Die Färöer: Schafe, Öl und das Streben
nach mehr Unabhängigkeit von Dänemark

Inseln im Nordatlantik streben nach mehr Autonomie

Sie haben dem Archipel seinen Namen gegeben. Geschätzte 90.000 Schafe grasen auf den idyllischen Wiesen der Färöer. Das sind fast doppelt so viele Tiere wie die 18 Inseln im Nordatlantik Einwohner zählen. Dennoch ist es das Meer, das das Leben der Färinger prägt. Es ermöglicht mit dem Fischfang den mit Abstand wichtigsten Wirtschaftszweig. Und es birgt eine Quelle zukünftigen Reichtums - Erdöl und Erdgas.

Erste Probebohrungen lassen auf reichhaltige Vorkommen schließen, die die Färöer in ihren Unabhängigkeitsbestrebungen von Dänemark bestärken könnten. Seit 1948 haben die Inseln zwar als "gleichberechtigte Nation" innerhalb des dänischen Königreichs weitgehende Autonomie, wirtschaftlich ist die Abhängigkeit aber zu groß. Mehr als 85 Millionen Euro erhält das 48.000-Einwohner-Land, das zwischen Schottland, den Shetland-Inseln und Island liegt, jährlich an Subventionen aus Kopenhagen.

Öl als Hoffnungsträger
Ein Unabhängigkeitsreferendum war 2001 bereits gescheitert, weil Dänemark damit drohte, im Falle der Abspaltung den Geldhahn zuzudrehen. Große Hoffnungen setzen die Färinger, die sich selbst nicht als Dänen, sondern als Nachfahren der Wikinger betrachten und ihre eigene Sprache pflegen, nun in das Öl als Motor der Unabhängigkeit. Derzeit verfügt das färöische Parlament über limitierte Autonomie, Dänemark kontrolliert Finanzen, Verteidigung, Außenpolitik, Kirche und Polizei.

Der neue Regierungschef tritt dafür ein, dass das so bleibt. "Es gibt ein Sprichwort. Klein ist schön, unsere Inseln sind sogar sehr schön. Aber groß ist einflussreich", erklärte Kaj Leo Johannesen von der Unionistenpartei (Sambandsflokkurin), die für eine enge Bindung an das Mutterland und eine Annäherung an die EU eintritt. Derzeit zählen die Färöer im Gegensatz zu Dänemark weder zur EU noch zur zollfreien Zone des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR).

Johannesen war erst am 24. September nach einem Bruch der Koalition in Torshavn zum Ministerpräsidenten ernannt worden. Der neue starke Mann ist ein Ex-Fußballer. Einer, der auch beim sporthistorisch größten Erfolg der Inseln dabei war. Johannesen war beim legendären 1:0-Sieg am 12. September 1990 in Landskrona gegen Österreich Ersatzmann von "Zipfelmützen-Goalie" Jens Martin Knudsen gewesen. Bei der Neuauflage am Samstag will er wie 6.000 seiner Landsleute im Stadion sein.

Wien ein Nationalfeiertag
Nationalsport ist zwar Rudern. "Fußball hat uns aber erst auf die Landkarte gebracht", erinnerte Johannesen. Der 12. September wird wie ein Nationalfeiertag begangen, jährlich erinnern die Zeitungen - zwei gibt es an der Zahl, dazu einen Fernsehsender - an die Sensation gegen Österreich - im allerersten offiziellen Länderspiel. Der neue Regierungschef war hautnah dabei. Neben seiner Fußball-Karriere war der 44-Jährige wie so viele Färinger als Schiffskapitän und im exportorientierten Fischhandel tätig.

Knapp 97 Prozent aller Exporte sind Fischprodukte, vor allem Lachs. 200.000 Tonnen Fische gehen jährlich ins Netz. Dafür herrscht auf den Färöern mit einer Arbeitslosigkeit von 1,3 Prozent praktisch Vollbeschäftigung. Wichtige Einnahmequelle ist auch der Tourismus. Knapp ein Drittel der Einwohner lebt in der Hauptstadt Torshavn, in der auch das ÖFB-Team antritt. 17 der 18 Vulkaninseln, die sich durch schroffe Klippen und sattgrüne Wiesen auszeichnen, sind ständig bewohnt. Auf der kleinsten, Litla Dimun, haben noch ausschließlich die Schafe das Sagen.

(apa/red)