Euro-Debütant Island

Der Fußballzwerg, der den Großen das Fürchten lehrt.

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Fakten - Euro-Debütant Island

Spätestens seit der erfolgreichen Qualifikation für die Euro 2016 in Frankreich ist Island auch auf der europäischen Fußballlandkarte kein schwarzer Fleck mehr, noch dazu, wo der „Fußballzwerg” unter Teamchef Lars Lagerbäck (Schweden) in der Qualifikation der Fußballgroßmacht Niederlande mit zwei Siegen den „Todesstoß” versetzt hat.

Während die Holländer im Sommer nur zuschauen dürfen, kämpft Island gegen Österreich, Portugal und Ungarn um einen Platz in der Knockout-Phase. Der Papierform nach ist Island nach Portugal der härteste Gegner der Österreicher. Der Erfolg der Kicker von der Vulkaninsel im Nordatlantik ist aber kein Fußballwunder, sondern das Ergebnis harter Aufbauarbeit während der letzten 15 Jahre. Nach der Jahrtausendwende machten die isländischen Politiker im Verein mit den damals noch florierenden Banken und der finanziellen Unterstützung des Weltfußballverbandes Fifa viele Millionen für den Bau von riesigen Fußballhallen im ganzen Land locker. Gleich sieben solcher Riesenhallen stehen heute in der Landschaft, in der größten können sogar Länderspiele ausgetragen werden.

Dazu kommt, dass Island eine echte Sportlernation ist. 90 Prozent der isländischen Kinder betreiben regelmäßig Sport auf Vereinsebene. Bis zum 10. Lebensjahr ist die Nutzung der Hallen für die Kinder gratis. Und während die Finanzkrise 2008 Island fast in den Ruin getrieben hat, bekam der Fußball dadurch eine zusätzliche Dynamik. Denn die Vereine waren von einem Tag auf den anderen gezwungen, die meisten Legionäre zu verabschieden und den eigenen Talenten eine Chance zu geben.

Dass es mit dem isländischen Fußball steil bergauf geht, musste 2011 auch Deutschlands U21-Auswahl bitter zur Kenntnis nehmen. Die isländischen Junioren qualifizierten sich erstmals für eine U21-EM-Endrunde, die Deutschen mit Spielern wie Mats Hummels, Kevin Großkreutz oder Lars Bender mussten zu Hause bleiben. Ein Großteil dieser Nachwuchsmannschaft bildet heute die Stammformation, mit der die Kicker aus dem hohen Norden in Frankreich auch den Rest von Europa aufmischen wollen.

Die wichtigsten Fakten zur sportlichen Nation:

Das Land:

Größe: 103.00 qkm; Einwohner: 331.310; 3,2 Einwohner/qkm; Hauptstadt: Reykjavik (121.230); Währung: Isländische Krone (100 Kronen sind 0,70 Euro)

Der Verband:

Knattspymusamband Islands, gegr. 1947, 3.000 aktive Fußballer, Nationalstadion: Laugardalsvöllur in Reykjavik (15.000 Plätze, davon 9.800 Sitzplätze; Höchste Spielklasse: Isländische Premier League (12 Klubs)

Das Nationalteam:

Marktwert: 35 Mio. Euro. (Gylfi Sigurdsson, Swansea, 11 Mio., Ragnar Sigurdsson, Krasnodar/Russland, 6 Mio.); 80 Prozent Legionäre (die meisten in Schweden oder Dänemark); Durchschnittsalter: 27 Jahre; Trainer: Lars Lagerbäck (Schweden); Rekordtorschütze: Eidur Gudjohnsen (u. a. Chelsea, FC Barcelona, Monaco), 25 Tore in 82 Länderspielen.

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