Das geheime Atomprogramm der Nazis

1930 startete das deutsche Heereswaffenamt ein Atomprogramm. Bisher unter Verschluß gehaltene Dokumente sollen neue Fakten über das strenggeheime Projekt der Nazis bringen. In drei Briefen beschuldigt der Physiknobelpreisträger Niels Bohr seinen Kollegen Werner Heisenberg, das Bombenprogramm der Nazis tatkräftiger unterstützt zu haben, als bisher angenommen wurde.

Das geheime Atomprogramm der Nazis

Noch unaufgeregter geht es wohl kaum: Mit einer einfachen Pressemitteilung Anfang Februar informierte Finn Aaserud, Leiter des Niels-Bohr-Archivs in Kopenhagen, die dänischen Medien, daß er in Kürze sagenumwobene, bisher unveröffentlichte Briefe aus dem Nachlaß des großen dänischen Physikers veröffentlichen würde.

Ganz ohne Medienspektakel und Pressekonferenzen stellte Aaserud eine Stunde später elf zumeist handgeschriebene Dokumente samt Abschrift und englischer Übersetzung auf die nüchtern gehaltene Homepage des Bohr-Instituts (www. nba.nbi.dk). Damit, so der Archivar in seinem lapidaren Begleitschreiben, hoffe er, das Interesse an den Briefen zu befriedigen und unangebrachte Spekulationen über ihren Inhalt zu verhindern.

Kurze Zeit später wird entgegen Aaseruds Hoffnung bereits wild spekuliert. Aus den Briefen, so glauben Historiker, lassen sich neue Schlüsse über eines der geheimsten Waffenprojekte der Nazis ziehen – den Plan, eine Atombombe zu bauen. Doch wie groß waren die Anstrengungen der Deutschen wirklich, eine solche Vernichtungswaffe zu konstruieren? Wie nahe waren die Techniker dem Ziel der Atombombe bei Kriegsende?

Und welche Rolle spielte dabei der geniale Physiker Werner Heisenberg, der als Mitbegründer der Quantenphysik bereits im Alter von 33 Jahren mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden war? Er galt während des Kriegs als führender Kopf im Atomforschungsprogramm der Nazis.

Schlechtes Licht
Bohr hatte die Briefe an seinen ehemaligen Studenten Heisenberg zwar geschrieben, aber nie abgeschickt. Dennoch: Die Dokumente werfen kein gutes Licht auf den deutschen Physiker. Bohr: „Du hast den Eindruck gemacht, daß unter Deiner Leitung alles unternommen wird, um Atomwaffen herzustellen.“ Bohr bezieht sich dabei auf einen Besuch, den ihm sein ehemaliger Student Heisenberg im Jahr 1941 abgestattet hatte, der von Bohr aber abrupt beendet wurde.

Für die „New York Times“ ergeben die Bohr-Briefe jedenfalls eine „neue Wendung in der Beteiligung des Physikers (Heisenberg) an der Nazibombe“. Und auch das Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ ist sich sicher: „Heisenberg baute während des Zweiten Weltkriegs eine Bombe für die Nazis.“

Alle Details über die Briefe und ein Interview mit Heisenberg Schüler Carl Friedrich von Weizsäcker lesen Sie im neuen FORMAT.