Der Hochzeitsprofi

Hoppalas, Trends, Heirat im Ausland & Finanzen: Ein Wiener Wedding Planner erzählt

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Jetzt läuft die Planungssaison für die Hochzeiten 2015. Und jede Braut möchte, dass ihre Hochzeit perfekt ist. Welche Fehler machen die meisten bei den Vorbereitungen?
Am falschen Platz sparen. Wenn sie sagen, das Essen ist nicht so wichtig und sie sparen beim Caterer. Die Gäste finden das Essen und das Service sehr wohl wichtig. Und auch beim Fotografen sollte man nicht knausrig sein. Hochzeitsfotografie ist ein Handwerk. Im Ausland wird dafür immer viel Geld eingeplant, in Österreich leider nicht. Wenn ausländische Brautpaare hier heiraten und ich sage ihnen die Preise unserer Fotografen, sind sie immer erstaunt, wie günstig diese vergleichsweise sind. Die Österreicher schlucken hingegen schon bei diesen Tarifen. Da heißt es eher: "Ach, der Freund von dem Freund oder der Bruder von meiner Sekretärin fotografiert auch ganz gut." Und dann passiert es immer wieder, dass man von den Bildern enttäuscht ist. Gerade von den Fotos in der Kirche. Dort sind die Bedingungen oft wirklich schwierig und einem Laien gelingen selten tolle Aufnahmen. Und dann ist da natürlich noch die Musik. Einmal musste ich eine total katastrophale Band von der Bühne holen, weil die Musik so schrecklich war. So etwas kann eine Hochzeit ruinieren!

Wie haben Sie die Situation gerettet?
Ich habe die iPhones einiger Gäste eingesammelt und wir haben die Musik auf ein Laptop übertragen. Mein Techniker hat dann mit diesen Liedern DJ gespielt und den Abend gerettet.

Was war abgesehen davon die absurdeste Situation oder das größte Hoppala, das Sie als Wedding Plannerin erlebt haben?
Gott sei Dank ist noch nie etwas wirklich schief gegangen, aber ich hatte mal eine Braut, die während der Planungszeit ganz normal war, am Tag ihrer Hochzeit aber total ausgerastet ist. Sie wurde völlig hysterisch und hat ununterbrochen gekreischt - und das bis um 4 Uhr in der Früh. Die schrägste Anfrage war, als mich eine weinende Braut zehn Tage vor ihrer Hochzeit am 20. Dezember angerufen hat. Sie meinte, ich wäre ihre letzte Rettung. Sie hatte gerade alle Lieferanten gekündigt und ich müsste ihr jetzt unbedingt helfen.

Haben Sie den Auftrag angenommen?
Ja, aber man muss sich das vorstellen: Ich habe 7 Tage vor dem Ja-Wort erst die Location besichtigt und hatte de facto nur 4 Tage Zeit, um die Hochzeit auf die Beine zu stellen. Jeder Lieferant hat mich gefragt, ob ich geisteskrank bin. Kein Wunder, wenn man kurz vor Weihnachten 4 Tage im Voraus Silberbesteck und ähnliches anfragt. Aber im Endeffekt hat dann doch alles funktioniert.

Mit welcher Vorlaufzeit rechnet man sonst bei einer Hochzeit?
Im Idealfall entscheidet man sich 12 Monate im Voraus für die Örtlichkeiten. In der Hochzeitshochsaison gibt es nur 8 bis 10 Samstage und an diesen Tagen heiratet das ganze Land. 6 Monate braucht man dann aber im Schnitt für die Detailarbeit. Wenn ich für eine gesamte Hochzeit engagiert werde, bin ich über einen Zeitraum von einem Jahr laufend damit beschäftigt. Locationsuche, Einladungen, Drucksorten - das sind die ersten Schritte. Dann geht es ans Eingemachte. Wer sind die Caterer? Welche Blumen? Wie soll das Musikprogramm aussehen?

Gibt es diesbezüglich im Moment besondere Trends?
Zum Glück eigentlich nicht. Meine Vision ist, dass eine Hochzeit das individuellste Event ist, das man planen kann. Natürlich gibt es immer wieder Farbtrends. Eine Zeit lang war Grün-Weiß irrsinnig modern, jetzt sind alle Nuancen von Lila total gefragt.

Viele holen sich ihre Ideen auch über Wedding-Blogs. Arbeiten Sie auch damit?
Die besten Wedding Blogs kommen aus Amerika. Dort als Lieferant gefeatured zu werden, ist unfassbar schwierig. Auf diesen Seiten sieht man Hochzeiten, wo der Fotograf 6.000 Euro gekostet hat, und die Fotos sind dementsprechend zum Niederknien. Ich schaue mir auch solche Blogs an, aber ich persönlich lasse mich lieber von amerikanischen Zeitschriften inspirieren. (Tipp der Redaktion: Auch Maryam Yeganehfar hat einen Blog - einfach mal reinschauen!)

Hochzeiten werden in den letzten Jahren gerne in die Bundesländer oder ins Ausland verlagert. Wie sehen Sie diesen Trend?
Wenn man sich das Einkommensniveau in Österreich anschaut, dann sind vor allen Dingen Hochzeiten in Wien unverhältnismäßig teuer. Ich schaffe es oft, in den Bundesländern oder im Ausland ein ganzes Wochenende zum selben Preis zu organisieren, den man in Wien für einen Abend auslegt. Viele haben aber doch noch Hemmungen ihren Gästen eine Reise anzutun. In England und Amerika ist das anders. Da sind es die Menschen gewohnt während der Saison für Hochzeiten hin und her zu fliegen.

Was spricht für eine Hochzeit im Ausland?
Hochzeiten im Ausland sind einfach wesentlich spannender und das Ergebnis ist jedes Mal einzigartig und auch für die Gäste unvergesslich. Ich habe zum Beispiel eine Hochzeit in Las Vegas organisiert. Das ist schon lange her, aber wann auch immer ich Gäste von dieser Reise treffe, schwärmen alle noch immer davon. Wenn man es rechtzeitig ankündigt, ist das auch den Gästen gegenüber nicht unfair. Manche kombinieren so eine Reise gleich mit einem Urlaub und freuen sich riesig darüber. Ein Jahr im Voraus sollte man den Termin aber spätestens bekannt geben.

Gerade im Ausland ist es völlig normal, einen Wedding Planner zu engagieren. In Österreich ist dieses Business hingegen noch eher jung.
In Amerika sind Wedding Planner Usus. Da gibt es auch ein ganz eigenes Verständnis dafür, wie wertvoll eine solche Dienstleistung ist. "Eine Dienstleistung bringt mir etwas" - das ist dort der Zugang. In Österreich hat sich diese Art zu denken noch nicht so großflächig durchgesetzt. Das Verständnis, dass ein Wedding Planner zwar etwas kostet, aber eigentlich ein riesiger Bonus ist, ist noch nicht so verbreitet. Wenn man mich engagiert, nehme ich ja nicht nur Arbeit ab, sondern viele andere Dinge kosten auch viel weniger. Ich habe bessere Konditionen bei Lieferanten und mehr Erfahrung bei Verhandlungen.

Wie engagiert man einen Wedding Planner? Auf Tagesbasis oder für die gesamte Planung?
Man kann sich auch mit einem kleineren Budget einen Wedding Planner leisten, wenn man sich zum Beispiel einen Beratungstag einteilt. Dann kann man mit einem Profi die Timeline durchgehen, das Konzept besprechen und er vermittelt dir Ideen, was man machen könnte. Das kann sinnvoll sein, ist aber nur die halbe Miete. Man kauft sich Ideen - aber man muss sie ja dann auch umsetzen und daran scheitern dann viele. Für einen Wedding Planner, der die gesamte Hochzeit organisiert, braucht man schon ein etwas größeres Budget und das ist gerade in Österreich oft ein Thema. Aber eine Hochzeit zu planen ist ein Fulltime-Job. Jede Braut, die normal arbeitet und nebenbei eine Hochzeit organisieren will, kommt irgendwann drauf, dass das wirklich schwierig bis unmöglich ist. Ich werde ab und zu auch von Paaren engagiert, die drei Monate vor dem großen Tag erkennen, dass sie es nicht schaffen. Meistens plane ich eine Hochzeit aber von Anfang an mit.

Mit welchen Kosten muss man rechnen?
Man kann da eigentlich keine Richtpreise nennen, aber bei wirklich großen Hochzeiten sind es in etwa 10 Prozent des Gesamtbudgets. Man muss allerdings beachten: Man kann sagen, dass es ab einem Budget von 30.000 Euro realistisch ist, einen aufwendigen Wedding Planner zu engagieren. Wenn man für eine Hochzeit 15.000 Euro aufwendet, dann sind das nach diesem Durchschnittssatz 1.500 Euro für den Wedding Planner. Dafür kann man natürlich nicht eine neun Monate dauernde Gesamtorganisation erwarten, sondern nur punktuelle Einsätze. Außerdem gibt es enorme Qualitätsunterschiede. Manche Wedding Planner verlangen 45 Euro in der Stunde und liefern dafür aber nur ein 08/15-Programm ab, das man als Braut wohl auch selbst hinbekommen würde. Ich persönlich beginne bei einer Gesamtplanung ab einem Honorar von 4.000 Euro. Das Beratungsgespräch ist bei mir kostenlos, weil das ein Auftrag ist, bei dem die Sympathie wirklich passen muss. Sie müssen mit einem Wedding Planner im Prinzip rund neun Monate Ihres Lebens teilen. Es geht um DEN Tag im Leben. Wenn man sich da unsympathisch ist, sind beide Seiten unglücklich. Bei mir findet das Erstgespräch immer in meinem Büro statt, damit das Paar sieht, wie ich so bin, lebe und arbeite.

Haben Sie auch schon mal Kunden abgelehnt, weil die Chemie nicht gestimmt hat?
Vor kurzem hat mir eine Braut Bilder gezeigt und ich musste feststellen, dass ich so etwas auf keinen Fall machen kann. Aber man will ja niemandem ins Gesicht sagen, dass man dessen Vorstellungen hässlich findet. Da ist dann Fingerspitzengefühl gefragt.

Wie findet man einen guten Wedding Planner?
Das erkennt man an der Handschrift der jeweiligen Person. Wenn man sich die Homepage anschaut und die Galerien durchklickt, bekommt man einen guten Eindruck, welcher Stil präferiert und umgesetzt wird. Wenn man auf solch einer Seite sieht, dass alle Hochzeiten gleich aussehen und sich nur die Farbe verändert, dann kann man sich schon ausmalen, wie derjenige arbeitet. Aber eigentlich soll sich in der Hochzeit ja das Paar widerspiegeln. Deshalb schaue ich mir auch das Zuhause meiner Kunden an, um ein Gefühl für ihren Stil zu bekommen.

Sollte man auch die Ausbildung des Wedding Planners checken?
Nicht wirklich. Es gibt mittlerweile ja schon eigene Wedding-Planner-Kurse. Eine Praktikantin von mir hat so ein mehrwöchiges Seminar besucht. Mit meiner jahrelangen Erfahrung könnte ich ehrlicherweise nicht behaupten, dass sie da viel gelernt hat, was sie im echten Job auch wirklich braucht. In meiner Branche kommt es tatsächlich eher auf die Erfahrung, die Kontakte und den persönlichen Stil an.

Kontakt und weiterführende Infos:
www.yamyam.at
Maryam Yeganehfars Blog

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