Österreichs Pirat

Wie der austro-kanadische Milliardär die heimische Politik aufmischen will

von
Frank Stronach - Österreichs Pirat

Mit dem reichen Onkel aus Übersee verhält es sich so: Solange er ein tolles Auto fährt, bunte Geschenke mitbringt, den Kindern die Ausbildung finanziert, aber am Jausentisch den Schlapfen hält, mag man ihn sehr. Beginnt er jedoch, sich in die Familienpolitik einzumischen, matschkert man über ihn.

Mit Frank Stronach verhält es sich im Moment genauso. Solange er Tausende Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen schafft, Lehrstühle an unterfinanzierten Universitäten einrichtet, den darniederliegenden österreichischen Fußball sponsert, hofieren ihn Politiker. Jetzt will er sich einmischen, eine Partei gründen oder kaufen, vielleicht sogar selbst ins Parlament einziehen. Er präsentiert seine politischen Ideen in Hochglanzbroschüren, die Hunderttausende Euro gekostet haben mögen. Und nun beginnt die Politik über ihn zu lästern, denn es dräut ein Konkurrent heran.

Ein Milliardär hat’s schwer
Dass seine Ideen, soweit bekannt, nicht gewürdigt, sondern eher zerpflückt wurden, ergrimme Stronach, sagen seine Vertrauten. So sehr, "dass er nun umso entschlossener ist, es allen zu zeigen. Weil alle wie die Geißböcke herumhüpfen und toben, will er die Szene jetzt so richtig aufmischen. Er will und wird Österreich ein bissl was vortanzen.“

Leisten könnte sich Frank Stronach den Einstieg in die österreichische Politik ganz locker. Als armer Werkzeugmacher Franz Strohsack war er 1954 nach Kanada ausgewandert, musste auf dem Überseedampfer Kohle schaufeln. 1957 eröffnete er seine erste Firma in Toronto. Rasant arbeitete er sich hoch, am Ende stehen das internationales Autozulieferer-Imperium Magna International und Milliarden Dollar auf der Habenseite. Bei seinem Rückzug aus der Magna-Führung 2010 (er ist "nur“ noch Aufsichtsratspräsident und größter Einzelaktionär) bekam er eine Milliarde Dollar für neue, eigene Projekte. Damals sagte er: "Ich ziehe mich nicht zurück, im Gegenteil. Jetzt habe ich mehr Zeit für Neues.“

Zum Beispiel für ein Politik-Abenteuer. Zwei Szenarien kursieren in seinem Umfeld:

■ Die Gründung einer eigenen Partei. Dafür soll ein Startkapital von wenigstens 20 Millionen Dollar zur Verfügung stehen, zunächst zum raschen und professionellen Aufbau einer österreichweiten Parteistruktur. Schwerpunkte: Wien, Graz, Linz, Salzburg.

■ Oder Stronach kauft sich in eine bestehende Partei ein. Zwei Treffen mit Josef Bucher befeuern das Gerücht, der Austro-Kanadier würde das BZÖ übernehmen. Die Kleinstpartei ist günstiger zu haben. Sieben Millionen Euro sollen dafür veranschlagt sein. Vorteil: derzeit 16 Mandate im Nationalrat und damit eine politische Plattform bis zur Wahl. Freilich: BZÖ-Chef Bucher dementiert - noch (siehe S. 26).

Für beide Möglichkeiten - mit dem möglichen Namen "Allianz für Österreich“ - gilt: Stronach will für die Nationalratswahl im nächsten Jahr eine Liste mit 15 "äußerst prominenten“ Namen aus allen Lagern zusammenstellen. Gespräche dazu laufen auf Hochtouren. Ende Juni will Stronach "die Sensation“ präsentieren. Trotz Geheimhaltung sickern erste Protagonisten durch:

So soll Arnold Schwarzenegger - Stronach durch eine ähnliche Auswandererkarriere seelenverwandt - als werbliches Zugpferd gewonnen werden. Kandidieren soll er aber nicht, weil der kalifornische Ex-Governor dazu einen Meldezettel in Österreich bräuchte. Schwarzeneggers Erfolgsmotto aus der US-Wahl - "Clean House“ - ließe sich locker auf das korruptionsgebeutelte Österreich ummünzen. Ebenso sein Marken-Sager: "I’ll be back.“ In Sachen Umweltschutz, freies Unternehmertum und Bürokratieabbau ticken die beiden ähnlich.

Stronachs Chancen
Ob das bei den WählerInnen reingeht? Der PR-Berater Daniel Kapp meint: "Stronach hat offensichtlich einen gewissen Geschäftssinn und will ein Bedürfnis nach neuer Politik mit einer neuen Partei bedienen. Nach der Weltkugel, Magna Racino und der Austria ist das nun sein viertes etwas exzentrisches Projekt.“ Zweifel hat der Ex-Sprecher Josef Prölls an der Konstellation mit dem BZÖ. "Das BZÖ ist die Bad Bank der FPÖ - eine Partei mit vielen Altlasten, ohne jede Substanz. Denn hinter Bucher kommen mit Stefan Petzner, Gerald Grosz oder Peter Westenthaler Leute, die eher durch Lautstärke als durch Sachverstand auf sich aufmerksam gemacht haben.“

Dieses Problem hat freilich auch Stronach ausgemacht. Er will sich "Sauberkeit in der Politik“ auf die Fahnen heften und muss wissen, dass das mit einem wegen falscher Zeugenaussage verurteilten Mandatar nicht gut geht. Hinter den Kulissen tobt derzeit ein Streit, wie mit Peter Westenthaler verfahren werden soll.

Was immer dabei herauskommt, zumindest die Zielgruppe Stronachs ist klar. Kapp: "Es mag sein, dass er für eine gewisse Zeit in jenem Potenzial der Genervten reüssiert, in das auch die Piraten hineinstoßen. Vielleicht wählt man den Piraten Stronach.“

Allerdings schränkt er ein: "Es mag im ehemaligen Ostblock funktionieren, dass sich Milliardäre eine Partei kaufen. In Österreich hat die Demokratie eine Reife, in der so etwas dauerhaft nicht erfolgversprechend ist.“

Wie Stronach tickt
Der Bub aus Kleinsemmering bei Weiz in der Steiermark hat es allen gezeigt. Als er auswanderte, hatte er 200 Dollar in der Tasche. Beim ersten Heimatbesuch mit 28 Jahren fuhr er im großen Amischlitten vor. Das prägt das Selbstverständnis, aber auch das Bild, das andere von ihm haben.

Er ist - berechtigterweise - selbstbewusst im Auftreten, will aus der Erfolgsgeschichte heraus immer den Kurs vorgeben und die Entscheidungen treffen. Aus einer schweren Krise seines Firmenimperiums 1989 hat er gelernt. Danach musste jeder noch so kleine Kredit von der Zentrale abgesegnet werden. Und diese Lehre transferiert er jetzt in die Politik: Keine Schulden machen! Dass die politische Zentrale, die Bundesregierung, so hohe Staatsschulden abgesegnet hat, ist ihm ein Dorn im Auge. "Es geht um die Rettung Österreichs“, ist sein politisches Mantra.

Wer das als Wichtigmacherei interpretiert, irrt. "Ich glaube, dass er seiner Heimat etwas zurückgeben möchte. Er ist stolz auf seine Herkunft“, sagt der SPÖ-Abgeordnete Michael Schickhofer, der als junger Mann in Weiz und in Kanada bei Stronach als Ferialpraktikant werkte und den Kontakt zu ihm hält.

"Wer das Gold hat, macht die Regeln“, wird Stronach als Zitat zugeschrieben. Das Bedürfnis des Pferdesportfanatikers, die Zügel immer selbst in der Hand zu haben, wird ihm von kritischen (Ex-)Weggefährten als Beratungsresistenz und Starrsinn ausgelegt. Einer beschreibt seine Haltung als "Aufgeklärten Absolutismus: Alles für das Volk, aber nicht durch das Volk.“

Das geht oft gut, wie seine Firmenstory zeigt. Scheitert aber auch oft, wie sein durchwachsenes Engagement im hiesigen Fußball zeigt.

In seinem Ideenreichtum verdribbelt sich Stronach in überbordenden Projekten wie einem Vergnügungspark mit 200-Meter-Weltkugel in Ebreichsdorf. Und macht dann wieder grundvernünftige Dinge wie die finanzielle Unterstützung mehrerer österreichischer Unis. Für das eine lästert die österreichische Gesellschaft über ihn, für das andere hängt sie ihm Orden um.

Politisch hat es Stronach schon einmal probiert. 1988 kandidierte er für die Liberalen in Kanada und unterlag. 2004 führte seine Tochter Belinda Stronach die beiden konservativen Parteien zusammen, schaffte es aber nicht zur Chefin. Und so ein Scheitern treibt einen wie ihn richtig an.

Sein Netzwerk
Sein politisches Netzwerk in Österreich pflegt Stronach, seit er 1995 die Europazentrale von Magna im niederösterreichischen Oberwaltersdorf errichtet hat. Es besteht auch darin, Expolitiker aus fast allen Lagern aufzuklauben und in seine Projekte einzubinden. Unter ihnen: Karl-Heinz Grasser, Peter Westenthaler, Mathias Reichhold, Andreas Rudas, Franz Vranitzky und Herbert Paierl. Der steirische Ex-Wirtschaftslandesrat gilt als ein Mastermind hinter Stronachs politischem Engagement.

Als weiterer Name in diesem Zusammenhang wird jener des Ex-ATV-Chefs Tillmann Fuchs kolportiert, der Unterstützung in Sachen Öffentlichkeitsarbeit leisten soll. Dabei kein Nachteil: Die Familie Dichand, Eigentümer von "Kronen Zeitung“ und "heute“, schätzt Stronach. Und er sie.

Wer sich fürchten muss
Stronachs erklärtes Ziel sind wenigstens 15 bis 20 Prozent bei der nächsten Wahl, sagen Vertraute. Das würde ihn aus dem Stand zu einem politischen Faktor machen.

Politikexperten glauben, dass er der ÖVP brandgefährlich werden önnte, weil er Wirtschaftskompetenz signalisiert und die Schwarzen ohnehin schwächeln. Aber auch SPÖ und FPÖ sollten sich nicht in Sicherheit wiegen. Denn enttäuschte Wähler sind auf der Suche nach Neuem, und Protestwähler sind extrem flexibel. Stronach ist kraft finanzieller und medialer Potenz für alle eben entstehenden außerparlamentarischen Initiativen gefährliche Konkurrenz. Er könnte schneller als die Piraten die Politik entern.

Kommentare

Na da gibt\'s doch ein viel besseres Bild für Pirat Stronach Ins Netz gestellt 2 Wochen vo diesem Artikel
http://medicus58.wordpress.com/2012/05/02/pirat-stronach/

mir ist jede neue partei recht .... pirat stronach oder die piraten.

wenn ich nur nicht wieder diese korrupten altparteien wählen muß. ich will, daß deren abgeordnete aus dem parlament verschwinden!!!

Sicher. Nicht. Also die Liste der "aufgeklaubten" Expolitiker macht mich persönlich sicher.
Ganz. Sicher. Nicht.

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Frank schaut uns für dumm an,das Geld in der Schweiz versteuern ,aber in Österreich kanditieren ! Wie unser bester Finanzminister Karl Heinz .

vardka013@hotmail.com melden

Re: Frank schaut uns für dumm an,das Geld in der Schweiz versteuern ,aber in Nur, dass sein geld aus Kanada kommt...

außerdem seh ich das geld lieber in den händen eines fähigen mannes, als eines unfähigen...eh logisch oder?...scheinbar nicht...immmer heißts die politiker sind unfähig, dumm und korrupt...also warum sollte man wollen, dass diese es verwalten?...das passt irgendwie nicht zam

wären mehrere projekte oder unternehmen privat organisiert, würden diese besser laufen (skylink, öbb, usw)...keine frage...es gibt auch private misserfolge...nur tun diese den steuerzahler weniger weh

AdLa melden

Re: Frank schaut uns für dumm an,das Geld in der Schweiz versteuern ,aber in Alles recht und schön, aber die unbestrittenen wirtschaftlichen Erfolge von Herrn Stronach, sind noch lange keine Garantie, daß auch eine politische Betätigung erfolgreich verlaufen muß. Geld allein bringt keine Stimmen, da gehört schon mehr dazu ! Und eine Partei zu kaufen ????? finde ich nicht sehr gut.

vardka013@hotmail.com melden

Re: Frank schaut uns für dumm an,das Geld in der Schweiz versteuern ,aber in da hast du natürlich recht...war auch garnicht mein punkt

wenn er die BZÖ "kauft" würde es mich aber nicht stören...nur müsste er diese komplett umkrempeln und leute wie petzner, Hojač...äh...westenthaler und der gleichen raushauen, sonst wird das auch nichts.

Es ist auf jeden fall gut wenn sich was in unserer parteinlandschaft was tut...

aber mal schauen ob er wirklich das zeug für einen Politiker (in österreich) hat

vardka013@hotmail.com melden

Re: Frank schaut uns für dumm an,das Geld in der Schweiz versteuern ,aber in und wenn er eine partei kaufen kann, um so geld und mühen zu sparren, ist das nur rational und sinnvoll

ich weiß nicht wo da das problem ist...

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Re: Frank schaut uns für dumm an,das Geld in der Schweiz versteuern ,aber in Ich schon;-))
Ganz grundsätzlich ist das, was dieser Herr mit seinem Geld macht, natürlich seine Sache, aber die Idee, dass wer Geld hat die Regeln macht, mag vielleicht Teil des Stronach\'schen Weltbildes sein, aber sicher nicht Teil unserer Verfassung. Und darin liegt das Problem.;-)

Und abgesehen davon, dass es bei einer Parteigründung nicht Sinn der Sache ist, sich Mühen zu ersparen, bezweifle ich, dass man durch den Kauf einer Partei Geld sparen kann.

harnof melden

Re: Frank schaut uns für dumm an,das Geld in der Schweiz versteuern ,aber in Was ist bitte ein "hojac" ?
Als Wählerin habe ich, dass recht dies zu fragen und keiner besitzt, dass recht zu sagen ich wäre deshalb blöd.
(X) SPÖ

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Re: Frank schaut uns für dumm an,das Geld in der Schweiz versteuern ,aber in Es gibt da so eine tolle Seite, nennt sich Google. Ich weiß, kennt nicht jeder.

https://www.google.at/#hl=de&output=search&sclient=psy-ab&q=hojac+westenthaler&oq=hojac+westenthaler&aq=f&aqi=g1g-mK1&aql=1&gs_l=hp.3..0j0i5i30.3171.7957.1.8257.18.16.0.0.0.0.910.3631.0j12j2j1j6-1.16.0.crf1.1.0.0.GESVMIQrUtc&psj=1&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.r_qf.,cf.osb&fp=61098879eebc6c52&biw=1920&bih=893

iounothing melden

Re: Frank schaut uns für dumm an,das Geld in der Schweiz versteuern ,aber in @harnof - Jeder hat das Recht. UND: Zwei Rechtschreibfehler und fünf(!) Beistrichfehler in einem Satz? Beeindruckend!

ich_halt melden

Re: Frank schaut uns für dumm an,das Geld in der Schweiz versteuern ,aber in @iounothing
Schatzerl!
Den Schmäh hab, sogoa i faschtaundn!
Mer Humohr bite!

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