Hickersberger eliminiert Maierhofer, Kuljic
& Dober: Österreichs Kader für die EM steht

Ohne Janko, Schiemer, Weissenberger, Ibertsberger "Hicke": Entscheidungen seien nicht immer rational

Das Nationalteam geht mit den Stürmern Roland Linz, Erwin Hoffer, Martin Harnik und Roman Kienast in die EURO 2008. Das Quartett erhielt den Vorzug gegenüber Stefan Maierhofer, Sanel Kuljic und Marc Janko. Auch Andreas Dober, Andreas Ibertsberger, Markus Weissenberger und Franz Schiemer müssen das ÖFB-Camp verlassen. Das gab Teamchef Josef Hickersberger bei der Nominierung seines 23-Mann-EM-Kaders bekannt.

Hickersberger eliminiert Maierhofer, Kuljic
& Dober: Österreichs Kader für die EM steht

Hickersberger sprach zwar von "sieben Härtefällen", besonders schwierig dürfte die Entscheidung aber im Angriff gewesen sein. "Linz war aufgrund seiner guten Saison mit Braga mehr oder weniger der Einzige, der einen Fixplatz hatte", gab der 60-Jährige zu. Kienast habe sich sein Ticket mit seinem guten Auftritt und seinem Tor beim 1:1 gegen Nigeria gesichert.

Bereits am Montag hatte er dem Ham-Kam-Stürmer, der in diesem Jahr in der Meisterschaft noch nicht getroffen hat, mitgeteilt, dass er gegen die Afrikaner seine Chance bekommt. "Ich wollte ihn unter Druck setzen und habe ihm gesagt, dass er es in den eigenen Händen beziehungsweise Beinen hat. Er hat dann sehr schlecht trainiert, aber gegen Nigeria gut gespielt und ein schönes Tor erzielt. Deswegen hat er sich seine Nominierung verdient."

"Hicke" setzt auf Hoffers Schnelligkeit
Hoffer bekam von Hickersberger das Vertrauen, "weil er für jeden Verteidiger bei der EM mit seiner Explosivität ein Problem darstellen wird". Um den vierten Sturm-Platz war laut Teamchef "die Qual der Wahl am stärksten". Letztlich bekam Harnik das Vertrauen geschenkt. "Er ist dabei, weil er gegen Deutschland und die Niederlande hervorragend gespielt, in diesen Spielen schön mit Linz harmoniert und gegen Tschechien als Einwechselspieler ein schönes Tor gemacht hat", begründete "Hicke".

Hickersberger hob aber auch die Stärken der Ausgeschiedenen hervor. "Für Maierhofer sprach seine fantastische Frühjahrssaison und seine Präsenz im Strafraum, die bei Katastrophenfällen helfen könnte. Für Janko sprach seine technische Stärke. Er war eigentlich zwei Jahre lang unsere EURO-Hoffnung, war dann aber oft verletzt, und erst seit zwei, drei Tagen hat er zeigen können, dass er wieder der Alte wird. Aber das war etwas zu spät".

Auch um Kuljic, dem wohl die durchwachsene Frühjahrssaison aufgrund einer von Verletzungen geprägten Vorbereitung zum Verhängnis wurde, tat es dem 60-Jährigen leid. "Ich habe ihn jetzt erlebt, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Er hat im Training hart gearbeitet und immer die Zähne zusammengebissen."

Für Verteidiger entschieden
Nach den Angaben von Hickersberger gab es "um 1.32 Uhr" in der Nacht auf Mittwoch innerhalb des Betreuerstabs noch eine Diskussion, ob einer der fünf Innenverteidiger Platz für einen Stürmer machen sollte, der Teamchef sah dann aber davon ab. "Im internationalen Fußball muss man immer damit rechnen, dass der eine oder andere Innenverteidiger gesperrt ausfällt. Deshalb haben wir die Sicherheits-Variante gewählt."

Als einziger zentraler Abwehrspieler muss Franz Schiemer die Koffer packen. "Er hatte im Winter keine Vorbereitung und musste auf Sardinien die Zähne zusammenbeißen, weil er Schmerzen im Knöchel hatte. In Lindabrunn hat er wieder Anschluss gefunden. Ich habe mich aber trotzdem für Patocka entschieden, weil er bei Rapid in dieser Saison 35 Spiele gemacht hat, ein Muster an Verlässlichkeit war und im Training kaum Fehler gemacht hat", erklärte Hickersberger, nach dessen Angaben die Fitness ein wesentliches Kriterium bei der Kader-Selektion war.

Dober bescheinigte der 60-Jährige, der sich bei allen heimreisenden Kickern ausdrücklich bedankte, eine hervorragende Saison bei Rapid, "obwohl er dort auch längere Zeit infrage stand. Aber er hat gezeigt, dass man in der WM-Qualifikation wieder mit ihm rechnen kann".

Katzer statt Ibertsberger
Den Vorzug von Markus Katzer gegenüber Ibertsberger begründete Hickersberger folgendermaßen: "Ich habe ihn nur mitgenommen (Anm.: in den Großkader), weil ich ihm zeigen wollte, dass er, obwohl er viel Pech mit Verletzungen und Erkrankungen hatte, zur Nationalmannschaft gehört. Er hat uns dann alle im Training so überzeugt, dass wir gesagt haben, er ist für die EM die bessere Lösung als Ibertsberger, der überaus verlässlich und auf zwei Positionen einsetzbar ist. Dennoch hatte Katzer gewisse Vorteile. Ich kenne ihn von Rapid und habe Vertrauen in seine offensive Stärken."

Weissenberger wurde sein vor kurzem erlittener Muskelfaserriss zum Verhängnis. "Er hat eine gute Saison bei Frankfurt gespielt, sich aber zum unglücklichsten Zeitpunkt verletzt", meinte Hickersberger. Außerdem habe sich Ümit Korkmaz auf der linken Seite als starke Alternative gezeigt, und im Mittelfeld-Zentrum war Ivica Vastic nicht mehr zu verdrängen. "Vastic hat über die Saison gezeigt, dass ihm der Vorzug gebührt." Außerdem verfüge der 38-Jährige über die größere Erfahrung und sei eigentlich schon als möglicher Ersatz für Andreas Ivanschitz gesetzt gewesen.

Hickersberger gab zu, dass die Personalentscheidungen nicht immer rational begründbar seien. "Ich kann mich mit den Kollegen vom Betreuerstab absprechen und mit manchen Spielern über ihre Eindrücke sprechen, was ich auch getan habe. Aber letztlich muss ich entscheiden", erklärte der Coach, nach dessen Angaben sich in der EM-Vorbereitung ein Teamgeist entwickelt hat, "wie ich ihn auch bei einem Verein selten gesehen habe".

Teamchef von Auswahl überzeugt
An seiner persönlichen Auswahl hegt der Teamchef keinen Zweifel. "Ich bin überzeugt, dass es die Richtigen sind", erklärte der Niederösterreicher in Anlehnung an seinen Satz bei der Großkader-Bekanntgabe, er habe "nicht die Besten, sondern die Richtigen" selektioniert. Hickersberger schränkte aber auch ein: "Letztlich werden die EM-Spiele der Gradmesser sein. Wenn wir nicht ins Viertelfinale kommen, werden alle sagen, es waren nicht die richtigen Spieler."

Der Teamchef hatte den Betroffenen die persönlichen Hiobsbotschaften nicht wie ursprünglich angekündigt in Einzelgesprächen, sondern vor versammelter Mannschaft nach dem Auslaufen Mittwochvormittag auf dem GAK-Trainingsplatz überbracht, weil er den dort postierten Medienvertretern nicht die Gelegenheit geben wollte, schon rund eine Stunde vor der Bekanntgabe Rückschlüsse auf die Kader-Zusammenstellung ziehen zu können.

EM-KADER ÖSTERREICHS
Tor:
1 Alexander Manninger AC Siena 04.06.1977
21 Jürgen Macho AEK Athen 24.08.1977
23 Ramazan Özcan TSG 1899 Hoffenheim 28.06.1984
Verteidigung:
3 Martin Stranzl Spartak Moskau 16.06.1980
4 Emanuel Pogatetz Middlesbrough FC 16.01.1983
12 Ronald Gercaliu FK Austria Wien 12.02.1986
13 Markus Katzer SK Rapid Wien 11.12.1979
14 György Garics SSC Napoli 08.03.1984
15 Sebastian Prödl SK Sturm Graz 21.06.1987
16 Jürgen Patocka SK Rapid Wien 30.07.1977
17 Martin Hiden SK Austria Kärnten 11.03.1973
Mittelfeld:
2 Joachim Standfest FK Austria Wien 30.05.1980
5 Christian Fuchs SV Mattersburg 07.04.1986
6 Rene Aufhauser Red Bull Salzburg 21.06.1976
7 Ivica Vastic LASK Linz 29.09.1969
8 Christoph Leitgeb Red Bull Salzburg 14.04.1985
10 Andreas Ivanschitz Panathinaikos Athen 15.10.1983
11 Ümit Korkmaz SK Rapid Wien 17.09.1985
19 Jürgen Säumel SK Sturm Graz 08.09.1984
Angriff:
9 Roland Linz SC Braga 09.08.1981
18 Roman Kienast Ham-Kam 29.03.1984
20 Martin Harnik SV Werder Bremen 10.06.1987
22 Erwin Hoffer SK Rapid Wien 14.04.1987

DIE NICHT-NOMINIERTEN:
Markus Weissenberger, Andreas Ibertsberger, Franz Schiemer, Andreas Dober, Sanel Kuljic, Marc Janko, Stefan Maierhofer

(apa/red)

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