Der erste Weltraum-Tourist
Österreichs: "Ich bin Co-Pilot"

Burgenländer gewinnt Flug ins All und erfüllt sich damit einen Lebenstraum

von Der erste Weltraumtourist Österreichs, Andreas Rottensteiner, fliegt 2015 ins All. © Bild: HARALD ARTNER

Der Ausflug ins All ist nichts für schwache Nerven: Das Shuttle beschleunigt bis auf etwa dreifache Schallgeschwindigkeit, rund 4G wirken beim Rückflug auf den Körper ein. Meistens führt die ungewohnte Belastung dazu, dass sich ungeübte Astronauten übergeben müssen.

Austro-Astronaut darf steuern

"Das Shuttle startet und landet wie ein normales Flugzeug", sagt Henning Richard Haltinner, Geschäftsführer von "HALTINNER Lifestyle Management" und "HALTINNER Space Experiences". Sein Konzern ist mitverantwortlich für die Realisierung des Fluges. Der Start des Raumschiffes soll auf der Karibikinsel Curaçao erfolgen. Das Shuttle besitze vier Raketentriebwerke, so Haltinner. Nach dem Start gehe es ungefähr im 89-Grad-Winkel nach oben und man beschleunige bis auf 300.000 km/s. Der 32-Jährige habe während der Schwerelosigkeit sogar die Möglichkeit als Co-Pilot zu agieren: Er darf die zwölf Steuerdüsen selbstständig bedienen und so die Position bestimmen, mit der er auf die Erde herabschaut.

Der erste Weltall-Tourist Österreichs fliegt gratis in den Weltraum, er hat den von der Geschenkartikel-Firma "mydays" verlosten Flug gewonnen. Im Interview mit NEWS.AT stehen Andreas Rottensteiner und "mydays"-Geschäftsführer Fabrice Schmidt gemeinsam Rede und Antwort über den spektakulären Weltraum-Trip:

NEWS.AT: Was war Ihr erster Gedanke, als Sie erfahren haben, dass Sie einen Weltraum-Flug gewonnen haben?
Andreas Rottensteiner: Der erste Gedanke war eigentlich, das ist ein Telefonscherz. (lacht) Ich habe den Gewinn erst viel später realisiert. Es war dann ein unbeschreibliches Gefühl, die Chance zu bekommen, ins Weltall zu fliegen.

NEWS.AT: Warum haben Sie beim Gewinnspiel mitgemacht?
Rottensteiner: Ich wollte etwas Neues erkunden, ein Abenteuer erleben.
Fabrice Schmidt: Ich glaube, dass die Versuchung immer wieder da ist, zu schauen, ob man nicht derjenige ist, der ins Weltall kommt. Mit dem Weltraumflug wollte "mydays" ein außergewöhnliches und perfektes Geschenk erschaffen. Muss man einen Weltraumflug machen? Nein. Wird es ein Erlebnis sein, an das man sich ein Leben lang erinnern wird? Mit Sicherheit.

Der erste Weltraumtourist Österreichs, Andreas Rottensteiner, fliegt 2015 ins All.
© HARALD ARTNER Fabrice Schmidt, Geschäftsführer von "mydays", und Andreas Rottensteiner

NEWS.AT: Wie haben Freunde und Familie auf die Nachricht reagiert, dass Sie ins Weltall fliegen werden?
Rottensteiner: Die Begeisterung im Freundeskreis war groß. Auch meine zukünftige Frau freut sich sehr für mich. Meine Eltern waren schon ein bisschen mehr besorgt, die Freude überwiegt aber.
Schmidt: Er ist gerade erst Vater eines Jungen geworden. Dann heiratet er bald und gewinnt auch noch einen Weltraum-Flug. Ich denke, das ist ein Wahnsinns-Jahr für ihn.
Rottensteiner: Ja, 2014 mag mich. (schmunzelt)

NEWS.AT: Astronauten trainieren oft jahrelang. Wie bereiten Sie sich auf den Ausflug ins All vor?
Rottensteiner: Die körperliche Vorbereitung besteht aus Sport: Laufen, Mountainbiken und Schwimmen. Und mental bereite ich mich mit meinem Space-Coach Alexander Faßbender vor. Beim Mentaltraining lernt man die Nervosität oder Blockaden in gewissen Situationen abzubauen. Der Mix aus körperlichem und mentalem Training ist, glaube ich, das Richtige, um für den Weltraum-Flug gut gewappnet zu sein.

NEWS.AT: Inwieweit haben Sie Bedenken oder Ängste im Hinblick auf den Flug?
Rottensteiner: Bis jetzt habe ich noch keine. Wenn das Abflugdatum näher rückt, wird sicher die ein oder andere schlaflose Nacht kommen.

NEWS.AT: Wie sieht der Ablauf des Weltraumfluges letztendlich aus?
Rottensteiner: Der Aufstieg des Shuttles dauert circa fünf Minuten, innerhalb von drei Minuten wird auf dreifache Schallgeschwindigkeit beschleunigt. In 60 Kilometern Höhe werden die Triebwerke abgestellt. Bis man die Höhe von 100 Kilometern erreicht, wird nur noch der Schub ausgenutzt. Die schwerelose Phase beginnt ab über 100 Kilometern und dauert rund fünf bis sechs Minuten.
Schmidt: Bei 103 Kilometern fängt das Weltall an. Spätestens dann ist er offizieller Astronaut.

NEWS.AT: Wer fliegt noch mit?
Rottensteiner: Es fliegt noch ein Pilot mit. Die Firma SXC (Space Expedition Corporation; Anm. der Red.) hat insgesamt zwei ehemalige Space-Shuttle-Piloten angeheuert, die den Raumflieger steuern können. Einer davon begleitet mich, ich bin quasi Co-Pilot.
Schmidt: Insofern hat Andreas eine gewisse Verantwortung und dafür wird er auch trainieren.
Rottensteiner: Ich mache zum Beispiel den Vorabflugs-Check in Kooperation mit dem Piloten. Und wenn alles glatt läuft, kann ich einfach den Flug genießen.

NEWS.AT: Wie viel kostet der gewonnene Weltall-Flug normalerweise?
Schmidt: Der Flug kostet 100.000 US-Dollar. (rund 73.000 Euro; Anm. der Red.) Es gibt Konkurrenz-Produkte, die teurer sind und mit mehr Personen an Bord starten. Derjenige, der es sich leisten kann, sollte es sich auch leisten.

NEWS.AT: Welche Dinge stehen während des Weltraum-Abenteuers auf Ihrer To-do-Liste?
Rottensteiner: Ich glaube nicht, dass mir viel Zeit bleibt. Ich will die Situation einfach nur genießen. Es werden auch automatisch Fotos gemacht.
Schmidt: Es sind Kameras ins Shuttle eingebaut, die mitfilmen. Unser Astronaut wird also noch Fotos bekommen.

NEWS.AT: Also keine eigene Kamera und somit kein All-Selfie.
Rottensteiner: Das wäre cool.
Schmidt: Mit dem Anzug, Helm und Handschuhen wird das aber nicht möglich sein.

Der erste Weltraumtourist Österreichs, Andreas Rottensteiner, fliegt 2015 ins All.
© HARALD ARTNER 2015 startet Andreas Rottensteiner ins Weltall.

Kommentare

mit 300000km/s ??? :D

Dreifache Schallgeschwindigkeit (in Luft) und 300000 km/h passen nicht zusammen, sind in Wahrheit etwa 3000 km/h. Ansonsten, wenn in 60 km Höhe die Triebwerke abgestellt werden, wird ab da nicht mehr der Schub ausgenutzt (ist ja keine da, ohne Triebwerke!) sondern die Trägheit. Das heißt aber auch, ab da beginnt die Schwerelosigkeit - und nicht erst ab 100 km Höhe. Was ab den 103 km Höhe beginnt, ist der offizielle Weltall. Ist aber nur eine Definitionssache, keine physikalische Grenze. Der Passagier wird die Überschreitung der Grenze nicht bemerken.

Ansonstem, dem Passagier viel Spaß bei seinem Trip !

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