Hilde Dalik: "Arbeit mit
Flüchtlingen hat mich verändert"

Wie das Projekt die Schauspielerin beeinflusst - Plus: Aktuelle Flüchtlingssituation

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Flüchtlingen hat mich verändert"

Die Burschen im Alter zwischen 8 und 23 Jahren sind heute zum Körpertraining erschienen, die Stimmung ist überaus herzlich, der Umgang miteinander freundschaftlich, dennoch ist jeder mit Ernst bei der Sache. Auf dem wöchentlichen Probenplan stehen auch Sprachtraining und Musikproben.

© News Ehm Ian Hilde Dalik

Wie alles begonnen hat

"Chong" nennt sich die Truppe, die aus unbegleiteten Flüchtlingen besteht und bereits "Romeo und Julia - freestyle" erfolgreich zur Premiere gebracht hat. Das Stück, das zunächst im Dschungel Wien herauskam, wird weiter auf Gastspielen gezeigt, zumindest bis die neue Produktion herzeigbar ist. Und nicht nur die künstlerische Arbeit wird weitergehen. Was die junge Josefstadt-Schauspielerin davon hat? "Es ist ein schönes Gefühl, Teil einer solchen Gemeinschaft zu sein." Begonnen hat es vor zwei, drei Jahren.

Nachdem sie anfangs bei Theaterpädagogik-Workshops hospitiert hatte und mit den Jugendlichen immer wieder ins Theater oder ins Kino gegangen war, entstand die Idee, nicht nur einfach gemeinsames Theatertraining zu machen, sondern auf eine richtige Produktion hinzuarbeiten. Das Wichtigste dabei für sie: Geduld und Verständnis dafür haben, dass nicht jeder mit dem gleichen Engagement dabei ist und sich Prioritäten bei jungen Leuten rasch ändern können. Das Wichtigste für ihre junge Truppe: eine Aufgabe bekommen.

»Die meisten sind traumatisiert«

"Wenn man so aufgefangen ist wie ich vom Leben, kommt man wenig mit der Armut in Kontakt", erzählt die 37-Jährige. "Und lange hatte man ja auch keine Vorstellung von Flüchtlingen - wenn man weggeschaut hat." Sie verstehe auch die Angst vor dem Fremden - auch, wenn sie sie nicht habe. "Diejenigen, die auf ihren Asylbescheid warten, sind zum Nichtstun gezwungen. Sie dürfen nicht wirklich arbeiten. Die meisten sind traumatisiert, haben Kopfweh und können nicht schlafen. Und wieder fühlen sie sich ohnmächtig, weil sie so lange auf ihr Asylverfahren warten müssen. In der Zeit trauen sie sich auch gar nicht, glücklich zu sein - denn ihr Unglück ist ja der Grund, warum sie Asyl bekommen möchten." Sie selbst habe als junge Frau nie ein Problem mit ihren Schützlingen gehabt. "Das war für mich völlig unproblematisch. Mein Problem war eher, meine Harmoniesucht zu überwinden. Wenn man eine Produktion leitet, muss man aber schon mal sagen, was Sache ist. Heute nennen mich manche zum Spaß 'Boss'."

»Sie sind wie meine Familie geworden«

Abgrenzungsprobleme, die bei Arbeit mit Randgruppen meist entstehen, kennt Dalik dagegen nicht: "Für meine Theatergruppe mache ich alles - sie zu Terminen im Asylverfahren begleiten, ihnen bei Wohnungs- und Ausbildungsplätzen helfen. Diese Menschen liegen mir am Herzen. Sie sind wie meine Familie geworden. Da gehört das dazu." So fuhr man nach der letzten Vorstellung der erfolgreichen ersten "Romeo und Julia"-Spielserie im vergangenen Sommer gemeinsam an den Klopeiner See. Man wollte nicht auseinandergehen. "Wir haben gesagt: Das kann es nicht gewesen sein." Als die Zustände im Erstaufnahmelager Traiskirchen prekär wurden, fuhr man fast jeden Tag mit Koffern voller Kleidung dorthin. Die Jugendlichen der Theatergruppe haben als Dolmetscher fungiert und haben persönliche Koffer gepackt und verteilt.

Geld, das man derzeit in den Bau von Grenzzäunen investiere, sei in mehr Schlafplätzen oder in die dringend nötige psychologische Betreuung viel besser investiert, meint Dalik, die eines gelernt hat: "Es gibt vielleicht eine Kapazitätsgrenze für Quartiere - aber keine für Mitmenschlichkeit." Die vergangenen drei Jahre hätten sie sehr bereichert, sagt sie. "Das hat mich sehr verändert. Ich bin schon weiterhin Schauspielerin und nehme das nach wie vor ernst. Aber ich sehe das, was ich dabei mache, heute anders."

++ Die aktuellen Entwicklungen in der Flüchtlingskrise im Überblick ++

Rund 80.000 Asylanträge in den ersten elf Monaten

Langsam konkretisieren sich die Asylzahlen für das heurige Jahr. Laut publizierten Angaben des Innenministeriums vom Montag wurden von Jänner bis November 80.470 Asylanträge gestellt. Im Vergleichszeitraum 2014 waren es gerade einmal 23.860, 2013 nicht einmal 15.000. Wie hoch die heurigen Zahlen sind, belegt auch ein Langzeitvergleich. Das heurige Jahr abgerechnet wurden seit 1999 insgesamt 329.651 Asylanträge eingereicht, also gerade einmal vier Mal so viele wie alleine in den ersten elf Monaten des heurigen Jahres.

Wie stark der Zustrom auch in den Wintermonaten ist, zeigt sich anhand der Zahlen der vergangenen acht Wochen (gerechnet vom 20. Dezember). Alleine in dieser Periode kamen im Wochenschnitt rund 2.850 Asylansuchen an. Insgesamt werden somit für 2015 etwa 90.-95.000 Anträge erwartet.

Bayern fordert verstärkte Grenzkontrollen

Angesichts der Terrorwarnungen und der Flüchtlingskrise fordert Bayern eine stärkere Überwachung der Grenze zu Österreich. Es gebe eine Reihe von Grenzübergängen an Bundes- und Staatsstraßen, die nicht kontrolliert würden, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am Montag im Bayerischen Rundfunk. "Wenn man die Lage ernst nimmt, dann müssen alle Übergänge kontrolliert werden."

Er habe dem Bund angeboten, diese Kontrollen der Landespolizei zu übertragen. Das Innenministerium habe dies aber abgelehnt. "Da scheint es um Prestigefragen zu gehen", so Herrmann. Es gehe aber nicht darum, Vorwürfe an die Bundespolizei zu richten, sondern um die Sicherheit der Menschen.

Sacha Baron Cohen spendete eine Million Dollar

Der britische Komiker Sacha Baron Cohen, der mit Rollen wie "Borat" und "Brüno" berühmt wurde, hat eine Million Dollar (rund 900.000 Euro) für Flüchtlinge gespendet. Die Spende des 44-Jährigen und seiner Ehefrau Isla Fisher (39) sei ein "großartiger Ausdruck von Menschlichkeit", sagte der Präsident des "International Rescue Committee" (IRC), David Miliband, am Sonntag in einer Mitteilung.

Die Hälfte des Geldes geht an die Organisation "Save the Children" - die Summe soll dazu genutzt werden, Impfprogramme für mehr als 250.000 Kinder im Norden Syriens zu unterstützen. Die restlichen 500.000 Dollar für das IRC sollen insbesondere Frauen und Kindern in Syrien und Nachbarländern zu Gute kommen.

Lopatka: Faymann soll "handeln statt reden"

In der rot-schwarzen Koalition will sich auch in der Weihnachtszeit kein Friede einstellen. ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka warf dem Regierungspartner vor, bei den entscheidenden Fragen zu "bremsen". Lopatka griff auch explizit SPÖ-Chef Werner Faymann an. Der Kanzler würde in der Flüchtlingskrise bisher bloß reden und moderieren, aber in der EU nichts durchsetzen.

Der Klubchef ist der Meinung, dass die europäischen Regierungschefs in der Migrationsproblematik viel zu wenig tun. "Der Zustand in Europa ist ein äußerst unguter." Es könne nicht sein, dass drei von 28 Ländern diese Herausforderung alleine schultern. "Das Entscheidende ist, dass die Regierungschefs vom Reden endlich einmal zum Handeln kommen." Denn die rechtlichen Instrumente dazu hätten nur sie. Auch Österreichs Regierungschef "redet und moderiert nur, durchgesetzt hat er bisher nichts".

Kommentare

Lars2205 melden

Auch wenn in Österreich eines Tages alle Tiere ausgestorben sein werden, egal ob Hund, Kotz oder Schweindl, Anten werden wir immer genug haben wie man hier sieht: Suder-anten, Neger-anten (darf man das heut noch so sagen) und Ignor-anten. Das grenzt schon an massiven Penisneid was meine Vorschreiber da so rauskotzen...

parteilos melden

fehlt wohl a bissal IQ????

parteilos melden

Schlimm das man über andere Menschen gezielt versucht Werbung für sich selbst zu machen. Erstmal aus dem Rampenlicht und mit an bissal Fremdenliebe gleich mal durch Medien wieder back. Wieviel Verbrecher sitzen bereits wegen Vergewaltigung? Einbruch? Diebstahl? Reicht es euch immer noch nicht? Tipp von mir, gehts mal die Opfer besuchen und sprecht mit ihnen, die sagen euch was Sache ist.

günza melden

Genau so ist es. Ist aber eben nicht so Medienwirksam wenn man den Opfern hilft und zudem gibt es die ja gar ncht und wenn dann sowieso nur in Einzelfällen.

Nudlsupp melden

Sagen Sie es mir bitte parteilos Wie viele sitzen wegen Vergewaltigung? Wie viele wegen EInbruch und Diebstahl? Lassen Sie bitte auch die anderen Leser an Ihrem Informationsstand und Wissen teilhaben. Ich denke, das dürfte viele interessieren.

Oberon
Oberon melden

Meine Frage ist, was bringt es Hilde Dalik persönlich, sich um Flüchtlinge zu kümmern und mit ihnen zu arbeiten? Sorry, für mein Misstrauen, aber ich glaube nicht an die Menschlichkeit, die praktisch über Nacht in ihrem Kopf entstanden ist. Steht es so schlecht um Engagements, dass sie auf diese Art und Weise im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stehen muss? Dem Einzigen, den ich ......

Oberon
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... ehrliche Anteilnahme und menschliches Interesse zuerkenne, ist Karl-Heinz Böhm, der ein bekannter und prominenter Schauspieler war, und KEIN Promi. Er war vor Ort um dort zu helfen!

Figl, Raab bis Kreisky.... die müssen sich alle im Grabe umdrehen wenn sie sehen was ihre Nachfolger aus diesem Land gemacht haben!
In Wien z.B. werden Katholiken von der Polizei im Anschlag mit Maschinengewehren geschützt wenn sie die Christmette besuchen.

günza melden

Stimmt leider, dass die Regierung wenig tut und der Feigmann ist überhaupt zum Vergessen. Als der Strache und auch andere gesagt haben das Boot sei voll wurde er belächelt heute schlagen da schon einige mehr in die selbe Kerbe. Wenn das heute eine Merkel und konsorten sagt ist das auf einmal alles ok. Man sollte auch die negativen Seiten offen ansprechen.

christian95 melden

Man muss den Strache nicht mögen, aber alles was er bisher vorausgesagt hat ist leider eingetroffen. Im Juni 2012 wurde er im Parlament noch lautstark von SPÖ+ÖVP ausgelacht worden als er bei Griechenland von einem Fass ohne Boden sprach.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Strache als Innenminister monatelang unsere Staatsgrenzen ungeschützt lassen würde....

Schön dass Hilde Dalik eine neue Familie gefunden hat und sich verändert hat.Aber die Massen junger Männer strömen auch 2016 weiter ungehindert nach Ö.Und viele werden sich bald nicht mehr wohl fühlen im eigenen Land.Trotz (Pseudo-)Promi-Werbung wie TV-Spots und Spendenverlautbarungen sind schon viel zu viele "Schutzbedürftige" da...............

Die Flüchtlinge haben den gesamten Staat verändert. Die gut ausgebildeten Menschen müssen unser Sozialsystem und Pensionen sichern, völlig gratis bekommen wir kulturelle Bereicherung und neben den Katholiken eine weitere Religion.
Die Flüchtlinge bringen unsere Wirtschaft wieder in Schwung. Wer sonst? Alleine schaffen wir das nicht!

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