Israels Botschafter: Iran bedroht auch Europa

von Israels Botschafter: Iran bedroht auch Europa © Bild: APA/ROBERT JAEGER

Botschafter Roet bezeichnet Österreich als einen der größten Freunde Israels

Die internationale Gemeinschaft hat nach Ansicht Israels Warnungen vor dem Iran nicht ernst genug genommen. "Die Menschen sollten aufwachen. Das ist nicht nur eine Bedrohung für Israel. Die Raketenkapazitäten des Iran bedrohen Europa, sogar die USA", warnte der israelische Botschafter in Österreich David Roet im Gespräch mit der APA. Österreich bezeichnete der Diplomat als "einen der größten Freunde, die Israel hat."

Roet forderte eine Isolation des Iran. "Die Länder sollten aufhören, freundschaftliche Beziehungen mit einem Land zu haben, das die größte Gefahr für den Weltfrieden bedeutet." Die Tatsache, dass die iranischen Revolutionsgarden bisher noch nicht auf Terrorlisten stünden, zeige, dass die internationale Gemeinschaft die israelischen Warnungen vor dem Iran nicht ausreichend aufgegriffen habe.

Israel werde auf den iranischen Großangriff mit rund 300 Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern reagieren "in einer Art und zu einer Zeit, die wir entscheiden", betonte der Botschafter. "Wir müssen dem Iran keine Warnung geben." Für die Bitten der internationalen Gemeinschaft an Israel, in seiner Reaktion besonnen zu agieren, hat der Botschafter nur bedingt Verständnis. "Stellen Sie sich vor, dass Ihr Land mit 300 Geschoßen angegriffen wird, mit Raketen bestückt mit einer halben Tonne Sprengstoff, und jemand sagt dir: 'Oh bitte, überreagiere nicht.'"

Israel sei Teil der internationalen Arena und werde die eigene Sicherheit ebenso wie die Sicherheit seiner Partner berücksichtigen. "Aber der Iran kann kein anderes Land angreifen, schon gar nicht Israel, und im Gegenzug wird nichts passieren."

Der Besuch des israelischen Außenministers Israel Katz in Wien, der wegen des iranischen Angriffs verschoben wurde, solle sehr bald nachgeholt werden. Katz hätte mit Außenminister Alexander Schallenberg und Bundeskanzler Karl Nehammer (beide ÖVP) zusammentreffen sollen, berichtete Roet. Der Minister wäre von Angehörigen israelischer Geiseln begleitet worden, die am 7. Oktober von palästinensischen Terroristen in den Gazastreifen verschleppt wurden.

Von dem entführten österreichisch-israelischen Doppelstaatsbürger Tal Shoham gibt es nach Angaben Roets seit dem 7. Oktober keine Nachricht und keine Informationen über seinen Aufenthalt. "Das ist eine Tragödie." Der Diplomat verwies gleichzeitig auf 133 Menschen, die sich bereits seit fast 190 Tagen in Geiselhaft befänden. "Sie müssen zurückkommen". Israel habe laut Roet über Vermittlung mit der Hamas verhandelt. "Israel werden schreckliche Dinge vorgeworfen. Aber die Wahrheit ist: Es ist die Hamas, die 'Nein' sagt und es ist Israel, das einen guten Deal anbietet."

Angesprochen auf die hohe Zahl ziviler Opfer im Gaza-Krieg kritisierte Roet, dass die Welt die Opferzahlen der Hamas als wahr akzeptiere. "Ich bin 100-prozentig sicher, dass die Opferzahlen der sogenannten Hamas-Gesundheitsbehörde nicht korrekt sind und in ihrer Mehrheit eine Lüge." Der Botschafter betonte gleichzeitig, dass Israel keine Unbeteiligten verletzen wolle. "Jedes getötete Kind, jede getötete Frau, jeder getötete Mann, der nicht involviert war, ist eine Tragödie. Aber Schuld daran ist nicht Israel."

Israel bekämpfe "einen Feind, der sich nicht um seine eigenen Zivilisten kümmert." Die Hamas verstecke sich in Tunnels, missbrauche Menschen als Schutzschilder und schieße aus Menschengruppen heraus. Roet zeigte sich überzeugt, dass die Hamas dennoch militärisch besiegt werden könne. Israel werde alles in seiner Macht Stehende tun, damit die Hamas nicht mehr fähig sein werde, "Mörder nach Israel zu schicken". Allerdings sei das palästinensische Volk von der Ideologie "gekapert" worden. Die Ideologie der Hamas auszurotten, werde Zeit brauchen. "Die Welt lag falsch darin, es einer Terroristenorganisation zu erlauben, den Gazastreifen für so viele Jahre zu führen."

(Das Interview führte Alexandra Demcisin/APA)