"Irma" - Florida in Angst
vor dem Monster-Hurrikan

5,6 Millionen Einwohner aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen

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Auf der besonders bedrohten Inselgruppe der Florida Keys wurde den Bewohnern mit Nachdruck nahe gelegt, die Gegend zu verlassen. "Noch gibt es ein kleines Fenster, um herauszukommen, aber es schließt sich schnell", erklärte der Krisenmanager von Monroe County, Martin Senterfitt, in einem Facebook-Aufruf. Das Zentrum des Sturms könnte die Florida Keys den Vorhersagen zufolge am Sonntagmorgen (Ortszeit) erreichen. Es wird erwartet, dass der Hurrikan mit Windstärken von bis zu 250 Kilometern pro Stunde auf Land trifft.

Nach Behördenangaben wurden alle Krankenhäuser und Notaufnahmen auf der Inselgruppe geschlossen. Notunterkünfte gab es auf den Inseln nicht. Die Behörden richteten aber vorübergehende Zufluchtsstätten ein. Auf der Inselgruppe leben rund 70.000 Menschen.

"Das ist der große Hurrikan, vor dem wir uns alle auf den Florida Keys gefürchtet haben", sagte Bezirksverwalter Roman Gastesi. "Niemand sollte mit seinem Leben spielen. Wenn ihr die Keys verlassen könnt, solltet ihr das jetzt tun. Wartet nicht." "Es ist nicht zu spät, um aus den Keys herauszukommen!!!", schrieb der US-Wetterdienst im Kurzbotschaften-Dienst Twitter mit Blick auf die bei Touristen beliebte Inselkette im Süden Floridas. "Sie haben noch Zeit, an diesem Morgen herauszukommen! Bitte, die Keys sind nicht sicher", warnte die Behörde.

Zuvor hatte der zwischen den höchsten Kategorien 4 und 5 schwankende Wirbelsturm mehrere Karibikinseln verwüstet. Dort rückte mit "Jose" bereits der nächste Hurrikan an. Floridas Gouverneur Rick Scott hatte bereits am Freitag alle 20 Millionen Einwohner aufgerufen, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten. "Irma" werde schlimmer als Hurrikan "Andrew" sein, bei dem im Jahr 1992 65 Menschen ums Leben gekommen waren.

Hunderttausende Einwohner Floridas sind seit Freitag auf der Flucht vor dem anrückenden Wirbelsturm. Auf den beiden Highways entlang der Küsten bewegten sich Autokolonnen in Richtung Norden. Das normalerweise belebte und touristische Miami Beach war am Samstag wie ausgestorben. "Sagt nein zu Irma" oder "Irma, du machst uns keine Angst" war auf Holzplanken zu lesen, mit denen viele Ladeninhaber ihre Geschäfte verrammelten. Für Miami Beach wurden Wellen von knapp vier Metern und schwere Überschwemmungen vorhergesagt.

"Niemand kann sich auf eine Sturmflut vorbereiten", sagte der Salsa-Club-Besitzer David Wallack, der dennoch versuchte, seinen Club bestmöglich abzusichern. "Sie können alles zerstören", sagte er. "Man kann nur alles, was geht, in einen Koffer packen und hoffen."

Das US-Militär mobilisierte in Erwartung des Hurrikans tausende Soldaten. Dem US-Verteidigungsministerium zufolge wurden insgesamt fast 14.000 Angehörige der Nationalgarde in Alarmbereitschaft versetzt. Damit sollten Such- und Rettungsmissionen sowie Evakuierungen unterstützt werden. Mehrere große Marineschiffe bereiteten sich auf Hilfseinsätze vor.

"Irma" war am Freitagabend (Ortszeit) in Kuba auf Land getroffen und wurde zu diesem Zeitpunkt wieder in die höchste Kategorie fünf hochgestuft. Am Samstagmorgen wurde der Hurrikan auf Kategorie vier herabgestuft.

Kubanische Behördenvertreter meldeten am Samstag "erhebliche Schäden" im Landesinneren, ohne nähere Details zu nennen. Opfer seien hingegen zunächst nicht registriert worden. In Kuba waren in Erwartung des Sturms mehr als eine Million Menschen in Sicherheit gebracht worden.

"Irma" hatte in den vergangenen Tagen bereits auf mehreren Karibikinseln schwere Verwüstungen angerichtet und mindestens 19 Menschen getötet. Der staatliche französische Versicherer CCR schätzte die auf den besonders schwer getroffenen Inseln Saint-Martin und Saint-Barthelemy entstandenen Schäden am Samstag auf 1,2 Milliarden Euro.

Meteorologen beobachteten unterdessen zwei weitere Atlantik-Stürme, "Jose" und "Katia". "Katia" traf in der Nacht auf Samstag als Hurrikan der Kategorie eins auf die Ostküste Mexikos und wurde anschließend zum Tropensturm herabgestuft. Dennoch wurde vor "lebensbedrohlichen Überschwemmungen und Schlammlawinen, insbesondere in bergigen Regionen" gewarnt.

Sorge bereitete vor allem "Jose", der als Hurrikan der Kategorie vier auf die bereits von "Irma" schwer getroffenen Karibikinseln vorrückte. "Jose" behinderte am Samstag die dortigen Rettungsarbeiten nach "Irma", da Schiffe mit Hilfsgütern nicht auslaufen konnten und Flugzeuge am Boden bleiben mussten.

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