Das Neujahrskonzert 2004: Muti, Vergnügen und Champagner

4. Mal mit Riccardo Muti brachte Polka- und Walzerfreuden - Live-Tanzeinlagen aus dem Liechtenstein Museum PLUS: Was bringt 2004 - ALLE Details!

Thematisch war das Programm Johann Strauß und seinen Söhnen gewidmet, nur Joseph Lanner war es gestattet, den üppigen musikalischen "Strauß" zusätzlich aufzuputzen.

Der erste Teil des Konzerts war vor allem Johann Strauß Vater gewidmet, dessen 200. Geburtstag im März gefeiert wird. Mit dem "Philomelen-Walzer" und der "Frederica-Polka" sorgten zwei für das Neujahrskonzert neue Stücke für erste Höhepunkte, beim "Cachucha-Galopp" forcierte Muti gehörig das Tempo, und natürlich gab es wieder jenes Werk als traditionelle letzte Zugabe, mit dem sich der Vater der "Sträuße" wenn schon nicht in die Musikgeschichte, so doch in das musikalische Gedächtnis der Nation eingeschrieben hat: Beim "Radetzkymarsch" sah Muti dem Orchester weitgehend bei der Arbeit zu und widmete sich mehr dem Dirigieren des mitklatschenden Publikums.

Gleich auf drei Novitäten brachte es Johann Strauß Sohn, der den zweiten Teil des Programms beherrschte. Seine irisch beeinflusste "Zigeunerin-Quadrille" wurde zu Ehren des neuen EU-Ratsvorsitzlandes Irland gespielt. Das Motto dieses ersten Vormittags des neuen Jahres wurde aber von Eduard Strauß vorgegeben: "Mit Vergnügen" heißt seine Polka schnell op.228, und nicht nur dieses Musikstück wurde von den Philharmonikern und dem bestens gelaunten Dirigenten so lustvoll dargeboten, als könnte nichts die Freude über das eben angebrochene Jahr trüben. Da konnten sich Muti und die Musiker nach der "Champagner-Polka" schon ein Gläschen auf offener Bühne genehmigen und danach "Im Sturmschritt" zu einer Polka schnell von Johann Strauß Sohn antreten, die im Konfettiregen den regulären Programmteil beendete.

Ein wenig wie eine Entschuldigung wirkte darauf die kleine, den traditionellen Neujahrswünschen der Philharmoniker und dem Donauwalzer vorausgeschickte Ansprache Riccardo Mutis, in der er an die vielen Konflikte und Schmerzen in der Welt erinnerte und betonte, die Musik bringe die Menschen unterschiedlichster Kulturen in ihren Gefühlen zusammen und trage so auf ihre Weise zur Friedensarbeit bei. "Lassen Sie uns hoffen - für uns und unsere Kinder!"

Bei der optischen Aufbereitung des live im TV übertragenen Konzerts bewies der ORF wieder hohe Kompetenz. Bildregisseur Brian Large sorgte einmal mehr für eine wunderbare Komposition der zahllosen Kameraeinstellungen. Nicht gänzlich geglückt dagegen die Einspielungen: Bei den "Hofball-Tänzen" irritierte eine Kamerafahrt durch die menschenleere Hofburg; die wenigen im Pausenfilm von Felix Breisach agierenden Menschen wirkten ärgerlicherweise wie ein "T-mobile"-Werbespot inmitten der Präsentation der von der UNESCO geadelten "Schätze Österreichs". Tolle Werbung erhielt auch das Liechtenstein Museum in Wien-Alsergrund, das am 28. März 2004 eröffnet wird und für den "Accelerationen-Walzer" und die "Champagner-Polka" als Schauplatz der von Boris Eifman choreografierten Live-Tanzeinlagen des Staatsopernballetts fungierte. Die "Eislauf-Polka" von Josef Strauß untermalten (zum "Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport") fröhliche Bilder von der Eisfläche des Wiener Eislaufvereins.

Die von der Deutschen Grammophon produzierte CD gab es zwar noch nicht beim Ausgang - doch ab 7.Jänner ist sie im Handel erhältlich.
(apa, red)