Italien will NGO-Aufsicht für Flüchtlingseinrichtungen in Libyen

Rom will sechs Millionen Euro für bessere Lebensbedingungen in den libyschen Flüchtlingslagern zur Verfügung stellen

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Rund 20 Hilfsorganisationen nahmen die Einladung an, darunter Ärzte ohne Grenzen (Medecins sans frontieres/MSF) und Save the Children. Sechs Millionen Euro will die Regierung in Rom für bessere Lebensbedingungen in den libyschen Flüchtlingslagern zur Verfügung stellen, berichtete die italienische Tageszeitung "La Stampa" am Freitag.

"Wir wollen Flüchtlinge im libyschen Inferno nicht sich selbst überlassen. Wir sorgen uns um das Schicksal der Flüchtlinge in Libyen. Daher wollen wir humanitäre Organisationen unterstützen, noch bevor das UNO-Flüchtlingswerk UNHCR oder die Internationale Migrantenorganisation in Libyen aktiv werden", sagte der italienische Vize-Außenminister Mario Giro.

Am kommendem Sonntag soll ein Beauftragter der italienischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit in Tripolis eintreffen. Ziel des italienischen Außenministeriums ist, dass die ersten NGOs innerhalb eines Monats Zugang zu den libyschen Flüchtlingslagern erhalten. Noch unklar ist, wie die Sicherheit der Helfer garantiert werden soll. Die Zusammenarbeit mit den libyschen Behörden sei von ausschlaggebender Bedeutung, meinte Giro.

Mit scharfen Worten hat sich die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen am Donnerstag an alle EU-Regierungen gewandt, um auf die Missstände für Flüchtlinge in Libyen aufmerksam zu machen und für ein Umdenken in der Flüchtlingspolitik einzutreten. Mit europäischen Geldern werde ein "kriminelles System der Misshandlung und Ausbeutung unterstützt", hieß es in dem am Donnerstag veröffentlichten offenen Brief.

In dem Schreiben berichtet die internationale Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen, Joanne Liu, vom "florierenden Geschäft mit Entführungen, Folter und Erpressung" von Flüchtlingen in Libyen. "Und die EU-Regierungen haben die bewusste Entscheidung getroffen, Menschen unter genau diesen Bedingungen festhalten zu lassen."