Ewald Stadler aus FPÖ ausgetreten: Gar nicht orange, aber auch nicht mehr blau!

Spaltpilz und Intrigant will nicht mehr in FPÖ bleiben

Ewald Stadler aus FPÖ ausgetreten: Gar nicht orange, aber auch nicht mehr blau!

Die Politkarriere Stadlers begann in seiner Heimatgemeinde Mäder in Vorarlberg, wo er sich im zarten Alter von 24 in der Gemeindepolitik zu engagieren begann. 1989 ging es weiter in den Vorarlberger Landtag, 1991 wurde er dort Klubobmann der Freiheitlichen. Wortgewaltig war er schon damals und als streng Konservativer ein fast skurril anmutender Gegenpol zu Landesparteiobmann und Partylöwe Hubert Gorbach.

"Dobermann"
Das Klima war wenig überraschend schnell vergiftet, Gorbach lobte Stadler weg nach Wien, wo der studierte Jurist nach der Nationalratswahl 1994 als Abgeordneter ins Parlament einzog. Auch dort wollte man auf seine Wortgewalt rasch nicht mehr verzichten. Im Jänner 1996 wurde er an der Seite Jörg Haiders zum geschäftsführenden Klubchef - und schon war der Spitzname "Dobermann" geboren, der Stadler bis heute begleitet.

Parteiintern sorgte der sechsfache Familienvater 1997 mit der Ausarbeitung eines neues Parteiprogramms für Aufregung, und zwar mit einer ganz speziellen Note, dem "wehrhaften Christentum". Das ließ sich die vom traditionell antiklerikalen "dritten Lager" geprägte Partei vom konservativen Katholiken aus dem Ländle, der stets zu den Förderern des St. Pöltener Bischofs Kurt Krenn gehörte, aber doch nicht als Parteiziel verpassen.

Im April 1999 war es mit der Karriere auf Bundesebene dann fürs Erste vorbei. Der gebürtige Vorarlberger, der sich auch innerhalb der Partei Kritik für sein Verbleib im System der alten Politikerpension gefallen lassen musste, wechselte in die niederösterreichische Landesregierung, wo er die Ressorts für Wasserrecht und Abwasserwirtschaft führte.

Volksanwalt Stadler
Nach der schwarz-blauen Wende im Jahr 2000 gefiel sich Stadler dann als scharfzüngiger Kritiker der damaligen FPÖ-Führung um Susanne Riess-Passer. Um ihn ruhig zu stellen, verschaffte ihm die damalige Vizekanzlerin einen Job in der Volksanwaltschaft. Das war nicht unumstritten, denn Stadler, der Mitglied der akademischen Sängerschaft Skalden ist, hatte mit umstrittenen Äußerungen zur NS-Zeit immer wieder für Aufsehen gesorgt. Am Auffälligsten in diesem Bereich war wohl seine Aussage, wonach Österreich 1945 nur "angeblich" vom Faschismus befreit worden sei.

Als Volksanwalt fiel er derart nicht auf, wohl aber wusste er auf anderem Gebiet aufzufallen. Die Wiederinstallierung eine Volksanwalt-Fernsehsendung nutzte der Exil-Vorarlberger weidlich zu kernigen Auftritten. Diese Gnade des feurigen Redners war auch hilfreich, als es darum ging, das Delegiertentreffen von Knittelfeld zu organisieren, das letztlich Riess-Passer in die Knie zwang und die FPÖ in den Keller der Wählergunst. Damals war Stadler noch großer Haider-Fan, was sich etwa darin manifestierte, dass er Mit-Begründer des "Club Jörg" wurde.

Doch auch im Haider-Lager wusste man mittlerweile, dass mit Stadler nicht gut Kirschen essen ist. Als der Rechtsausleger Stellvertreter der damaligen Parteiobfrau Ursula Haubner werden wollte, wurde dies mit aller Gewalt verhindert. Stadler bekam dafür die Freiheitliche Akademie, ein Beschluss der noch den heutigen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache verfolgte.

BZÖ: "Ewiggestrige"
Als das BZÖ von dannen zog - unter anderem mit Verweis auf "Ewiggestrige" wie eben Stadler - war der Angesprochene gleich wieder dick da und enger Verbündeter Straches. Keiner konnte verächtlicher herziehen über die orangen Ex-Freunde als er, der Gefolgschaft gefiel's fürs Erste. Im Vorjahr kandidierte er bei der Nationalratswahl mit dem kolportierten Wunsch, wieder den Sessel des Klubobmanns zu erklimmen. Daraus wurde nichts, Strache machte es selbst und hatte einen neuen Feind gewonnen. Der Machtkampf begann.

Stadler demontiert
Stadler wurde als Akademie-Chef vom FPÖ-Chef demontiert, schwups tauchten nur wenige Wochen danach "zufällig" Fotos aus Straches Jugendzeiten auf, die den Parteichef bei militärisch anmutenden "Waldspielen" zeigten. Stadler will die Fotos nur bekommen und an den blauen Bürgeranwalt Hilmar Kabas weitergeleitet haben. Wie sie schlussendlich in die Medien gelangten und somit zum Problem für Strache wurden, ist ihm selbst schleierhaft, sagt er. Stadler wurde die Bildergeschichte jedenfalls heimgezahlt. Nach Straches Waldspielen waren plötzlich ein wenig skurrile Fotos in Medien zu sehen, die Stadler in einer Kutte des erzkonservativen Mercedarier-Ordens zeigten.

Dass das Verhältnis danach nicht mehr zu kitten war, überraschte wenig. Eine Art Versöhnung auf Vermittlung des EU-Abgeordneten Andreas Mölzer gab es noch. Nun ist es offenbar wirklich Schluss mit lustig. Stadler muss gehen, zumindest aus der Partei. Im Parlament bleibt er und da kann er wohl noch für einige Zeit einem seiner derzeitigen Lieblingshobbys nachgehen, im Untersuchungsausschuss auf Eurofighter-Jagd zu gehen. (apa)