Fehlende Erhebung der Umgangssprache: Koalitionsstreit um "Volkszählung Neu"

Neue Methode würde Minderheiten benachteiligen BZÖ blockiert Beschluss des neuen Gesetzes

Fehlende Erhebung der Umgangssprache: Koalitionsstreit um "Volkszählung Neu"

Hintergrund ist der neue Zählmodus, der erstmals bei der nächsten Volkszählung Ende des Jahrzehnts zum Einsatz kommen soll: Statt wie bisher Fragebögen zu verteilen, sollen die Volkszählungs-Daten direkt aus den Datenbanken der Verwaltungsbehörden ermittelt werden. Da die Umgangssprache der Bevölkerung in diesen Datenbanken jedoch nicht erfasst ist, kann dieses Merkmal im Rahmen der Volkszählung auch nicht mehr erhoben werden.

Damit wird die Volkszählung künftig keine Rückschlüsse mehr auf die Größe der österreichischen Minderheiten, etwa der Kärntner Slowenen, erlauben. Das Land Kärnten hat bereits Einspruch gegen den neuen Zählmodus erhoben. Wie aus Regierungskreisen zu erfahren war, hat das BZÖ dem Registerzählungsgesetz daher vorerst die Zustimmung verweigert. Kanzler-Sprecherin Heidi Glück bestätigte auf APA-Anfrage, dass noch keinen Beschluss gab, nannte aber keine Gründe.

Eine österreichweite Erhebung der Umgangssprache würde nach Angaben der Statistik Austria übrigens ziemlich teuer kommen. Auch wenn nur dieses eine Merkmal abgefragt würde, dann würde das laut Volkszählungs-Projektleiter Peter Findl "so viel wie die halbe Volkszählung" kosten. Schließlich müsste man dazu ebenfalls Fragebögen drucken, verteilen, wieder einsammeln und auswerten. Günstiger wäre natürlich eine bloß regionale Erhebung der Umgangssprache in den Gebieten mit dem größten Minderheitenanteil, meint Findl.

Eine "herkömmliche" österreichweite Volkszählung mit Fragebögen würde nach Schätzungen der Statistik Austria rund 100 Mio. Euro kosten.(apa/red)