"Fußball ohne Fans sinnlos!": Inter-Coach Mancini für Aussetzung der Meisterschaft

"Ohne Zuschauer hat es keinen Sinn zu spielen" Zuschauerschwund plagt Serie A seit Monaten

Der Trainer von Italiens Fußball-Meister und Tabellenführer Inter Mailand, Roberto Mancini, fordert eine Aussetzung der Meisterschaft bis alle italienischen Stadien den Sicherheitsstandards angepasst sind. "Ohne Zuschauer hat es keinen Sinn zu spielen, das ist kein Fußball mehr", erklärte Mancini. Das Giuseppe Meazza Stadion (San Siro) in Mailand, das sich Inter mit dem Stadtrivalen AC Milan teilt, ist wegen mangelnder Erfüllung neuer Sicherheitsmaßnahmen nur Dauerkarten-Besitzern zugänglich.

Mancini meinte, man sollte den Titel dem Tabellenführer zusprechen und die Meisterschaft vorzeitig beenden. Bereits in der vergangenen Saison hatte Inter im Rahmen des weit reichenden Manipulationsskandals den Meistertitel vom in die Serie B zwangsrelegierten Rekordchampion Juventus Turin "geerbt".

Inter spielte auf Grund der neuen Sicherheitsvorkehrungen nach dem Polizistenmord in Catania (Sizilien) in Verona erstmals unter Ausschluss der Öffentlichkeit, besiegte Chievo mit 2:0. Mehrere Inter-Fans demonstrierten vor dem Stadion in Verona gegen den Regierungsbeschluss, Stadien zu sperren, die den Sicherheitsstandards nicht entsprechen. Vier Inter-Ultras wurden festgenommen, nachdem vor dem Stadion Knallkörper explodiert waren, außerdem hatten sie Drogen und einige Schlagstöcke bei sich.

Das erste Wochenende mit den Besucher-Restriktionen unterstrich eine deutliche Entwicklung im italienischen Fußball. Die Zuschauer werden immer weniger. In den sechs Stadien, in denen am Sonntag Publikum zugelassen war, wurden lediglich 113.000 Zuschauer registriert - ein Schnitt von weniger als 20.000 pro Partie. Bereits in der laufenden Saison waren durchschnittlich nur 19.000 Menschen zu den Erstliga-Spielen gekommen. Ihr bestes Ergebnis hatte die Serie A in der Saison 1984/1985 erzielt, als im Schnitt fast 39.000 Fans pro Begegnung in die Stadien pilgerten.

Vor diesem Hintergrund schlägt Italiens Spielergewerkschaft (AIC) Alarm. "Diese Lage ist absolut Besorgnis erregend. Sie ist aber die Folge der Mentalität der Klubs, die in den vergangenen Jahren nur an die Einnahmen durch TV-Übertragungsrechte gedacht und Zuschauer als zweitrangig betrachtet haben", erklärte AIC-Präsident Sergio Campana.

Ein radikaler Mentalitätswechsel von Seiten der Klubs sei dringend notwendig. "Der italienische Fußball hat eine dramatische Phase hinter sich und versucht mit Mühe, an Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Niemand kann bestreitet, dass die Serie A an Glanz verloren hat. Italien braucht eine Kulturrevolution. Der Sport muss wieder in den Vordergrund rücken", meinte Campana.

Einen neuen Vorschlag präsentierte der Ex-Internationale Damiano Tommasi: Der langjährige AS-Roma-Spieler, der derzeit in Spanien für Levante spielt, forderte, dass Stadien, die auf Grund der mangelnden Sicherheitsvorkehrungen für die Öffentlichkeit gesperrt sind, lediglich für Schulkinder mit Begleitern geöffnet werden. "Wir müssen die Stadien den Familien öffnen, wollen wir die Gewalt bekämpfen", meinte Tommasi.

(apa/red)