Helmut Zilk hat seine letzte Ruhe gefunden: 6.000 Trauernde bei Abschiednahme in Wien

Trauersitzung im Rathaus - Requiem im Stephansdom Ansprachen von Fischer, Havel und Gusenbauer<br> PLUS: Alle Bilder von den Trauerfeierlichkeiten

Helmut Zilk hat seine letzte Ruhe gefunden: 6.000 Trauernde bei Abschiednahme in Wien

"Österreich verdankt ihm sehr viel und Wien umso mehr." Mit diesen Worten würdigte Bundespräsident Heinz Fischer bei der Sitzung im Rathaus seinen einstigen Weggefährten. Zilks Tod habe im ganzen Land unglaubliche Betroffenheit ausgelöst. Der frühere SPÖ-Politiker sei zurecht als Ausnahmepolitiker, Brückenbauer und leidenschaftlicher Gestalter mit Volksnähe gelobt worden, sagte Fischer, der auch persönliche Worte an Witwe Dagmar Koller richtete: "Liebe Dagmar, Helmut hat niemanden unberührt und unbeeindruckt gelassen."

Letzte Reise des Helmut Zilk
Die letzte Reise des Helmut Zilk führte zunächst in den Stephansdom. Der Sarg mit dem verstorbenen Altbürgermeister wurde am Vormittag vom Rathaus, wo er zwei Tage lang aufgebahrt war, zum Wiener Wahrzeichen gebracht. Dort wurde er nicht nur von den Angehörigen, sondern auch von zwei Fiaker-Kutschen empfangen. Sie hatten zu Ehren des einstigen Stadtoberhaupts vor dem Riesentor Aufstellung genommen. Die Bevölkerung konnte anschließend bis 12.00 Uhr im Dom Abschied von Zilk nehmen.

Trauersitzung im Rathaus
Danach die offizielle Trauersitzung im Rathaus statt. Neben Bundespräsident Fischer ergriffen dort Bürgermeister Michael Häupl, Ex-ORF-Generalintendant Gerd Bacher sowie der frühere tschechische Staatspräsident Vaclav Havel das Wort. Die Bundeshauptstadt, so sagte Häupl, habe einen "Stadtvater" verloren: "Und mir persönlich geht es fast so, als hätte ich meinen zweiten Vater verloren."

Spuren von den Tätigkeiten und Leistungen Zilks
Wenn man heute durch die Bundeshauptstadt gehe, sehe man überall Spuren von den Tätigkeiten und Leistungen Zilks. Diese würden von der Donauinsel über die Wohnbauoffensive und den U-Bahn-Ausbau bis hin zu kulturpolitischen Errungenschaften reichen. Zilk habe Wien heller und freundlicher gemacht und sei über die Grenzen des Eisernen Vorhangs hinweggeschritten, so Häupl.

Verdienste für das österreichische Fernsehen
Ex-ORF-Generalintendant Gerd Bacher würdigte Zilks Verdienste für das österreichische Fernsehen. Der Verstorbene sei ein fulminanter TV-Direktor gewesen. Bacher erinnerte auch an Zilks Verbindungen in die damalige Tschechoslowakei und die "Stadtgespräche", die Zilk in den 1960er Jahren moderierte. Vaclav Havel bezeichnete Zilk nicht nur als persönlichen Freund, sondern auch als einen Freund der Tschechoslowakei bzw. der tschechischen Republik. Havel entschuldigte sich im "Namen der Tschechen" noch einmal für Spionagevorwürfe, die in den 1990er Jahren gegen Zilk erhoben worden waren.

Requiem im Stephansdom
Das feierliche Requiem im Stephansdom leitete Kardinal Christoph Schönborn. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer hob dort in seiner Rede hervor, dass Zilk von einer Liebe zu den Menschen geprägt gewesen sei, die es ihm ermöglicht habe, auch nach dem Briefbombenattentat "zu verzeihen, zu vergeben, zu versöhnen": "Er ist jener aufgeklärte und tolerante Mensch geblieben, der er vorher war." Der Auszug des Konduktes aus dem Stephansdom erfolgte unter den Klängen der "inoffiziellen" Wiener Landeshymne, dem Donauwalzer. Das Requiem wurde auch live auf eine Videowall am Stephansplatz übertragen.

Beisetzung am Zentralfriedhof
Im Anschluss daran erfolgte die Beisetzung des Altbürgermeisters am Zentralfriedhof. Zilk wurde in einem Ehrengrab unweit der Präsidentengruft bestattet. Zuvor war der Verstorbene in einer Kutsche, die von vier Pferden gezogen wurde, von Tor 2 zu seiner letzten Ruhestätte gebracht worden. Zilks Sohn Thomas würdigte in einer persönlichen Grabrede seinen Vater als großes Vorbild für viele Menschen. Neben engen Familienmitgliedern nahm auch die Bevölkerung Abschied: Laut Polizei wohnten mehr als 3.000 Trauernde der Zeremonie bei. Insgesamt nahmen an den Trauerfeiern rund 6.000 Menschen teil.

(apa/red)