EU-Kommission will nach Fipronil-Skandal Warnsysteme besser vernetzen

Andere Mitgliedstaaten durch Belgien und Niederlande lange nicht informiert

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In Belgien waren erstmals Anfang Juni überhöhte Fipronil-Werte in einer Ei-Probe entdeckt worden. Verantwortlich ist eine niederländische Firma, die Ställe von Legehennen mit einem Mittel reinigte, in dem das Insektizid beigemischt war. Es dauerte aber Wochen, bis die Behörden in Belgien die Ursache der Verunreinigung fanden.

Andriukaitis zufolge stellten die belgischen Behörden am 6. Juli eine Anfrage über das System für Amtshilfe und Zusammenarbeit (AAC) an die Niederlande. Die EU-Kommission habe davon nichts erfahren, da es sich um eine bilaterale Anfrage gehandelt habe. Sie sei erst am 20. Juli offiziell von Belgien informiert worden und habe dies über das europäische Schnellwarnsystem RASFF dann die anderen Mitgliedstaaten weitergeleitet.

In der Folge mussten Millionen Eier vom Markt genommen und mehrere Legehennenbetriebe gesperrt werden. Betroffen sind nach Kommissionsangaben inzwischen 25 Mitgliedstaaten - darunter auch Österreich - sowie 19 weitere Länder weltweit, die teils Einfuhrverbote für Eier und Ei-Produkte aus der Europäischen Union oder einzelnen Mitgliedstaaten verhängt haben.

Der für Lebensmittelsicherheit zuständige EU-Kommissar forderte Aufklärung, warum die EU-Ebene nicht schon früher alarmiert wurde. Er erinnerte daran, dass niederländische Behörden schon im November 2016 "über den illegalen Einsatz von Fipronil" in der Hennenzucht informiert worden seien. Die Ursache sei dann aber nicht festgestellt worden, "weil keine Analyse die Präsenz von Fipronil in Eiern oder Hühnerfleisch zeigte".

Jedoch hätten nun nachträglich überprüfte Proben vom September 2016 gezeigt, dass es schon damals Fipronil in Eiern gab, sagte der Kommissar. Hier ermittle nun die Staatsanwaltschaft. Es müsse festgestellt werden, "was bekannt war, wann und wem", forderte Andriukaitis.

Nächste Etappe bei der Aufarbeitung des Fiproil-Skandals ist ein Treffen von Vertretern der nationalen Agrarministerien und Lebensmittelbehörden am 26. September. Die EU-Agrarminister wollen dann bei ihrem nächsten Treffen am 9. und 10. Oktober über mögliche Konsequenzen beraten.

Kommentare

Inge Schuster

Verschwiegen wird, dass um Größenordnungen höhere Mengen an Fipronil bereits seit den 1990er Jahren in der Tiermedizin an Haustieren - an Millionen Hunden und Katzen und jeweils mehrmals im Jahr - Verwendung finden. Eine Exposition und damit potentielle Gefährdung der Tierhalter übersteigt bei weitem die durch die "Gifteier"
Fipronil in Eiern: unverhältnismäßige Panikmache? http://scienceblog.at/

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