Einflussreicher US-Senator McCain wegen Hirntumors operiert

Republikaner hoffen auf Stimme des Politikers bei Gesundheitsreform

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Noch ist unklar, wann der 80-Jährige in den Senat zurückkehren kann - dort hoffen die Republikaner bei der Gesundheitsreform auf die Unterstützung von McCain, der US-Präsident Donald Trump schon häufig deutlich kritisiert hat.

Zuletzt waren die Beratungen des US-Kongresses über die Gesundheitsreform verschoben worden, weil sich McCain wegen eines Blutgerinnsels über dem Auge einer Operation unterziehen musste. Im Zuge dieser Operation sei ein damit zusammenhängender Hirntumor festgestellt worden, teilte McCains Büro nun mit.

Es habe sich bei dem Tumor um ein Glioblastom gehandelt, wurde in der Erklärung die Mayo Clinic in Phoenix im US-Staat Arizona zitiert. "Der Senator und seine Familie prüfen nun weitere Behandlungsoptionen", hieß es. Möglich sei eine Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung.

Aus beiden politischen Lagern wurden McCain Genesungswünsche übermittelt. Seine Gedanken und Gebete seien bei McCain und seiner Familie, erklärte US-Präsident Donald Trump. Ex-Präsident Barack Obama nannte McCain einen "amerikanischen Helden". Der Krebs wisse nicht, "mit wem er es zu tun hat". Der Republikanerführer im Senat, Mitch McConnell, erklärte, er und die gesamte Parlamentskammer beteten für den Kollegen und hofften, ihn bald wiederzusehen.

"Die Ärzte des Senators sagen, dass er sich von der Operation 'erstaunlich gut' erholt und seine zugrundeliegende Gesundheit exzellent ist", hieß es aus McCains Büro. Auch McCain sei "guter Dinge" und "zuversichtlich, dass eine künftige Behandlung wirksam sein wird". Wann McCain in den US-Senat in Washington zurückkehren könne, müsse er noch mit seinen Ärzten klären.

McCain gehört zu den einflussreichsten US-Republikanern. Das Ansehen des Präsidentschaftskandidaten von 2008 beruht auch auf seiner Teilnahme am Vietnam-Krieg. Dabei war McCain 1967 in Gefangenschaft geraten und gefoltert worden und erst nach rund fünf Jahren wieder freigekommen.

Trump hatte McCain bereits nach der Entfernung des Blutgerinnsels am Montag gute Besserung gewünscht und dabei zugleich auf die Bedeutung von McCains Stimme bei der Reform des Gesundheitssystems verwiesen. "Wir brauchen seine Stimme", erklärte Trump.

Die Abschaffung von "Obamacare" und sein Ersatz durch ein angeblich effizienteres und kostengünstigeres Modell ist eines der zentralen Wahlkampfversprechen Trumps. Allerdings fehlt es derzeit an den notwendigen Stimmen aus den eigenen Reihen - in den vergangenen Tagen hatten vier republikanische Senatoren ihren Widerstand erklärt. Wegen der knappen Mehrheit der Republikaner in der Kongresskammer fehlen damit die notwendigen Stimmen für den Plan.

McConnell stellte die Bemühungen um ein konsensfähiges neues Gesundheitsmodell nun bis auf Weiteres ein. Er will jetzt als Plan B nur noch über die Abschaffung von "Obamacare" abstimmen lassen - ohne dass bereits ein Ersatzmodell präsentiert wird.

Um einen Reformplan noch in diesem Sommer zu erreichen, forderte Trump, der Senat sowie er selbst sollten dafür die Sommerpause aussetzen und "die Stadt nicht verlassen". Bei einem Treffen mit 49 republikanischen Senatoren deutete er am Mittwoch an, diejenigen, die das Vorhaben ablehnten, könnten ihren Job verlieren. Im Hinblick auf den Senator Dean Heller, der bei dem Treffen neben dem Präsidenten saß und als Gegner der Reform gilt, sagte Trump: "Er will Senator bleiben, oder?"

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