Ex-General Prabowo gewann Präsidentenwahl in Indonesien

von Ex-General Prabowo gewann Präsidentenwahl in Indonesien © Bild: APA/APA/AFP/YASUYOSHI CHIBA

Prabowo nach seiner Stimmabgabe am Mittwoch

In Indonesien wird aller Voraussicht nach ein Ex-General mit dunkler Vergangenheit neuer Präsident: Prabowo Subianto hat die Wahl am Mittwoch mit überragendem Vorsprung für sich entschieden. Nach Schnellauszählungen kommt der 72-jährige amtierende Verteidigungsminister auf etwa 57 bis 59 Prozent der Stimmen. Am Abend erklärte Prabowo sich zum Wahlsieger.

Alle Berechnungen zeigten, dass der Gewinner bereits nach der ersten Wahlrunde feststehe, sagte er vor Anhängern in der Hauptstadt Jakarta. Seine Regierung werde allen gleichermaßen dienen, unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, Religion oder sozialem Hintergrund, versprach er: "Dieser Sieg muss ein Sieg für das gesamte indonesische Volk sein."

Seine Kontrahenten - der frühere Gouverneur von Jakarta und Ex-Bildungsminister Anies Baswedan und der Gouverneur der Provinz Zentraljava Ganjar Pranowo - lagen laut den Schnellauszählungen mit etwa 24 Prozent und 17 Prozent weit abgeschlagen dahinter.

Bei den Zahlen handelt sich um die Resultate sogenannter Schnellauszählungen von Stimmzetteln, die von privaten Meinungsforschungsinstituten bei ausgewählten Wahllokalen im ganzen Land vorgenommen wurden. Bei früheren Wahlen haben sich die Werte als zutreffend erwiesen. Vorläufige offizielle Ergebnisse werden spätestens am Abend Ortszeit erwartet. Das offizielle Ergebnis soll aber erst Ende März verkündet werden.

Rund 205 Millionen Menschen waren im viertbevölkerungsreichsten Land der Welt stimmberechtigt. Die meisten der 820.000 Wahllokale schlossen um 13.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr MEZ). Der 72-jährige Prabowo galt bereits zuvor in Umfragen als haushoher Favorit auf die Nachfolge von Präsident Joko Widodo.

Das seit 2014 amtierende Staatsoberhaupt, genannt Jokowi, darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Als Vizepräsidenten hat Prabowo aber Jokowis 36-jährigen ältesten Sohn Gibran Rakabuming Raka nominiert. Dafür ließ der Staatspräsident selbst dem Verfassungsgericht die Vizepräsidentschaftskandidatur seines Sohnes erlauben, obwohl der in der Bevölkerung beliebte Gibran laut Gesetz für dieses Amt eigentlich mindestens 40 Jahre alt sein müsste. Kritiker werfen dem Noch-Präsidenten daher auch vor, eine politische Familiendynastie aufbauen zu wollen.

Aufregung gab es noch einmal am vergangenen Wochenende, als ein Dokumentarfilm des prominenten Investigativjournalisten Dandhy Laksono im Netz viral ging. In "Dirty Vote" wird Jokowi vorgeworfen, staatliche Mittel genutzt zu haben, um die Wahl zugunsten Prabowos und seines Sohnes zu manipulieren. Das Video wurde millionenfach geklickt - hat aber offenbar am Wahlausgang nichts geändert.

Denn bei der Bevölkerung kam das Gespann trotz aller Kritik extrem gut an - auch dank einer cleveren Social-Media-Kampagne, bei der sich Prabowo wahlweise als tanzender Opa oder mit seiner Katze Bobby Kertanegara inszenierte. "Er steht für Kontinuität, vor allem was den wirtschaftlichen Aufschwung unter Jokowi betrifft", sagte Ketut Oka, Bewohner der Insel Bali. "Er war der einzige Kandidat, der genügend Erfahrung für das Amt mitbringt."

Für Wayan Laksmi, die im Ort Ubud an der Rezeption eines Hotels arbeitet, gab hingegen die Nominierung Gibrans als Vize-Präsident den Ausschlag. "Am liebsten hätten wir, dass Jokowi im Amt bleibt. So ist wenigstens sein Sohn mit an der Regierung", erklärte sie. Mit dieser Meinung ist sie nicht alleine: Viele im Land schwärmen für den Noch-Präsidenten, unter dem sich Indonesien seit 2014 zu einer stabilen Demokratie und einem der mächtigsten Akteure im gesamten Indopazifik entwickelt hat.

Das war nicht immer so. Zwischen 1967 und 1998 wurde der Inselstaat vom brutalen Diktator Suharto regiert. Unter ihm war Prabowo mächtiger General. Ein Drittel aller Wahlberechtigten in Indonesien ist aber jünger als 30 Jahre: Die Gen Z war zu dieser Zeit noch gar nicht geboren. Dass Prabowo der Schwiegersohn Suhartos war und ihm ebenfalls Menschenrechtsverletzungen während dessen Herrschaft vorgeworfen werden, scheint bei der Wahl keine Rolle gespielt zu haben. Insbesondere soll er als Mitglied einer Eliteeinheit an der Entführung und Folter von über 20 regimekritischen Aktivisten im Jahr 1998 beteiligt gewesen sein. Von rund einem Dutzend der damals Entführten ist der Verbleib bis heute unbekannt.

In dem riesigen Land mit seinen etwa 17.000 Inseln und drei verschiedenen Zeitzonen eine Wahl zu organisieren, war eine Herkulesaufgabe. Stimmzettel und Wahlurnen mussten teils zu Fuß durch den Dschungel geschleppt werden. Auch Pferde und Boote kamen zum Einsatz.

Mit 274 Millionen Einwohnern ist der G20-Staat die drittgrößte Demokratie und das größte muslimische Land der Welt. Das Archipel ist dank riesiger Nickelerz-Vorkommen auch die größte Volkswirtschaft Südostasiens. China und die USA sind die wichtigsten Handelspartner, wobei Jakarta immer um eine möglichst neutrale Haltung gegenüber den beiden Großmächten bemüht ist.