Italiener entwickeln erdbebensichere Museumsvitrine

Mailänder Firma investiert in innovative Technologie, um Kunstschätze vor Erschütterungen zu schützen

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Einen seismischen Isolator für Schaukästen hat etwa die Mailänder Firma Goppion entwickelt. Ein antiseismischer Sockel dämpft kleine bis große Erschütterungen. Dank besonderer Platten werden wertvolle Exponate isoliert, Reibungsdämpfer absorbieren den Erdstoß. Der seismische Isolator kann sowohl bei einem neuen Schaukasten als auch bei bereits bestehenden Museumsvitrinen angewendet werden. Wenn Museum oder Ausstellungsgebäude den modernsten Standards entsprechen, werden die Vitrinen so fest an den Wänden angebracht, dass sie auch bei schweren Erschütterungen nicht umkippen.

Nach den Erdstößen des vergangenen Jahres, die wertvolle Monumente und Objekte in Umbrien und den Marken schwer beschädigt haben, ist in Italien die Nachfrage nach antiseismischen Vitrinen stark gewachsen. Die seismischen Isolatoren sind auch für Vitrinen in Gebäuden gefragt, die sich unweit von Bahn- oder U-Bahnlinien befinden und daher ständig leichten Erschütterungen ausgesetzt sind.

"Unser Ziel ist es, die Meisterwerke der Menschheit zu schützen und sicherzustellen, dass sie an künftige Generationen weitergegeben werden können. Wir arbeiten täglich mit Museen zusammen, um dieses Ziel zu erreichen", berichtet der Mailänder Sandro Goppion. Seit Jahrzehnten stellt seine Firma gläserne Spezialvitrinen her, die unter anderem die Kronjuwelen von Queen Elizabeth und die Mona Lisa im Louvre schützen.

Ob Erdbeben- oder Attentatsgefahr, Feuchtigkeit oder starker Besucherzustrom: Das Unternehmen entwickelt Lösungen für die speziellen Bedürfnisse jedes Museums. In seiner Technologiewerkstatt am Stadtrand von Mailand hat der Unternehmer mit Liebe zur Geschichte und Philosophie perfekt klimatisierte Vitrinen hergestellt, die die Feuchtigkeit durch ein Mischsystem aus Kieselgel und Peltier-Zellen stabil halten.

Dank seiner Vorliebe für Geschichte und modernste Technologie hat Goppion die Museumsvitrinen ins digitale Zeitalter geführt. So hat er "intelligente Schaukästen"mit Sensoren entwickelt, die die Regelung von Licht und klimatischen Bedingungen aus der Ferne erlauben. Sie ermöglichen auch eine personalisierte und interaktive Kommunikation mit dem Publikum. Statt auf Schautafeln zu starren, kann der Besucher nun über das Smartphone in seiner Muttersprache Informationen über den Kunstschatz abrufen, den er gerade bewundert.

Die 1952 von Goppions Vater gegründete Firma hat sich von einer kleinen Glasfabrik in der Peripherie Mailands zu einem Marktführer in der Produktion von Spezialvitrinen entwickelt, einem hochtechnologischen Sektor, auf dem Goppion mit nicht mehr als fünf Rivalen konkurriert. Um im technologischen Bereich auf Topniveau zu bleiben, werden zwischen zehn und 15 Prozent des Firmenumsatzes, circa 21 Millionen Euro pro Jahr, in Innovation investiert. Die Strategie rentiert sich: Seit 2010 ist der Firmenumsatz durchschnittlich um 20 Prozent pro Jahr gewachsen. 85 Prozent davon wird im Ausland, vor allem in Frankreich und Großbritannien, generiert.

In London hat Goppion 1992 den Durchbruch geschafft. Der Buckingham Palace beauftragte ihn, Vitrinen für die Kronjuwelen des britischen Königshauses herzustellen. Mit seinen Spezialvitrinen, die er ausgerechnet für den Schutz der weltweit wertvollsten Sammlung von Diamanten im Tower von London entwickelte, setzte sich Goppion gegen mehrere namhafte Konkurrenten durch.

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