Flüchtlinge erleben
Welle der Hilfsbereitschaft

10.000 Flüchtlinge seit Samstag am Wiener Westbahnhof betreut

von
THEMEN:
  • Bild 1 von 29

    Flüchtlinge am Wiener Westbahnhof

  • Bild 2 von 29

    Flüchtlinge am Wiener Westbahnhof

"Wir haben zig tausende Spenden erhalten, daher mussten wir vorübergehend einen Sachspendenstopp ausrufen", erklärte Schwertner im Sachspendenlager. Via Facebook ("Wir helfen") hält die Hilfsorganisation aber darüber auf dem Laufenden, welche Form der Hilfe derzeit am dringendsten gebraucht wird. "Bitte unterstützen Sie die Caritas Flüchtlingshilfe, sodass wir rasch weitere Quartiere eröffnen können", appelliert der Generalsekretär an die Bevölkerung. Neben den gewohnten Spendenwegen könne man auch bei einer eigens eingerichteten Stelle der Caritas auf Bahnsteig zehn des Westbahnhofes Spenden abgeben.

Auch Caritas-Präsident Michael Landau lobte den "guten Grundwasserspiegel an Solidarität" in Österreich. "Viele Menschen haben gespürt, dass in den vergangenen Tagen ein Stück europäische und österreichische Geschichte geschrieben wird. Europa steht an einem Scheideweg. Leben oder Tod - welches Europa wollen wir?", fragt er und fordert sichere und legale Zugänge zum Asylverfahren sowie einen Schulterschluss von Bund, Ländern, Gemeinden und Zivilgesellschaft.



DIE EREIGNISSE DES TAGES


15:47 | 5.000 Flüchtlinge nach München

Die Polizei in München erwartet am Sonntag die Ankunft von weiteren 5.000 Flüchtlingen, die aus Ungarn über Österreich nach Deutschland reisen. Bisher seien am Sonntag rund 3.000 Menschen angereist, sagte ein Polizeisprecher am frühen Nachmittag in der bayrischen Landeshauptstadt. Dort kommen die meisten Flüchtlinge an, die tagelang in Ungarn ausgeharrt hatten und in Deutschland um Asyl bitten wollen. Die Erstaufnahmeeinrichtungen "werden langsam voll", sagte der Polizeisprecher weiter.

15:16 | Hilfsbereitschaft, die zu Tränen rührt

Die Österreicher haben an diesem Wochenende bewiesen, was Hilfsbereitschaft bedeutet. Die Spendenlager am Wiener Westbahnhof sind voll.

Unermüdlich wird gearbeitet, um die Flüchtlinge mit dem Nötigsten zu versorgen.

15:03 | Minister-Mitarbeiter entschuldigt sich

Im Internet herrschte am Sonntag Aufregung um ein Video, das einen Mitarbeiter von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bei einem Gerangel mit Aktivistinnen zeigt. Diese seien aggressiv gewesen, rechtfertigte er sich, entschuldigte sich aber auch für sein Verhalten. Der Vorfall ereignete sich am Samstagnachmittag bei Mikl-Leitners Besuch am Grenzübergang Nickelsdorf. Als diese zu Fuß beim Rotkreuz-Zelt unterwegs war, brüllten zwei Aktivistinnen etwa: "Frau Minister, was machen Sie hier? Können Sie ruhig schlafen?" Es kam dann zu einem Gerangel, Mitarbeiter des Roten Kreuzes griffen schlichtend ein, eine Dolmetscherin bemühte sich, nervös gewordene Flüchtlingen zu beruhigen.

Die Frauen posteten daraufhin ein Video im Internet und erklärten, die Situation sei dadurch entstanden, dass Mikl-Leitner versucht habe, einer von ihnen "mit Gewalt" die Hand zu schütteln. Auf ihre Kritik habe ein Mitarbeiter der Ministerin die Frau "gewaltsam" zu Boden gestoßen. "Wir werden Anzeige erstatten und lassen uns nicht unterkriegen. Frau Ministerin, wir fordern Sie zum sofortigen Rücktritt und Entlassung Ihres gewalttätigen Mitarbeiters auf!", kündigten die Frauen an.

Der Mitarbeiter selbst entschuldigte sich in einer Stellungnahme. "Meine Reaktion war nicht richtig." Er wolle sich auch mit den Betroffenen zusammensetzen und ausreden, "wie es überhaupt dazu kommen konnte" und sich auch persönlich entschuldigen. Die Situation sehe er aber anders: Als man ankam, "beschimpften uns aus dem Nichts direkt beim Aussteigen aus dem Auto zuerst eine Frau und dann eine weitere und ein Mann auf übelste Weise". Sie seien "von Beginn an extrem aggressiv" gewesen, meinte der Mitarbeiter der Ministerin. "Für mich war das völlig unverständlich. Wir waren ja nur da, um Danke zu sagen und zu fragen, woran es noch fehlt."

14:51 | Weniger Flüchtlinge als am Samstag

Im Vergleich zum Samstag sind am Sonntag nach Angaben der ungarischen Polizei weitaus weniger Flüchtlinge in Ungarn auf Straßen oder in Zügen in Richtung Österreich unterwegs gewesen. Die Transitzone am Budapester Ostbahnhof war am Vormittag nahezu leer, der Zugverkehr verlief normal. Zugleich transportierten Züge Flüchtlinge im Takt nach Hegyeshalom. Bis Mittag sollen rund 1.000 Personen mit diesen Zügen gereist sein. Polizisten kontrollierten auf den Bahnsteigen das reibungslose Besteigen der Züge.

14:46 | Impressionen aus Nickelsdorf

Flüchtlinge in Nickelsdorf
© ÖBB/Christian Müller
Flüchtlinge in Nickelsdorf
© ÖBB/Christian Müller

14:33 | Umzugskartons benötigt

Laut "Train of Hope" werden am Wiener Hauptbahnhof derzeit Umzugskartons benötigt. Ebenso wie Gürtel, Männerkleidung, Kindersportschuhe, wasserfeste Herren- und Damenschuhe.

14:26 | Darum hilft Österreich

Flüchtlinge in Nickelsdorf
© ÖBB/Florian Albert

Die Gesichter glücklicher Kinder erinnern uns daran, warum wir die Augen vor all dem Leid nicht verschließen dürfen.

Flüchtlinge in Nickelsdorf
© ÖBB/Florian Albert

14:03 | 16 Asylanträge in Graz

Von den Flüchtlingen, die Sonntag früh mit Bussen in Graz ankamen und in der Messehalle versorgt wurden, wollen 16 Personen einen Asylantrag für Österreich stellen. Sämtliche anderen Männer, Frauen und Kinder sind nach einer mehrstündigen Pause in der Grazer Messehalle um 12.35 Uhr per Sonderzug der ÖBB in Richtung Deutschland weitergefahren.

13:57 | Faymann pocht auf EU-Sondergipfel

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) bleibt trotz der Aussage von EU-Ratspräsident Donald Tusk, dass es derzeit keine Pläne für einen Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs zur Flüchtlingskrise gibt, bei seiner Forderung: Es müsse noch im September ein außerordentliches Treffen geben, bekräftigt Faymanns Sprecherin.

13:26 | Kein EU-Sondergipfel geplant

In der Flüchtlingskrise plant die EU trotz lauter werdender Forderungen - darunter von Bundeskanzler Werner Faymann oder auch aus Deutschland - derzeit keinen Sondergipfel. Der Sprecher von EU-Ratspräsident Donald Tusk sagte am Sonntag, es gebe momentan keine Pläne, ein Extra-Treffen der Staats- und Regierungschefs einzuberufen. Das Thema Migration werde beim nächsten regulären Gipfel am 15. und 16. Oktober auf der Tagesordnung stehen. Zudem gebe es eine Reihe weiterer Treffen auf europäischer Ebene zum Thema Migration. Dazu zählen das Sondertreffen der EU-Justiz- und Innenminister am 14. September sowie der Flüchtlingsgipfel europäischer und afrikanischer Staats- und Regierungschefs Mitte November auf Malta.

13:15 | 10.000 Durchreisende in Salzburg erwartet

Nach einem Koordinationstreffen in Salzburg erwarten die Einsatzleiter auch am Sonntag rund 10.000 Flüchtlinge, die über Salzburg nach Deutschland reisen werden. Allein bis 17.00 Uhr werden acht Railjets, diverse Intercity-Züge sowie Sonderzüge aus Linz und Graz erwartet. Hinzu kommen 17 Reisebusse mit rund 700 Flüchtlingen, die gegen 14.00 Uhr aus dem Burgenland eintreffen sollen. Am Hauptbahnhof sollen die Flüchtlinge aus dem Burgenland dann in Meridian-Züge umsteigen. Die Busse werden von der Polizei durch die Stadt zur Lastenstraße eskortiert, von wo aus die Flüchtlinge zu den Anschlusszügen geleitet werden. Um für einen geordneten Ablauf an den Bahnsteifen zu sorgen, werden diese im Bedarfsfall gesperrt.

13:15 | Bures für gesamteuropäische Lösung

Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) hat sich am Sonntag für eine gesamteuropäische Lösung der Flüchtlingskrise ausgesprochen. Es müsse eine gerechte Aufteilung der Flüchtlinge in der EU geben, sagte sie in der ORF-"Pressestunde". Dem Vorschlag von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP), den Betroffenen das Stellen von Asylanträgen schon im Heimatland zu ermöglichen, konnte sie wenig abgewinnen.

In Richtung jener EU-Staaten, die sich gegen eine EU-weite Quote aussprechen, wie etwa Polen, die Slowakei oder Tschechien sagte die Präsidentin, diese sollten ihre Blockade aufgeben. Denn Solidarität sei keine Einbahnstraße, sagte sie mit Blick auf deren Aufnahmen in die EU.

13:08 | So viele Menschen kamen gestern nach Wien

Am Samstag sind 8.500 Flüchtlinge auf den großen Wiener Bahnhöfen eingetroffen, 7.500 von ihnen sind Richtung Deutschland weitergereist, die anderen haben die Nacht in Wien verbracht. Am späten Sonntagvormittag befanden sich 800 Flüchtlinge auf dem Westbahnhof. Nur knapp 20 der tausenden Flüchtlinge vom Samstag haben den Angaben zufolge auf den Wiener Bahnhöfen Asyl in Österreich beantragt. In Nickelsdorf waren es am Samstag und in der Nacht auf Sonntag 65.

Die Weiterreise der Flüchtlinge von Wien ging auch am Sonntagvormittag reibungslos vonstatten. Seit den Morgenstunden sind rund 2.000 weitere Flüchtlinge auf dem Westbahnhof angekommen, der Großteil von ihnen befand sich zu Mittag bereits auf dem Weg Richtung Deutschland.

13:04 | Frankreich will helfen

Französische Bürgermeister wollen als Antwort auf das Flüchtlingsdrama Asylsuchende in ihren Gemeinden unterbringen. Mehrere Dutzend Gemeindeoberhäupter hätten sich schon bereit erklärt, Flüchtlinge und Asylwerber aufzunehmen, schrieb Innenminister Bernard Cazeneuve in einem am Sonntag veröffentlichten Brief an alle Bürgermeister des Landes. Details sollen bei einem Arbeitstreffen im Innenministerium geklärt werden.

12:58 | ÖBB-Sonderzug von Graz nach München

Die in der Grazer Messehalle A verpflegten Flüchtlinge werden ab 12.00 Uhr mit einem Sonderzug der ÖBB nach Deutschland weiterfahren. Ziel der Reise sei München, schildert Polizeisprecher Fritz Grundnig. Die Ankunft des Sonderzuges sei für 12.00 am Grazer Ostbahnhof vorgesehen. Bis auf "einige wenige" würden alle seit Sonntagfrüh in Graz mit Bussen eingetroffenen Menschen die Weiterreise antreten, so Grundnig. "Wir begleiten die Menschen über die Straße zum nahe gelegenen Ostbahnhof, von wo sie wegfahren werden", sagt Grundnig.

Laut Zählung des Roten Kreuzes wurden rund 300 Männer, Frauen und Kinder in der Messehalle verpflegt. "Sie haben eine warme Mahlzeit bekommen - ein Nudel-Rindfleisch-Gericht , Obst und Getränke", so der Sprecher des Roten Kreuzes Steiermark, August Bäck. Auch für die Reise werden die Menschen so gut es geht noch mit Lebensmitteln versorgt : "Alles, was da ist, wird als Jause eingepackt."

Die rund 500 Feldbetten in der Messehalle A bleiben vorerst stehen. "Die Halle steht bis Donnerstag bereit. Die Feldbetten werden desinfiziert - dann sind wir schnell wieder einsatzbereit. Es können ja jederzeit wieder Menschen kommen." Vorerst aber werden die rund 60 freiwilligen Helfer, die am Vormittag ehrenamtlichen Dienst versahen, nach Hause geschickt.

12:24 | Conchita Wurst zur Flüchtlingskrise

Some people think helping others is a loss for ourselves. Some people believe having compassion for others weakens...

Posted by Conchita Wurst on Samstag, 5. September 2015

"Es gibt Menschen, die denken, dass Helfen einen Verlust für einen selbst darstellt. Es gibt Menschen, die denken, dass Zusammenhalt einen selbst nur schwächt. Es gibt Menschen, die uns glauben machen wollen, dass wir das Falsche tun. Es gibt Menschen, die unser Feuer löschen wollen... Diesen Menschen höre ich nicht zu."

12:24 | Hunderte Fahrzeuge beim Happel-Stadion

Dem Aufruf, in einem Hilfskonvoi von Wien bis zur ungarischen Grenze und darüber hinaus zu fahren, sind am Sonntagvormittag nach Angaben der Veranstalter rund 500 Leute mit etwa 300 Fahrzeugen gefolgt. So viele hatten sich bis kurz vor 11.00 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Ernst-Happel-Stadion versammelt, allerdings hielt der Zustrom weiter an. Laut Wiener Polizei soll es nur um 150 Autos handeln.

Der Konvoi sollte, zunächst eskortiert von der Exekutive, über die Stadtgrenze auf der A4 nach Nickelsdorf an der ungarischen Grenze fahren. Dann war geplant, auf österreichischer Seite Pamhagen zu erreichen.

Neben dem Transport von Hilfsgütern - die meisten Autos waren vollgepackt mit Kleidung, Decken, Schlafsäcken, Lebensmitteln und Hygieneartikeln - war im Vorfeld auch zum Personentransport über die Grenze aufgerufen worden. Der Einsatzleiter der Wiener Polizei wies vor Journalisten auf die geltende Rechtslage hin: "Jeder, der hier mitfährt, sollte über die herrschenden Gesetze Bescheid wissen."

12:03 | Ungarn kritisiert Faymanns "Unfähigkeit"

Der Ton zwischen Ungarn und Österreich verschärft sich: Der Staatssekretär im Budapester Außenministerium, Levente Magyar, kritisierte am Sonntag Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann. Laut Nachrichtenagentur MTI sagte Magyar, Faymann würde neuerdings "jene Wut an Ungarns Regierung und dem Premier auslassen, die durch seine eigene Handlungsunfähigkeit in der Migrationskrise verursacht wurde".

Mit diesen Worten reagierte Magyar auf ein Interview von Faymann in der Tageszeitung "Österreich" (Sonntagsausgabe). Darin hatte der SPÖ-Politiker die Entscheidung, die österreichische Grenze für aus Ungarn kommende Flüchtlinge zu öffnen, gerechtfertigt. Faymann: "Die entscheidende Frage war: Macht Österreich die Grenzbalken für diese verfolgten Menschen auf - oder lassen wir sie geschlossen. Und da gilt: Österreich lässt verfolgte Menschen nicht im Stich. Und genauso wichtig war, dass wir das gemeinsam mit Deutschland tun."

Faymann kritisierte in dem Interview seinerseits seinen ungarischen Amtskollegen Viktor Orban: "Orban hat mir und Merkel gesagt, dass es nicht mehr als 4.000 sind. Ich habe das von Beginn an nicht geglaubt." Das Verhalten Ungarns kommentiert Faymann so: "Die Bilder sagen mehr als tausend Worte von mir. Jemand, der ernsthaft behauptet, er löst das Flüchtlingsproblem mit Stacheldraht und dann so ein Chaos anrichtet, der hat sich politisch disqualifiziert."

11:59 | CSU kritisiert Merkel für Einreiseerlaubnis

Die Entscheidung von Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die in Ungarn festsitzenden Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen, ist in der CSU auf Kritik gestoßen. Die Einreiseerlaubnis wurde am Samstagabend bei einer eigens einberufenen Telefonkonferenz des CSU-Präsidiums einstimmig als "falsche Entscheidung des Bundes" kritisiert.

11:48 | Glücklich, weil in Sicherheit

.. und währenddessen am Bahnsteig, Westbahnhof, zwei Kinder aus Syrien. Warum sie so glücklich sind, wollen wir wissen? "Weil wir endlich in Sicherheit sind."

Posted by Wir helfen. on Sonntag, 6. September 2015


11:42 | Fünf Menschen in Spitäler gebracht

Das "Sanitätsteam Wien" hat in der Nacht in Bundeshauptstadt insgesamt 70 Flüchtlinge medizinisch versorgt. Der größte Teil von ihnen wurde ambulant betreut, fünf Personen mussten in Spitäler eingeliefert werden. Das teilte das aus Arbeiter Samariter-Bund, Berufsrettung Wien, Johannitern, Maltesern und Rotem Kreuz bestehende Team mit.

Gründe für Spitalsbehandlung seien unter anderem psychische Belastungsreaktionen und Bluthochdruck gewesen, sagte der Sprecher der Wiener Berufsrettung, Ronald Packert. "Es war nichts Lebensbedrohliches und es waren auch keine Verletzungen", fügte er hinzu. Tätig ist das Team an West- und Hauptbahnhof und anderen Nacht-Betreuungsstellen. In einem Pavillon des Pflegewohnheims Baumgarten fanden 100 Menschen Unterschlupf und wurden dort vom Roten Kreuz betreut.

11:38 | 300 Flüchtlinge in Messehalle Graz betreut

Rund 300 Flüchtlinge werden in der Grazer Messehalle A seit Sonntagfrüh betreut. Dies hat eine erste Zählung des Roten Kreuzes ergeben. Unter den Flüchtlingen befinden sich auch Frauen und Kinder. Vorerst wisse man erst von einem Paar, das in Österreich um Asyl ansuchen will, hieß es vonseiten der Polizei.

Die Sonntagfrüh mit Bussen von Nickelsdorf in die Grazer Landeshauptstadt gebrachten Flüchtlinge - rund 80 Prozent sind Männer - werden von rund 60 Mitarbeitern des steirischen Roten Kreuzes versorgt. In zwei Feldküchen wird für die Verpflegung der Menschen gesorgt. Es gibt medizinische und psychosoziale Betreuung. "Wir sind kein Lager, wir helfen dem Innenministerium dabei, dass die Menschen hier einen würdigen Ruheplatz finden", betont der Pressesprecher des Roten Kreuzes, August Bäck. Platz sei für rund 500 Menschen.

Um die Messehalle A wurde eine provisorische Holzabsperrung gezogen. Von der Caritas werden Kleidungsstücke gebracht. In der großen Messehalle ist die Stimmung gedämpft: Die erst vor wenigen Stunden in Graz angekommenen Menschen werden mit Getränken und Essen versorgt. Etliche versuchen auf den bereitgestellten Liegen etwas Schlaf zu finden. Für den späteren Vormittag war eine Information angekündigt, in der die Flüchtlinge erfahren sollten, welche Möglichkeiten der Weiterreise es geben wird. Bisher habe sich erst ein Pärchen gemeldet, dass definitiv in Österreich bleiben wollte.

Laut dem Flüchtlingskoordinator des Landes, Kurt Kalcher, stehe die Messehalle nur bis zum Donnerstag zur Verfügung. Weitere Flüchtlingstransporte in die Steiermark seien vorerst vonseiten des Innenministeriums nicht angekündigt: "Die Situation kann sich jedoch stündlich ändern - wir schließen nichts mehr aus", so Kalcher, der die Kommunikationspolitik des Innenministeriums als "verbesserungswürdig" bezeichnete.

11:36 | Schiebt Deutschland Flüchtlinge wieder ab?

Der ungarische Experte für Sicherheitspolitik, György Nogradi, geht davon aus, dass Deutschland nur 35 Prozent der nun angekommen und noch ankommenden Flüchtlingen permanent aufnehmen wird. 65 Prozent von ihnen würden wieder nach Ungarn abgeschoben. Daraus würden sich enorme Probleme für Ungarn ergeben. Nogradi zeichnete ein düsteres Szenario hinsichtlich der Flüchtlingskrise. Es sei lediglich eine erste Welle an Migranten, die Ungarn jetzt erreiche. Wesentlich ärmere Flüchtlinge würden sich erst jetzt langsam auf den Weg machen.

In Deutschland "kollidieren Moral und Politik", da das Land hinsichtlich der Migranten erklärt habe, man brauche ausgebildete, junge Menschen. Nogradi verwies auf Beispiele wie Belgien und die Niederlande. Dort hätten sich Muslime nicht ausreichend in die Gesellschaft integrieren können. Die Behandlung der Flüchtlingsfrage sei eine enorme Aufgabe und bedürfe einer gesamteuropäischen Lösung. Ansonsten würden demnächst "katastrophale Zustände" eintreten, warnte der Experte.

11:23 | 40 Züge nach Deutschland

Für Sonntag planen die ÖBB, insgesamt 40 Züge (Regulär- und Sonderzüge) Richtung Deutschland zu schicken. Auch die schon am Samstag verkehrenden Sonderzüge zwischen Nickelsdorf und Wien-Westbahnhof werden wieder im Zweistunden-Rhythmus verkehren. Noch etwas unsicher ist laut ÖBB, wie viele weitere Personen aus Ungarn nach Österreich kommen werden. Derzeit rechne man, dass pro Stunde etwa 300 Personen in Hegyeshalom ankommen werden. Ein erster Sonderzug aus Nickelsdorf war gegen 10.00 Uhr mit rund 400 Personen am Westbahnhof angekommen.

Am gestrigen Samstag haben die ÖBB rund 11.000 aus Ungarn kommende Flüchtlinge in Richtung Deutschland gebracht. Weitere rund 2.200 Personen verließen am Sonntag bis circa 09.00 Uhr mit Zügen bereits den Wiener Westbahnhof, weitere werden im Laufe des Tages folgen.

11:14 | Um Geldspenden wird gebeten

Sowohl die ÖBB wie auch die Caritas richten Sonntag früh den freiwilligen Helfern und Spendern ihren Dank aus. Die Sachspendenlager am West- sowie am Hauptbahnhof sind vorerst voll. Die Verantwortlichen bitten die Bevölkerung, derzeit von weiteren Sachspenden abzusehen. Weiter erwünscht seien dagegen Geldspenden, die am Westbahnhof beim Sachspendenlager abgegeben werden können.

Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner bedankt sich für die "Riesensolidarität". Es seien auch ausreichend freiwillige Helfer am Westbahnhof. Sein Dank gilt auch zahlreichen Wienern, die Flüchtlinge in der Nacht privat bei sich übernachten ließen. Von den gut 1.000 Personen, die die Nacht in Wien verbracht haben, hielten sich etwa 600 im Notquartier der ÖBB beim Westbahnhof auf. Circa weitere 200 übernachteten in einem bereitgestellten Zug und rund weitere 200 Personen schliefen in einem Notquartier des Arbeitersamariterbundes im 16. Bezirk. Auch am Hauptbahnhof übernachteten bis zu 150 Personen.

10:47 | Salzburg: Spendenlager sind voll

Der für die Koordination zuständige Landesrat Schwaiger und die Caritas bitten die Bevölkerung keine weiteren Sachspenden zum Bahnhof zu bringen. "Die Lager am Salzburger Hauptbahnhof sind voll und die ankommenden und durchreisenden Flüchtlinge sind ausreichend mit Lebensmitteln versorgt. Momentan gibt es keinen Bedarf."

10:28 | Flüchtlingsstrom reißt nicht ab

Auch am Sonntag haben sich zahlreiche Flüchtlinge in Ungarn an die österreichische Grenze bewegt. Vom Budapester Ostbahnhof fuhren Züge mit Flüchtlingen nach Hegyeshalom. Nach Information des Staatsfernsehens müssen die Flüchtlinge nicht mehr wie bisher von Hegyeshalom zu Fuß nach Österreich gehen, sondern können in Züge umsteigen, die sie an die Grenze bringen.

Auch zu Fuß sind laut Medienberichten Hunderte Migranten in Ungarn unterwegs. 100 davon kommen aus einem Sammellager Vamosszabadi. Wie das Ungarische Landespolizeipräsidium mitteilen, sind bis Sonntag 08.00 Uhr innerhalb eines Tages 776 illegale Migranten in Ungarn aufgegriffen worden, so dass sich die Gesamtzahl auf 165.928 erhöhte. Die Gesamtzahl der festgenommenen Schlepper stieg auf 929.

In den Sammel- und Auffanglagern befänden sich gegenwärtig 3.121 Flüchtlinge. Von Mitternacht bis Sonntag 06.00 Uhr seien 119 Asylanträge gestellt worden. Die Lage in Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze habe sich entspannt. Bei Röszke war es Samstagnacht zu Zusammenstößen zwischen Flüchtlingen und Polizei gekommen.

10:26 | Rotes Kreuz zieht erste Bilanz

Das Österreichische Rote Kreuz zieht nach 36 Stunden Einsatz für die nach Österreich kommenden Flüchtlingen eine erste Bilanz und gibt heute um 14.00 Uhr eine Pressekonferenz beim Flugdach im burgenländischen Nickelsdorf. Teilnehmen werden u.a. Bundesrettungskommandant Gerry Foitik und der burgenländische Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil.

10:25 | Die Reise geht weiter

Die Durchreise von Flüchtlingen am Salzburger Hauptbahnhof verlief in der Nacht wie erwartet und wird auch am Sonntag weitergeführt. Bis 23.00 Uhr fuhren wie geplant alle Züge bis nach München durch. In der Nacht kamen noch zusätzlich zwei Züge in Salzburg an, für die es keinen Anschluss mehr gab. Rund 600 Flüchtlingen blieben in den Zügen und ruhten sich bis zu ihrer Weiterreise aus.

Die Züge wurden beheizt und auch die Toiletten waren in Betrieb. Nur etwa 50 Personen stiegen aus und legten sich auf die bereitgestellten Feldbetten am Bahnhof. Gegen 5.00 Uhr fuhren aber auch diese Züge weiter nach München.

Auch am Sonntag werde die Durchreise bis nach München fortgesetzt, sagte der Sprecher von Landesrat Josef Schwaiger, Franz Wieser. Um 8.52 Uhr traf ein weiterer Zug aus Wien mit 470 Flüchtlingen in Salzburg ein und fuhr nach München weiter. Ebenso ein Sonderzug aus Linz, der um 9.40 Uhr mit 450 Flüchtlingen durch Salzburg durchfuhr und ein weiterer Zug aus Wien der um 9.52 Uhr mit 300 Flüchtlingen Salzburg passierte.

10:02 | 11.000 Flüchtlinge Richtung Deutschland

Die ÖBB haben am Samstag insgesamt rund 11.000 aus Ungarn kommende Flüchtlinge in Richtung Deutschland gebracht. Rund weitere 2.200 Personen verließen bis circa 9.00 Uhr mit Zügen bereits den Wiener Westbahnhof. Laut Polizei und Caritas haben rund 1.000 Flüchtlinge die Nacht in Quartieren rund um den Westbahnhof und in Wien verbracht. Im gesamten Burgenland hielten sich in Quartieren weitere rund 1.500 Flüchtlinge auf. Auch diese sollten im Lauf des Tages zur Weiterfahrt nach Wien transferiert werden.

9:35 | Weitere Flüchtlinge reisen zur Grenze

Das ungarische Staatsfernsehen berichtet am Sonntagvormittag, aus Ungarn reisten nach wie vor Flüchtlinge zur österreichischen Grenze, um von dort weiter nach Westen zu kommen. Einige Flüchtlinge hätten in Budapest Züge in Richtung des Grenzorts Hegyeshalom bestiegen. Aus Serbien kamen demnach indes zuletzt deutlich weniger Flüchtlinge nach Ungarn. 744 Menschen, darunter 169 Kinder, die illegal über die Grenze gekommen waren, seien am Samstag aufgegriffen worden.

9:33 | 1.000 Flüchtlinge zu deutscher Grenze

Etwa 1.000 Flüchtlinge sollen vom Grenzübergang Nickelsdorf nach Salzburg direkt an die deutsche Grenze gebracht werden. Der Transport soll mit um die 20 Autobussen erfolgen, so der burgenländische Landespolizeidirektor-Stellvertreter Christian Stella. 400 weitere Flüchtlinge wurden bereits nach Nickelsdorf zu einem Sonderzug gebracht. "Sollte das nicht ausreichen, dann werden wir weiter bei der ÖBB ersuchen um Sonderzüge Richtung Wien", so Stella. Derzeit kämen keine Flüchtlinge aus Ungarn an der Grenze an: "Das kann sich innerhalb von einer halben Stunde, Stunde rapide ändern." Deshalb bleibe auch der Polizeieinsatz weiter aufrecht. "Es ist sehr hitzig momentan, es ist sehr schwierig, die Busse zu befüllen, weil natürlich alle hineinwollen", schildert Stella.

9:04 | Salzburg: Erster Zug aus Wien angekommen

In Salzburg ist der erste Zug aus Wien angekommen. Die Flüchtlinge gehen weiter zu Zügen, die nach München fahren. in Kürze soll auch der erste Sonderzug aus Wien ankommen. Der nächste folgt um 10.45 Uhr.

8:53 | Sonderzug aus Nickelsdorf nach Wien

Vom Bahnhof Nickelsdorf soll demnächst wieder ein Sonderzug mit rund 400 Flüchtlingen nach Wien abfahren. Man habe bereits 350 Personen zum Bahnhof transportiert. Sobald die restlichen 50 auch hingebracht wurden, könne der Zug abfahren, so der stellvertretende burgenländische Landespolizeidirektor Christian Stella.

"Die Nacht ist sehr ruhig verlaufen", bis Mitternacht seien ungefähr 2.000 Flüchtlinge am Grenzübergang eingetroffen. Rind 1.800 seien noch in der Nacht weggebracht worden, so Stella. Der Rest habe am Grenzübergang geschlafen bzw. sich einen Platz gesucht.

In den nächsten Stunden sollen 520 Personen zum Salzburger Hauptbahnhof gebracht werden, 120 bis 130 in die Schwarzenberg-Kaserne in Salzburg sowie 170 in die Kaserne nach St. Pölten.

Man habe auch die Information, dass man vielleicht rund 150 Flüchtlinge nach Wien in die Pfarre am Akkonplatz in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus bringen könne - dies sei aber noch nicht bestätigt.

"Wir hätten auch ein Angebot, dass wir 20 Busse direkt nach Deutschland bringen", berichtete Stella. In Deutschland würden jedoch zwei Fahrer pro Bus verlangt. Man wisse nicht, ob die ÖBB das stellen könne, zumal am Montag Schulbeginn in Wien sei.

8:30 | Erster Zug aus Nickelsdorf

Der erste Zug von Nickelsdorf wird um 9.20 in Wien ankommen.

8:20 | 500 Flüchtlinge nach Graz gebracht

Rund 500 Flüchtlinge wurden Sonntagfrüh aus dem Burgenland nach Graz gebracht. Für ihre Unterbringung wurde die Messehalle B zur Verfügung gestellt, wo in der Nacht Feldbetten aufgestellt wurden. Das Rote Kreuz wurde informiert und versorgt die Flüchtlinge mit Nahrung und Kleidung.

Die Flüchtlinge wurden mit acht voll besetzten Bussen in der Früh nach Graz gebracht, schilderte Polizeisprecher Fritz Grundnig. Die Menschen kamen gegen 07.30 in der Fröhlichgasse in Graz an. "Der Ausstieg ist sehr geordnet verlaufen. Jetzt werden sie versorgt, das ist vorerst das Wichtigste", so Grundnig.

Wie lange die Menschen in Graz bleiben, könne noch nicht gesagt werden. "Sie werden befragt, ob sie in Österreich Asyl beantragen, oder weiterreisen wollen", sagte Grundnig. Die Bevölkerung wurde ersucht, vorerst keine Nahrungsmittel oder sonstige Sachspenden zur Messehalle zu bringen. Es sei ausreichend vorgesorgt worden.

8:05 | Ruhige Nacht am Westbahnhof

7.30 Uhr, Guten Morgen vom Westbahnhof !!! Der junge Mann aus Syrien und seine Mama haben bei uns bereits Frühstück und...

Posted by Wir helfen. on Samstag, 5. September 2015

Rund hundert Flüchtlinge haben nach Angaben von freiwilligen Helfern die Nacht auf Sonntag am Wiener Hauptbahnhof verbracht. Die Herbstkälte machte den Menschen zu schaffen, insgesamt verlief die Nacht aber ruhig. Während in der eigentlichen Bahnhofshalle nichts auf das Flüchtlingsdrama hinweist, herrschte am anderen Ende der Bahnsteige im Ost-Teil - ungewöhnlich für einen Sonntag - gegen 7.30 Uhr bereits reges Treiben: Die Müllabfuhr leerte den Großcontainer am Vorplatz, Menschen holten sich an improvisierten Ständen Obst und Brot, Babynahrung und Hygieneartikel. Die Nacht sei ruhig verlaufen, da keine Züge angekommen seien, erzählte Helferin Kathrin.

Der Lautstärkepegel hält sich in Grenzen, freilich schliefen auch noch viele auf den Feldbetten. In der zugigen, länglichen Halle haben Helfer aus Baustellen-Sperrgittern Kojen mit je etwa 15 Betten errichtet, die daran provisorisch befestigten Decken boten zumindest ein bisschen Privatsphäre für die Männer, die dort rasteten. Völlig ohne Sichtschutz musste dagegen das Schlaflager im hinteren Teil des Bereichs auskommen, wo vorwiegend Familien mit kleinen Kindern übernachteten. Die wachten langsam auf und erfreuten sich an gespendeten Seifenblasen.

Sonntagfrüh waren die Spendenlager am Hauptbahnhof noch gut gefüllt, die Helfer bitten, regelmäßig Social Media zu checken, da sich der Bedarf schnell ändern könnte. Gespendet wurden auch die Medikamente, mit denen ein Team aus freiwilligen Ärzten, Krankenpflegern und Psychotherapeuten unbürokratisch chronisch Kranke versorgt. Die meisten Flüchtlinge seien verkühlt, viele hätten wunde Füße von den langen Märschen, berichtete Lena, die gar nicht mehr mitzählt, seit wie vielen Stunden sie schon anpackt am Bahnhof.

  • Bild 1 von 46

    Flüchtlinge treffen in Österreich ein

  • Bild 2 von 46

    Flüchtlinge treffen in Österreich ein