Cerberus bleibt mindestes fünf Jahre an BAWAG beteiligt: Anschließend Börsegang!

Europa-Zentrale für General Motors-Finanzierung Jobsicherheiten wurde in Brief an ÖGB garantiert

In drei bis vier Monaten wird die BAWAG P.S.K. vom ÖGB auf den neuen Eigentümer, das US-geführte Cerberus-Konsortium, übergehen. Der US-Fonds Cerberus will - gemeinsam mit den Konsorten Generali, Wüstenrot, Post und Industriellen (Androsch, Schaschl, Marsoner, Rauch) - die fünftgrößte Bank zum Europa-Headquarter der GMAC, der Autofinanzierungssparte des Autoriesen General Motors, machen. Das soll Milliarden an neuem Geschäft bringen. In fünf bis sechs Jahren könnte die BAWAG dann an die Börse gebracht werden.

Spitzenvertreter des US-Fonds Cerberus haben sich unterdessen das erste Mal offiziell zum BAWAG-Deal geäußert und ein "langfristiges Interesse am wirtschaftlichen Erfolg" der Bank betont. "Wir sind sehr erfreut mit diesem Investment an einer positiven zukünftigen Entwicklung der BAWAG P.S.K. mitarbeiten zu können", erklärte Mark Neporent, Chief Operation Officer (COO) von Cerberus Capital Management in einer Pressemitteilung.

Cerberus wird laut Neporent ein "starker strategischer Partner" der BAWAG P.S.K. sein. Der amerikanische Fonds hat sich nach Angaben aus dem Konsortium auf eine Behaltefrist von "mindestens" fünf Jahren verpflichtet. Von "geduldigem Geld" ist die Rede.

In Europa ist die von Cerberus kontrollierte GM-Finanzsparte über die "Opel Bank" vertreten, die aber ebenfalls noch keine Europazentrale hat. Konsortiums-Sprecher Karl Stoss (derzeit noch Generali-Chef) sprach vom BAWAG-Verkauf als einer "Stärkung des Finanzplatzes Österreich".

In den Augen der Generali ist Cerberus kein reiner Finanzinvestor, sondern ein Stratege. Mit der Opel-Bank kämen auch für die Generali weitere mögliche Kundenbeziehungen und Vertriebswege dazu: "Jedes Auto kann nur zugelassen werden, wenn es eine Versicherung hat". Das brachte beim Smalltalk am Rande der heutigen Pressekonferenz neue Namensvarianten für die BAWAG (bisher "Bank für Arbeit und Wirtschaft") in Richtung BOFAG ("Bank für Opelfahrer AG") hervor. Eine Fusion mit der Opel-Bank ist aber nicht geplant.

Fest steht, dass Cerberus & Co die BAWAG P.S.K. über eine eigene neu zu gründende Österreich-Holding übernehmen wollen.

Rätseln über Aufteilung der Minderheitsanteile
Über die genaue Aufteilung der Minderheitsanteile, die nicht auf Cerberus entfallen, gibt es weiter nur Schätzungen. "Bis zu 5 Prozent", so wird bestätigt, könnte das Industriellenkonsortium um Hannes Androsch nehmen, 5 bis 10 Prozent die Österreichische Post. Je 5 Prozent werden immer für Wüstenrot und Generali kolportiert, aber noch nicht fixiert. Machte in Summe bis zu 25 Prozent, eher weniger. Aufsichtsratsmandate bekommen alle Konsortialpartner, Cerberus-Chef John Snow wird "wahrscheinlich" Aufsichtsratsvorsitzender, so Stoss.

Ziel sei es aber, beim IPO (Börsengang) eine österreichische Sperrminorität zu haben, heißt es dazu nur. Beim IPO kann jeder Eigentümer werden, sagte Stoss, vornehmlich Mitarbeiter und Kunden würden angesprochen.

Bei den Betriebsräten hat sich das Cerberus-Konsortium angeblich bereits Anfang November in eine Favoritenrolle gebracht, indem in einem Schreiben an den ÖGB-Präsidenten angekündigt wurde, im Fall des Zuschlags auf Personalabbau verzichten zu wollen.

Die BAWAG P.S.K ist Österreichs fünftgrößte Bank. In den Kernbanken sind rund 4.500 Mitarbeiter beschäftigt, in der gesamten Gruppe sind es 6.000 Leute. (apa/red)