Der 'Anti-Berlusconi' als Stehaufmännchen?
Bereits 3x gescheitet - immer wiedergekehrt

Zum 3. Mal kündigten Verbündete Gefolgschaft auf 1997 wegen Sparpolitik Unterstützung gekündigt

Der 'Anti-Berlusconi' als Stehaufmännchen?
Bereits 3x gescheitet - immer wiedergekehrt

Im Oktober 1997 entzogen sie dem Sieger von 1996 wegen seiner Sparpolitik ihre Unterstützung. Prodi reichte seinen Rücktritt ein, wurde mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt und gewann gerade mit Unterstützung der Rifondazione Comunista die Vertrauensabstimmung im Parlament. Doch ein Jahr später ließ gerade wieder die Rifondazione Comunista Prodis Budget für 1999 scheitern. Nach einem neuerlichen Wahlsieg 2006 verfehlte Prodi bei einer Abstimmung zur Außenpolitik im Senat die erforderliche Mehrheit - und trat wieder zurück.

Introvertierter Wirtschaftsprofessor
Dabei hatte im vergangenen Jahr im Wahlkampf alles so gut begonnen: Statt mit Egozentrismus, Zweckoptimismus und vulgären Wähler-Beleidigungen - wie Berlusconi - schaffte der oft introvertiert wirkende Wirtschaftsprofessor aus Bologna an den Urnen eine politische Wende. Mit für italienische Verhältnisse ruhigen Tönen führte "Mortadella" bzw. "Tortellino" - wie er von seinen Widersachern wegen seiner Statur und Bologneser Herkunft oft genannt wird - eine Wahlkampagne, in denen vor allem der wirtschaftliche Aufschwung des stagnierenden Industriesystems im Vordergrund stand.

Einer von sieben Bründern
Wirtschaft ist das Salz im Leben Prodis, der 1939 in der Emilia Romagna im "roten Mittelitalien" als einer von sieben Brüdern geboren wurde. Nach dem Studium an der Universität von Mailand und an der London School of Economics stieg er zum Professor für Wirtschaft und Industriepolitik in Bologna und schließlich in Harvard (USA) auf. Seine politische Karriere begann Ende der siebziger Jahre als Industrieminister im Kabinett des Christdemokraten Giulio Andreotti, er stieg aber bald wieder aus, um in der Privatwirtschaft zu arbeiten.

876 Tage an der Macht
Im Februar 1995 kehrte er wieder auf die politische Bühne zurück und zwar als Herausforderer des charismatischen Medienzaren Silvio Berlusconi. Prodi baute den bunten Mitte-Links-Block "Ulivo" (Olivenbaum) auf, mit dem er 1996 die Parlamentswahlen gewann. 876 Tage blieb er als Chef der 55. Nachkriegsregierung an der Macht.

Euro eingeführt, Mitgliederzahl erhöht
Nach der Erfahrung als Regierungschef wechselte Prodi nach Brüssel als EU-Kommissionspräsident. In seinen fünf Amtsjahren wurde der Euro als Bargeld eingeführt, die Gemeinschaft wurde von 15 auf 25 Mitglieder erweitert. Unter seiner Führung einigte man sich in Brüssel sogar politisch auf eine EU-Verfassung. Trotzdem erfüllte Prodi nicht alle Erwartungen. Er galt als zu wenig tatkräftig, zu wenig kommunikativ, im Englischen zu wenig versiert und zu wenig visionär.

Historischer Wahltriumph
Noch aus Brüssel managte Prodi im Herbst 2004 sein Comeback auf Italiens politischer Szene. Bei den Regionalwahlen im April 2005 feierte sein Mitte-Links-Block einen historischen Wahltriumph. Für den Wahlkampf 2006 musste Prodi für den Zusammenhalt seines Bündnisses aber hart arbeiten, schließlich galt es, elf sehr heterogene Parteien zu führen.

Wogen glätteten sich nicht
Nach seinem knappen Wahlsieg im Frühjahr 2006 legten sich die Wogen innerkoalitionär keineswegs. Justament Vertreter seines kommunistischen Koalitionspartners ließen ihn in einer formal eher unbedeutenden Abstimmung über das italienischen Afghanistan-Engagement und über den Ausbau der US-Militärbasis in Vicenza über die Klinge springen - unterstützt von einigen normalerweise als unabhängig geltenden Senatoren auf Lebenszeit wie Giulio Andreotti, die sich der Stimme enthielten.

Prodi folgt Prodi?
Trotz seines Rücktrittes ist es durchaus möglich, dass der neue Ministerpräsident wieder Prodi heißt, er wäre nicht der erste Politiker Italiens, dem es so ergeht: In der Nachkriegszeit folgte Alcide De Gasperi insgesamt sieben Mal in ununterbrochener Reihenfolge auf sich selbst als Regierungschef.

(apa/red)