Europas Flughäfen fallen zurück

Golf-Airlines haben für europäische Fluglinien etwas von ihrem Schrecken verloren

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Viele Luftfahrt-Drehkreuze verlieren Marktanteile. Nicht nur Wien und München ringen um neue Landebahnen. "Die Nutzung von Bodeninfrastruktur wird in Europa eingeschränkt. Nicht so in den Golfstaaten oder in Asien." Zu dem Befund kommt Ulrich Schulte-Strathaus, der die EU-Kommission in Luftfahrtfragen berät.

Die staatlich unterstützten großen Airlines aus den Golfstaaten dürften weiter nicht unterschätzt werden. Aus dem "Dämon" der drei Golfstaaten-Airlines (Etihad, Emirates, Qatar Airways) sei eine überschaubare Herausforderung geworden, sagte der Luftfahrtexperte am Mittwoch beim Luftfahrtsymposium in Wien. Sie seien nicht mehr "die" große Bedrohung der europäischen Luftfahrt. Etihad ist mit seinem Experiment, sich in Airlines einzukaufen, gerade gescheitert. Siehe Air Berlin und Alitalia.

Der österreichische Luftfahrtverband macht jedoch die Überkapazitäten, die die Golf-Fluglinien durch ihre rasante Expansion aufgebaut hätten, für den enormen Druck auf europäische Langstrecken-Airlines verantwortlich. Alle Airlines in Europa seien starkem Wettbewerb ausgesetzt, den jetzt vor allem Billig-Airlines hervorriefen. Damit würden die Großen zu Fusionen angeregt.

Abseits der Fusions- und Krisenthemen ging es im Symposium in Wien auch wieder um die 3. Piste am Airport Wien. Die Flughafenbetreiber dürfen nach einem sommerlichen Urteil des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) auf die Errichtung einer dritten Landebahn hoffen. Der VfGH hatte einen Baustopp infolge eines Bundesverwaltungsgerichtes (BVwG) aufgehoben. Bis Rechtssicherheit herrscht, dürfte wieder viel Zeit vergehen.

"Gott sei Dank wurde dieses schauerliche Urteil revidiert", sagte AUA-Chef Kay Kratky. "Wenn etwas 17 Jahre dauert und dann gekippt wird, ist das aber kein Erfolg." Welcher internationale Konzern gehe in solch unsicheres Terrain, wenn er Milliarden investieren wolle und das Projekt dann kippt? "Wir haben da ein größeres Thema als die dritte Bahn", findet Kratky.

Die Luftfahrtbranche forderte heute also erneut ein "Staatsziel", in dem die Regierung festlege, dass man sich zu Standort, Wachstum und Beschäftigung auch im Verfassungsgesetz bekenne. Die Forderung nach Abschaffung der Ticketsteuer wurde bekräftigt.

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