Gerhard Schröder: Der "Genosse der Bosse"

Schröder kann auf eine steile Karriere zurückblicken, in der er sich vom Marxisten zum Ministerpräsidenten wandelte und den Weg aus einem armen Elternhaus in die Top-Etagen von Politik und Wirtschaft beschritt. Diese Karriere krönte Schröder am 27. Oktober 1998, als er nach gewonnener Wahl als Bundeskanzler einer rot-grünen Regierung vereidigt wurde. Anfängliche Probleme mit seinem weiter links stehenden Finanzminister Oskar Lafontaine lösten sich durch das Ausscheiden des Widersachers aus dem Kabinett. Schröder übernahm auch das Amt des SPD-Vorsitzenden.

Schröder ist Probleme gewohnt. Er begegnet ihnen mit Ehrgeiz und Ausdauer, wie er es schon in jüngsten Jahren gelernt hat: Wenige Tage nach seiner Geburt am 7. April 1944 starb der Vater im Krieg. Die Kindheit verbrachte Gerhard in Armut in einem kleinen norddeutschen Dorf. Für eine gründliche Schulausbildung fehlte das Geld. Schröder lernte den Beruf des Kaufmanns, und erst als er selbst etwas verdiente, holte er abends die höhere Schulbildung nach.

1976 schloss er das Jus-Studium ab und wurde Rechtsanwalt. Schon 1963 war Schröder den Sozialdemokraten beigetreten, 1978 wurde er Vorsitzender der Jungsolizialisten. 1980 wurde er in das nationale Parlament in Bonn gewählt. 1990 gelang der Sprung ins Amt des Ministerpräsidenten von Niedersachsen. Als Schröder 1993 Vorsitzender der SPD werden wollte, entschied sich die Mehrheit gegen ihn. Erst Lafontaine, der 1995 Parteichef wurde, gelang es, Schröder wieder in die engste Parteiführung einzubeziehen.