Gangbetten - Wien setzt neue Maßnahmen zur Reduktion

Vorgabe an Häuser, Zahl um Hälfte zu reduzieren - Gesundheitsdialog abgehalten

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Um die Angelegenheit zu besprechen, hatte Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) zuvor zu einem Gesundheitsdialog geladen, an dem neben der KAV-Spitze auch Krankenhaus- und Personalvertreter, Patientenanwältin Sigrid Pilz und die Gesundheitssprecher aller Rathausfraktionen teilgenommen hatten. Das Gespräch sei sehr konstruktiv und sachorientiert gewesen, versicherte Frauenberger am Freitag in einer Pressekonferenz: "Wir haben ein klares Bekenntnis abgegeben, dass wir Gangbetten nicht wollen und dass niemand in einem Gangbett übernachten muss."

KAV-Direktor Michael Binder erklärte, wie man die Zahl der "temporären Überbelagsbetten", wie es im Spital-Jargon heißt, weiter drücken will. Dank eines im Vorjahr eingeführten "Gangbetten-Tools" - eine Art App, die beinahe in Echtzeit die jeweilige Auslastung anzeigt - soll die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen noch verbessert werden. Das heißt: Ist absehbar, dass eine Abteilung überfüllt wird, werden Patienten - sofern medizinisch möglich - in einer anderen untergebracht. Die Leute sollen also besser in den Häusern verteilt werden.

In der Vergangenheit war immer wieder behauptet worden, ganze Abteilungen und damit freie Betten würden u.a. wegen Personalmangels gesperrt. Das sei nicht der Fall, versicherte Binder. Bettensperren kämen zwar schon vor, aber vorrangig aus medizinischen Gründen: "Wenn ich in einem Drei-Bett-Zimmer einen Patienten mit einem besonderen Keim oder Virus liegen habe, kann ich da niemanden dazu legen."

Wie das Gangbetten-Monitoring gezeigt hat, gibt es vor allem am Wochenende und in der Nacht verstärkten Druck. Hier soll der stufenweise Ausbau der Zentralen Notaufnahmen Abhilfe schaffen, um mehr Patienten direkt dort versorgen zu können und damit die einzelnen Stationen weniger zu belasten, erklärte KAV-Direktorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb.

Der Krankenhausbetreiber lieferte heute auch Zahlen aus dem dritten und vierten Quartal 2017, die belegen sollen, dass die Problematik an sich doch recht überschaubar ist. Demnach musste pro Tag durchschnittlich einer von 696 stationären Patienten mehr als zwölf Stunden in einem Gangbett liegen. Das sind 0,14 Prozent. Die geringsten Werte verzeichneten das Kaiser-Franz-Josef-Spital und das Krankenhaus Hietzing (je 0,01 Prozent), am höchsten war der Anteil im Donauspital (0,40 Prozent) und im Wilhelminenspital (0,27 Prozent).

Nichtsdestotrotz gibt es nun die Vorgabe der Direktion, dass jedes Haus die Gangbettenzahlen, die zwischen zwölf und 24 Stunden belegt sind, bis zum Ende des ersten Halbjahres 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 50 Prozent zu minimieren. Verantwortlich dafür sind die Kollegialen Führungen der einzelnen Spitäler, wobei vorerst keine Sanktionen drohen, wenn das Ziel nicht erreicht wird, wie Binder sagte: "Wir sind ganz sicher, dass wir diese Zahlen aufwarten können." Gangbetten, in dem ein Patient mehr als 24 Stunden zubringen muss, sollen überhaupt bald der Vergangenheit angehören.

Laut Binder schlägt sich die aktuelle Grippewelle dieses Jahr übrigens nicht im Gangbettenbereich nieder. Der ausgearbeitete Grippeplan greife also. Frauenberger betonte, dass man bei aller Anstrengung nicht garantieren könne, dass es gar keine Gangbetten mehr gebe: "Ich möchte realistisch agieren und nicht populistisch."

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