"Frauen spielen einfach anders."

Fußball-Frauen-EM: Vergleich Männer vs. Frauen nicht gern gesehen

von
Sport - "Frauen spielen einfach anders."

David Alaba und Co. hatten vergangenes Jahr gegen Island mit einer 1:2-Niederlage den Aufstieg verpasst. Die Ausgangslage der Frauen ist mit jener der Männer aber nicht vergleichbar, deutlich besser. "Wir vergleichen uns gar nicht mit den Männern oder damit was vor einem Jahr war. Wir haben unser eigenes Turnier und wollen unsere eigene Geschichte schreiben, alles andere ist nebensächlich", verlautete ÖFB-Stütze Sarah Zadrazil.

»Wir sind eine Mannschaft, die Herren sind eine andere Mannschaft«

Dazu zählt die Tatsache, dass die ÖFB-Frauen im ersten EM-Spiel geschafft haben, auf was die Männer seit der WM 1990 (2:1 gegen USA) warten müssen - einen Sieg bei einem großen Turnier. "Wir sind eine Mannschaft, die Herren sind eine andere Mannschaft", betonte Defensivspielerin Sarah Puntigam.

Vergleiche zwischen Männer- und Frauenfußball leid

Teamchef Dominik Thalhammer ist es mittlerweile leid über Vergleiche zwischen Männer- und Frauenfußball Auskunft zu erteilen. "Seit ich in dieser Funktion bin, habe ich mit diesen Vergleichen gekämpft. Ich finde es einfach nicht gut", sprach der gebürtige Wiener Klartext.

»Die Frauen spielen einfach anders Fußball«

Willi Ruttensteiner, bei der EM vor Ort, sieht es genauso, den Frauenfußball als eigene Sache. "Die Frauen spielen einfach anders Fußball. Da geht es darum, sich auch für dieses Spiel zu begeistern, und auf dem Weg sind wir gerade in Österreich", erklärte der ÖFB-Sportdirektor. Eine Sache imponiert ihm besonders. "Meiner Meinung nach spielen die Frauen viel ehrlicher", betonte der 54-Jährige. Schwalben, theatralische Aktionen und vorgetäuschte Verletzungen gibt es kaum zu sehen.

»Wenn man das Zuschaueraufkommen, die Sponsoren, die Vermarktung sieht, dann muss man sagen, dass bei den Männern einfach ein anderes Geld dahintersteckt«

Aus technischer und taktischer Sicht brauchen sich ÖFB-Kapitänin Viktoria Schnaderbeck und Co. nicht verstecken. Unterschiede in Tempo, Kraft, Ausdauer sind normal. Dass das weibliche Geschlecht aus finanzieller Sicht deutlich das Nachsehen hat ist bekannt. "Wenn man das Zuschaueraufkommen, die Sponsoren, die Vermarktung sieht, dann muss man sagen, dass bei den Männern einfach ein anderes Geld dahintersteckt", weiß Schnaderbeck. Dadurch stehen die Kicker auch anders in der Öffentlichkeit.

Trainingsarbeit aber gleich

Die Trainingsarbeit ist größtenteils gleich, Coaches müssen aber mit dem weiblichen Geschlecht anders umgehen. "Im sozialen Bereich gibt es große Unterschiede. Frauen geht es sehr darum, gleich behandelt zu werden. Der soziale Gedanke steht sehr hoch, deshalb muss man das Konkurrenzdenken manchmal forcieren, weil es sonst ein bisschen auf der Strecke bleibt", schilderte der vor 2011 im Männerbereich tätig gewesene Thalhammer.

»Frauen sind einen Tick sensibler, hinterfragen Entscheidungen viel mehr«

Es ist daher nicht einfacher, ein Frauenteam zu coachen. "Frauen sind einen Tick sensibler, hinterfragen Entscheidungen viel mehr", sagte Schnaderbeck. Ihre Karrieren enden meist früher. "Als Frau brauchst du ein zweites Standbein, und es gibt vielleicht auch familiär die Frage, ob du Kinder willst. Da kannst du dir als Frau auch nicht so lange Zeit lassen wie ein Mann", erklärte Stürmerin Nina Burger.

Stellung der Frauen verbessert

Innerhalb des ÖFB hat sich die Stellung der Frauen verbessert. "Der Frauenfußball hat sich in den letzten fünf Jahren von einem Nebenschauplatz zu einem zentralen Inhalt im ÖFB entwickelt und wird nicht nur ernst genommen, sondern einer der wesentlichen Arbeitsinhalte auch in nächster Zukunft sein", gab ÖFB-Präsident Leo Windtner Einblick. Seit 2007 gibt es das Ressort für Mädchen- und Frauenfußball innerhalb der Direktion Sport.

Dass die Frauen aus budgetärer Sicht nicht mit den Männern mithalten können, sei "allgemein so, nicht nur in Österreich". Die Schere könne aber mit Erfolgen und einer weiteren Attraktivitätssteigerung in Zukunft etwas verkleinert werden. Der Weg dorthin stimmt. "Die Entwicklung im Spitzenfußball ist ausgezeichnet", betonte Ruttensteiner. Bei der EM stellt die ÖFB-Auswahl das unter Beweis.

Kommentare