Am Maidan: 100 sterben, sie überlebt

von Christoph Lehermayr - Am Maidan: 100 sterben, sie überlebt © Bild: NEWS.AT

Heldin des Maidan. Der Tag nach den Todesschüssen auf dem Maidan. 100 Menschen sind tot. In Kiews Klinik Nummer 17 treffe ich eine, die nur knapp überlebte: Olesja, Rot-Kreuz-Helferin aus der Provinz, Demonstrantin gegen die Kleptokratie von Anfang an. Ihr Arzt spricht von einem Wunder. Sie selbst sagt: "Wenn sich jetzt in der Ukraine nichts ändert, hätte ich auch sterben können."

Zweifel. Ende des Jahres begegne ich Olesja erneut. Ihr Land ist seither ein anderes geworden. Präsident und Regierung sind neu, dafür Krim und Donbas verloren, die Wirtschaft steht vor dem Kollaps. Was Olesja besonders quält: Kein einziger der Maidan-Schützen wurde bislang verurteilt. Verschwörungstheorien machen die Runde, selbst von "friendly fire" ist die Rede. Das ist unerträglich und einer Ukraine, die vorgibt, gen Westen zu streben, unwürdig. Klar, das Land ist korrupt, die alten Seilschaften sind entsprechend stark und der größte Feind einer erfolgreichen Ukraine sitzt im Kreml. Doch echter Wandel geht einher mit ehrlicher Aufklärung. Für Ersteres ging Olesja auf die Straße, Zweiteres hat sie sich verdient.

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