beste Waffe" © Bild: APA/APA/AFP/JEFF PACHOUD

Christian Clavier setzt auf das Lachen als beste Waffe

Christian Clavier (71) ist einer der wirklich populären französischen Filmschauspieler. In zwei Filmen hat er den pfiffigen Gallier Asterix an der Seite von "Obelix" Gerard Depardieu gespielt. Gleich drei Mal hat er "Monsieur Claude" das Gesicht gegeben, einem Familienvater, der das Beste daraus zu machen versucht, dass seine vier Töchter allesamt Männer aus anderen Kulturkreisen heiraten. In der nun startenden Komödie "Oh la la" spielt er einen blasierten Adeligen.

Vieles an dem Film von Julien Hervé scheint an die Culture-Clash-Komödien rund um Monsieur Claude zu erinnern. "Nein, nein, es ist ein neuer Film, eine neue Figur, aber man könnte vielleicht sagen, dass der von mir gespielte Frédéric Bouvier-Sauvage ein Cousin von Monsieur Claude ist, jemand aus seiner Familie", meint Clavier im Interview mit der APA. "Es ist ein anderes Thema, aber aus einem ähnlichen Blickwinkel auf das Leben. Und es gibt einen anderen Mechanismus, der bedient wird: Ein Familientreffen erhält mit dem Trick von DNA-Tests, die etwas über die Abstammung der handelnden Personen verraten, eine ganz neue Wendung, ja eine richtige Beschleunigung."

Christian Clavier ist Komödienspezialist. Nichts, wofür man sich genieren müsste, meint er. "Natürlich geht es vor allem darum, den Leuten eine gute Zeit zu verschaffen. Es ist schön, wenn wir sie zum Lachen bringen können. Auf der anderen Seite bringt es sie aber auch dazu, etwas Distanz zu bekommen. Das hinterfragt dann die Klischees, mit denen wir spielen. Wenn wir etwas aus solchen Filmen lernen können, dann, uns möglichst ein wenig anders zu verhalten als die Figuren auf der Leinwand."

"Oh la la" sei "kein Film mit Botschaft, aber für Julien Hervé war der Standesunterschied zwischen den Menschen, die er zeigen wollte, natürlich ein wichtiges Thema". Auf griffige Weise würden in der Auseinandersetzung zweier Familien aus Adel und Mittelstand nationale wie soziale Klischees und Vorurteile behandelt. Die seien Fakten, mit denen man umgehen müsse, meint Clavier: "Natürlich müssen wir versuchen, sie zu bekämpfen - aber über sie zu lachen, sie lächerlich zu machen, ist der beste Weg, das zu tun. Deshalb ist die Komödie die beste Waffe gegen Vorurteile."

Ist es auch ein Klischee, dass das Filmland Frankreich zwar für seine Problem- und Arthouse-Filme weltweit geliebt wird, die Mehrheit der Franzosen selbst aber weniger anspruchsvolle Filme bevorzugt? "Die Trennung in Festivalfilme und Publikumsfilme gibt es schon sehr lange, da gibt es auch nichts daran auszusetzen. Dass es nur eine einzige große Filmfamilie gibt, ist ein Mythos. Die einen finanzieren sich an der Kasse, die anderen aus öffentlichen Geldern. Das ist eben so." Dass ausgerechnet sein ehemaliger Filmpartner Gerard Depardieu eine der Zentralfiguren der MeToo-Debatte über Verhalten am Filmset ist, die in den vergangenen Wochen in Frankreich wieder aufgeflammt ist, bringt Clavier nicht aus der Ruhe. "Es ist eine wichtige Diskussion, die geführt werden muss. Und natürlich würde ich heute bei Dreharbeiten anders reagieren als damals."

In "Oh la la" ist Didier Bourdon, der einen Autohändler und künftigen Schwiegervater von Bouvier-Sauvages Tochter spielt, sein wichtigster Partner. In dem Musical "Ein Käfig voller Narren" standen die beiden bereits gemeinsam auf der Bühne. "Das war vor über zehn Jahren, wir haben das in Paris zwei Jahre lang insgesamt über 300 Mal gespielt, der Erfolg war enorm. Wir kennen einander also sehr gut und hatten eine große Freude, in diesem Film wieder miteinander spielen zu können. Wir haben dabei beide voneinander gelernt."

Christian Clavier hatte seine ersten Schritte im Metier als Mitbegründer der Komikergruppe "Le Splendid" gemacht. "Ich habe im Cafétheater begonnen, dann aber 25 Jahre in Paris auf der großen Bühne gespielt. Es war eine schöne Zeit, aber ich vermisse sie auch nicht. Vielleicht werde ich noch einmal für so eine Unternehmung wie 'Ein Käfig voller Narren' zurückkehren, aber das braucht viel Kraft und lässt auch nicht viel Zeit fürs Privatleben. Aber ich habe keinen Druck, denn glücklicherweise habe ich ja einige Filmangebote", schmunzelt er.

Im Sommer wartet ein ganz anderes Spektakel auf die Pariser: die Olympische Spiele. Nicht alle Franzosen sind davon begeistert. Christian Clavier schon. "Das ist ein fantastisches, außergewöhnliches Ereignis. Ich war 2012 gerade nach London übersiedelt, als dort die Spiele stattfanden. Es war eine tolle Atmosphäre. Natürlich wird es im Sommer das eine oder andere Problem geben, aber insgesamt sollten wir glücklich sein, dass so ein Weltereignis nach Paris kommt. Ich bin absolut optimistisch. In Frankreich gibt es einen Sprichwort: Le pire n'est jamais sure. Das Schlimmste ist nie sicher."

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)