Schadenfreude?

„Ich habe meine Grundsätze nicht an der Garderobe der Hofburg abgegeben“

von Heinz Fischer im Portrait © Bild: NEWS/Ricardo Herrgott

Der Bundespräsident im NEWS-Interview zu Heer, Salzburger Spekulationen und den Versuchungen der Politik.

NEWS: Herr Bundespräsident, sind Sie mit dem Ausgang der Volksbefragung nur zufrieden – oder empfindet auch ein Staatsoberhaupt einmal Schadenfreude?

Fischer: Ich freue mich, aber Schadenfreude hat da wirklich keinen Platz und keinen Grund. Es ist eine gute Entscheidung, und jetzt muss sie so umgesetzt werden, dass das Bundesheer Fortschritte macht und die Bevölkerung den größtmöglichen Nutzen daraus hat.

NEWS: Und Norbert Darabos soll das als Verteidigungsminister umsetzen, obwohl er als „lame duck“ gilt?

Fischer: Darabos traut sich diese Aufgabe zu, und Kanzler sowie Vizekanzler stehen zu ihm. Ich hatte inzwischen ein Gespräch mit ihm, und wir wollen bestmöglich zusammenarbeiten und nicht zurück-, sondern nach vorne blicken.

NEWS: Darabos sagt, eine Reform des Bundesheeres wird mehr Geld kosten. Sehen Sie das als Oberbefehlshaber des Bundesheeres auch so?

Fischer: Natürlich würden sich der Verteidigungsminister und die Offiziere mit mehr Geld leichter tun, aber wie in anderen Ressorts wird man sich auch im Verteidigungsministerium nach der Decke strecken müssen. Zuerst muss Klarheit über einen gemeinsamen Weg für die Zukunft des Bundesheeres geschaffen werden, und dann wird man gemeinsam an der Finanzierung arbeiten.

NEWS: Die stärksten Argumente für die Wehrpflicht waren Zivildienst und Katastrophenhilfe. Ist das für den Oberbefehlshaber nicht merkwürdig, dass die eigentliche Sicherheitsfrage so nachrangig ist?

Fischer: Menschen entscheiden aus positiven Motiven, aber auch aus negativen, wenn sie Schaden oder Nachteile befürchten. Aber ohne positive Bewertung des Wehrdienstes wäre das Abstimmungsergebnis nicht möglich gewesen. Es stimmt ja auch nicht, dass im Falle eines Einsatzes wie z. B. an der jugoslawischen Grenze nur wehrpflichtige Rekruten, die zum ersten Mal einen Karabiner in der Hand haben, zur Verfügung stehen. Wir haben heute schon Berufssoldaten, haben eine Miliz und bilden zusätzlich Rekruten aus. Und die Leute wissen auch, dass das Bundesheer bei Auslandseinsätzen sehr positiv beurteilt wird.

»Keine Legitimation den Zivildienst zu kürzen«

NEWS: Wäre es jetzt, da alle die Zivildiener so loben, nicht an der Zeit, sie ebenso kurz zu verpflichten wie die Grundwehrdiener? Die längere Zeit war historisch ja eine Bestrafung für die Verweigerung des Dienstes mit der Waffe.

Fischer: Unser System aus Bundesheer und Zivildienst wurde gerade bestätigt. Daher hat man keine Legitimation, den Zivildienst zu kürzen und zu schwächen.

»Grundsätze nicht an der Garderobe abgegeben«

NEWS: Sie waren über Jahrzehnte Mitglied der SPÖ.

Fischer: Was hat das damit zu tun?

NEWS: Haben Sie beim SPÖ- Schwenk mitgelitten? Oder verkneifen Sie sich als Bundespräsident solche Gefühle?

Fischer: Ich bin der SPÖ am 12. Februar 1956 beigetreten und habe meine Mitgliedschaft am 8. Juli 2004 bei meiner Angelobung als Bundespräsident ruhend gestellt. Ich habe als Bundespräsident meine Gesinnung und meine Grundsätze nicht an der Garderobe der Hofburg abgegeben, aber ich bemühe mich, mein Amt mit größtmöglicher Objektivität und meinem Gewissen folgend wahrzunehmen.

NEWS: Über Ihre Gefühle beim SPÖ-Schwenk wollen Sie nicht sprechen?

Fischer: Ich spreche gerne auch über Gefühle, aber in diesem Fall war es für mich klar, auf jener Position zu bleiben, die meiner Überzeugung, der Verfassung und auch dem aktuellen Regierungsprogramm entspricht.

Das ganze Interview mit Bundespräsident Heinz Fischer lesen Sie in der aktuellen Printausgabe von NEWS (03/2013)

Kommentare

@pretorianer !sagt man in wien nicht sie sind dümmer als a BINGL fetzen ?

Praetorianer
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naja jetzt hat er wieder mehr oder weniger eien sehr wichtige aufgabe als oberbefehlshaber des BH. Sonst ist er eh unötiger als a bindl Fetzen. schad das er das net alles lesen tut was hier so geschrieben wird.

Ignaz-Kutschnberger
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...keine Sorge, er liest das schon... ;-) aber ich frag mich was Sie von ihm erwarten tun....außer dass er Österreich nach außen hin repräsentiert und Regierungen angelobt ...?? Haben die vor ihm leicht was anderes gemacht?? Eben!

Ignaz-Kutschnberger

HEINZI, lass dir den Kaffee schmecken :-)

bushmaster

War leicht was anderes zu erwarten vom OBER BEFEHLSHABER des HEERES ?

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