"Ich war Che Guevaras Kampfgefährte":
Revolutionär Oberst "Urbano" im NEWS-Talk

"Reaktionäre Kräfte werden Ideen nie akzeptieren" "Obama ist Produkt des kapitalistischen Systems"

"Ich war Che Guevaras Kampfgefährte":
Revolutionär Oberst "Urbano" im NEWS-Talk

NEWS: Wie kam es dazu?

Leonardo Núñez: Regisseur Soderbergh wollte Che so authentisch wie möglich darstellen und sich nicht nur auf dessen Aufzeichnungen verlassen, sondern eben auch auf Menschen, die Che gut kannten. So kam ich ins Spiel.

NEWS: Und sind Sie mit dem Resultat letztlich zufrieden?

Núñez: Del Toro ist nah dran am echten Che, vermag dessen Willensstärke und Überzeugung wahrhaftig wiederzugeben. Che war keiner, der Emotionen freien Lauf ließ, sondern bewahrte immer einen kühlen Kopf, selbst damals in Bolivien, als unsere Lage schon aussichtslos war.

NEWS: Im Film wird Che als selbstloser, idealistischer Kämpfer für das Gute dargestellt. Kritiker warfen ihm hingegen vor, Stalin verehrt zu haben und gegen Gegner äußerst brutal vorgegangen zu sein. Wo liegt die Wahrheit?

Núñez: Die Frage ist doch, wer ihn damals wie heute kritisiert. Die reaktionären Kräfte werden seine Ideen nie akzeptieren, und da ihnen diese Ideen bis heute gefährlich erscheinen, versuchen sie vergeblich, Che zu diskreditieren und das Bild, das er hinterließ, zu zerstören.

NEWS: Doch worin besteht sein Erbe? Wofür hat er gekämpft?

Núñez: Die Welt hat sich dank ihm verändert, bloß die USA sind dieselben geblieben: Sie treten mit dem Stiefel auf jedes Land, versuchen ausländische Politiker, ja ganze Staaten zu kaufen. Doch das funktioniert immer weniger. Blicken Sie nach Lateinamerika: Das, was in Venezuela mit Hugo Chávez begann und was in Bolivien und anderswo eine Fortsetzung findet, ist ein Erbe Ches, nämlich Politiker, die für das eigene Volk arbeiten und nicht für die USA.

NEWS: Also keine Hoffnung auf Veränderung durch Obama?

Núñez: Obama ist ebenso ein Produkt des kapitalistischen Systems. Sollte er die Interessen dieses Systems nicht vertreten, wird es schlecht um ihn bestellt sein. Doch Kuba bleibt bereit zum Dialog.

NEWS: Was passiert auf Kuba nach dem Tod der Castros?

Núñez: Die Ideen der Revolution sind unsterblich, auch wenn deren Anführer nicht mehr am Leben sein werden.

Interview: Christoph Lehermayr

Das komplette Interview lesen Sie im NEWS 30/09 nach