Edelmann wird "Teamchef" bei den Seefestspielen Mörbisch

Soll als künstlerischer Direktor für mehr Besucher in der Operettenhochburg sorgen

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"Es hat unterschiedliche künstlerische Auffassungen über die Gegenwart und Zukunft der Seefestspiele gegeben und daher haben wir uns einvernehmlich entschlossen, diesen Schritt zu tun und diesen Vertrag nicht aufleben zu lassen", begründete Kulturlandesrat Helmut Bieler (SPÖ) in einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz die Entscheidung, dass Pichowetz nun doch nicht die Intendanz übernimmt.

2018 steht in Mörbisch nun nicht die "Frühjahrsparade", sondern "Gräfin Mariza" auf dem Spielplan, teilte Bieler mit. Premiere ist am 12. Juli 2018, 22 weitere Vorstellungen sollen folgen.

Mit dem Wechsel an der Spitze der Seefestspiele soll Teamarbeit einen besonderen Stellenwert erhalten. Edelmann leite künftig ein Team, dem langjährige Mitarbeiter des künstlerischen und technischen Bereichs angehören. Alle Entscheidungen würden im Team besprochen, so Bieler: "Die künstlerische Letztentscheidung hat natürlich der künstlerische Direktor."

Er habe es auch in seiner Tätigkeit als Vorstand des Instituts für Gesang und Musiktheater an der Musikuniversität Wien auf seine Fahne geschrieben, das Team mit einzubeziehen, sagte Edelmann. Technischer Direktor, Geschäftsführer, Licht, Ton, Regie und Bühnenbild: "Das sind alles Komponenten, die Mörbisch ausmachen."

Ständiger Austausch und Brainstorming seien für ihn essenziell. Er scheue sich aber auch nicht davor, Entscheidungen zu treffen. Mörbisch sei auf alle Fälle das größte, aber auch das berühmteste Operettenfestival der Welt. "Das ist schon ein großer Rahmen", meinte Edelmann: "Wir ziehen alle an einem Strang. Wir wissen, was es für eine Verantwortung ist, Mörbisch zu leiten." Er sei "davon überzeugt, dass wir Mörbisch in eine gute Richtung bringen werden".

Mit der Wahl der "Gräfin Mariza" sei er "sehr zufrieden", sagte der künstlerische Direktor: Mörbisch sollte das klassische Musical und vor allem "die erste Klasse der Operetten" - und, wenn es dann die Finanzen erlauben, auch einmal ein unbekannteres Stück - spielen. "Es muss sich aber ausgehen mit dem Geld", stellte Edelmann fest. Man könne "nicht jedes Jahr Stücke auswählen, wo ein Fragezeichen dahinter steht".

Die Seefestspiele müssten versuchen, sich mit den Einnahmen zu finanzieren. "Und das ist schwer heutzutage. Da braucht man einfach das Publikum." Harald Serafin habe dies aufgebaut mit 6.400 Plätzen: "Das ist ein ganzer Haufen. Jeden Abend so viele Plätze zu füllen, das ist eine Riesenaufgabe." Er habe schon einige Ideen in dieser Richtung entwickelt und schon einiges vor. Man müsse auf vielen Punkten versuchen, Publikum zu gewinnen und zurückzuholen. Letztlich komme es darauf an, jedes Jahr eine kleine Steigerung bei den Besucherzahlen zu haben - "sonst muss Mörbisch möglicherweise zusperren", und das wolle niemand.

Die diesjährige Ausgabe der Seefestspiele steht noch unter der Leitung von Dagmar Schellenberger. Sie bringt zu ihrem Abschied, der gleichzeitig auch das 60-Jahr-Jubiläum des Festivals markiert, Carl Zellers "Der Vogelhändler" auf die Bühne. Das Stück, das von Axel Köhler inszeniert wird, ist von 7. Juli bis 19. August angesetzt.

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