Freigelassener Österreicher will nicht mehr nach Afghanistan

von Freigelassener Österreicher will nicht mehr nach Afghanistan © Bild: APA/APA/AFP/KARIM JAAFAR

84-jähriger Wiener will aus Rücksicht auf Familie nicht mehr nach Afghanistan

Entgegen ursprünglichen Angaben nach seiner Freilassung will der Österreicher Herbert F. Afghanistan doch nicht noch einmal besuchen. "Ich denke, es war Pech, aber zum Wohl meiner Familie möchte ich nicht mehr hinreisen", sagte der 84-Jährige nach Angaben der Kronen Zeitung (Onlineausgabe) am Montag bei seiner Ankunft in Wien. Beim Zwischenstopp in Katar hatte er vor internationalen Medien noch gemeint: "Ich denke, es war Pech, aber ich möchte es wieder besuchen."

"Es gab einige nette Leute dort, aber auch einige dumme Leute. Das tut mir Leid", sagte er laut dem Sender Al Jazeera am Sonntagabend in Doha über die Personen, die ihn gefangen gehalten hatten. Das Emirat Katar hatte die Freilassung des Mannes vermittelt. "Ich werde nicht sagen wie das Leben (dort) so war, aber ich bin glücklich hier zu sein und möchte auch Katar danken", sagte der Mann nach Angaben von Reuters TV. Vor seiner Heimreise sollte er in Doha medizinische Betreuung bekommen.

Der 84-Jährige hatte sich über eine langjährige Reisewarnung hinweggesetzt und war im Frühjahr 2023 bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate in das Land gereist, um zu beweisen, dass das Land wieder sicher ist. Im April 2023 veröffentlichte er ihm rechten Blatt "Info Direkt" einen Bericht von seiner zweiwöchigen Afghanistan-Reise im Herbst 2022. Der mit mehreren Bildern versehene Artikel trug den Titel "Urlaub in Afghanistan". "Dass Afghanistan nach dem Sieg der Taliban über die US-Besatzer und deren Lakaien wieder sicher ist, zeigt der Wiener Völkerfreund Herbert F., der im letzten Herbst über zwei Wochen das Land bereiste und mit vielen unterschiedlichen Menschen ins Gespräch kam", hieß es im Einleitungstext.

Bei der zweiten Reise hatte der Wiener weniger Glück, denn die extremistischen Machthaber nahmen ihn im Mai 2023 unter Spionageverdacht fest. "Es war ehrlicherweise eine Blamage für beide Seiten. Einerseits für mich, weil ich immer betont habe, wie sicher Afghanistan ist und andererseits weil sie einen österreichischen Oppositionellen verhaftet haben - obwohl sie eigentlich mit der Bundesregierung in Kontakt treten wollten", sagte der Mann nun der "Kronen Zeitung". Die Haftbedingungen seien "in Ordnung" gewesen, er habe keinen Hunger leiden müssen. "Psychisch war es aber grenzwertig. Andauernd wurde ich hingehalten und mir mehrmals die Freilassung versprochen."

Der 84-Jährige dankte allen Beteiligten an der Rettungsaktion, auch dem früheren EU-Abgeordneten Andreas Mölzer. Dieser hatte Ende September eine Delegation hochrangiger FPÖ-Politiker nach Kabul angeführt und verschaffte damit dem international nicht anerkannten "Außenminister" des Taliban-Regimes einen öffentlichkeitswirksamen Termin.

Die FPÖ hatte sich umgehend in scharfen Worten von dem Trip distanziert, warf in der Folge aber auch dem Außenministerium vor, zu wenig für die Freilassung des Mannes zu tun. Der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Martin Graf rief die Bundesregierung Anfang Februar bei einer Pressekonferenz mit der Tochter des 84-Jährigen öffentlich dazu auf, einer zentralen Taliban-Forderung nachzugeben und die afghanische Botschaft in Wien zu schließen.

Wie Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Sonntag mitteilte, ist es nur dem Einsatz von Katar zu verdanken, dass der betagte Österreicher wieder zu seinen Töchtern und Enkelkindern zurückkehren kann. Der frühere Außenamts-Generalsekretär und jetzige Sonderbeauftragte im Kanzleramt, Peter Launsky-Tieffenthal, hatte sich in diskreten Kontakten für seine Freilassung eingesetzt. Das Außenministerium leistete dem Mann zudem konsularische Hilfeleistungen über die österreichische Botschaft in Islamabad sowie die EU-Vertretung in Kabul. So wurden ihm dringend benötigte Medikamente und ein Hörgerät gebracht.

F. ist eine bekannte Figur der rechtsextremen Szene in Österreich. 1967 war er Gründungsmitglied der Nationaldemokratischen Partei (NDP), die 1988 verboten wurde. Nach Angaben des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) von 2015 war F. weiter in der rechtsextremen Szene aktiv.