Das Gasometer wird zum Sündenpfuhl:
Southern-Rocker Down erstmals in Wien

Grandioser Auftritt der Band rund um Phil Anselmo

New Orleans, dieser oft besungene Sündenpfuhl im Süden der Vereinigten Staaten ist nicht nur die Heimstätte des Jazz in seiner ureigenen Form, sondern auch einer eigenen Musikrichtung, die dem Metal nicht uneigen ist, aber mit einer gehörigen Portion Blues, Stoner-Rock und Dessert-Sound ein eigenes Genre kreiert.

Das Gasometer wird zum Sündenpfuhl:
Southern-Rocker Down erstmals in Wien © Bild: Norbert Hübner/rockfestivals.at

Genau aus diesen Gefilden in Louisiana kommt die All-Star-Truppe rund um Down. In den 1990ern noch als reines Nebenprojekt geführt, avancierte es in den letzten Jahren zu einer hauptberuflichen Band, die sich mit ausgedehnten Touren und einer fixen Besetzung eine große Fanbasis erspielen konnte. Ihren unvergleichlichen Sound – der schon mal staubig wie die durstige Kehle eines Südstaatlers sein kann – präsentierten sie nun zum ersten Mal auch in Wien.

Problemkind
Dieser Southern-Rock, so eine weitere Definition, wird vor allem durch Frontsau und Metal-Prolo Philip Anselmo mit solcher Inbrunst transportiert, dass man sich nahe der Bühne schon mal fürchten könnt, wäre das Publikum nicht auch voll mit potenziellen Rednecks, die Faust zum verbindlichen Gruß geballt.

Anselmo ist nicht erst seit seiner Zeit bei Pantera gefürchtet wie kein zweiter Sänger, kurzfristige Ausraster inbegriffen. Immer wieder mal auf Entzug und seit Jahren mit Schmerzmedikamenten zugedröhnt, jedes Konzert eine Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn. Die Tätowierung „unscarred“ (dt. narbenlos) auf seinem Bauch ist sowieso nur Inbegriff seiner Egomanie, wörtlich nehmen ist sinnlos.

Doch Wien hatte Glück
Pepper Keenan, Kirk Windstein, Rex Brown, Jimmy Bower und vor allem besagtes Problemkind Anselmo zeigten sich in großartiger Spiellaune, fast alle Hits – sofern man hierbei von solchen sprechen kann – waren im Set, keine Hasstiraden gegen etwaige Ungläubige, nur wahrer New Orleans-Sound vom Feinsten.

Die Blues-Rock-Nummer „Stone the Crow“ und der obligatorische Rausschmeißer „Bury me in Smoke“ bildeten ein fulminantes Ende. Beweisen müssen Down ohnehin niemanden etwas, das wissen sie nur zu gut. Auch der uninspirierte Gasometer-Sound tat der guten Stimmung keinen Abbruch, spornte nur noch mehr zum Mitsingen an.

Dass das Südstaaten-Cowboy-Image auch seine äußerst charmanten Seiten haben kann, war hier von Anfang an klar, ein wenig wichtiges Getue gehört zum Spiel und zeigt nur die vielen Facetten der Band. Eine All-Star-Truppe, die mehr ist als ein Haufen bekannter Musiker, eher die Quintessenz ihrer musikalischen Vorleben.

(Philip Dulle)

Fotos: Norbert Hübner