Bundespräsident eröffnete Gesundheitszentrum für Wohnungslose in Wien

"neunerhaus" verfügt ab 10. Oktober über vier Mal so viel Platz für kostenlose medizinische Versorgung

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Mit den neuen, hellen und sehr freundlich gestalteten Räumlichkeiten in der Margaretenstraße 166 im fünften Bezirk stehen nun 800 Quadratmeter - und damit vier Mal mehr Platz als zuvor zur Verfügung. In Betrieb geht das Zentrum am 10. Oktober, fünf Mal pro Woche hat man geöffnet. Neben Allgemeinmedizinern machen hier Zahnärzte, Sozialarbeiter und Pflegepersonal Dienst. Dazu kommen gynäkologische und augenärztliche Angebote sowie Duschmöglichkeiten und Videodolmetsch in rund 40 Sprachen.

An drei Tagen wird außerdem ein Tierarzt im Haus sein. Eine psychiatrische Betreuung sei ebenfalls geplant, sagte der scheidende "neunerhaus"-Geschäftsführer Markus Reiter - er übernimmt mit Anfang Dezember den Posten des grünen Bezirksvorstehers, Thomas Blimlinger, in Neubau - bei der Eröffnungsfeier. "Unser Angebot brauchen leider immer mehr Menschen", begründete Reiter den Ausbau. 2016 hat man knapp 4.000 Menschen versorgt - um zwölf Prozent mehr als 2015. Für 2020 geht man bereits von 6.000 Patienten aus.

Bundespräsident Van der Bellen bedankte sich beim "lieben Markus" dafür, dass hier Leuten, denen es schlecht gehe, Empathie und Einfühlung entgegengebracht werde: "Was hier atmet, ist ein Geist von Menschlichkeit - nicht von abstrakter, sondern von praktischer Menschlichkeit." Es sei "absolut notwendig", Menschen unabhängig ihrer Herkunft, ihres Einkommens- und Versicherungsstatus und ihres äußeren Erscheinungsbilds zu helfen.

Reiter bedankte sich beim "lieben Sascha". Es sei Ziel, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, ihnen die Hemmschwelle zu nehmen und ihnen ausreichend Zeit zu geben. Ergänzend zum ärztlichen Angebot wird Ende November noch ein Cafe am Standort eröffnen. Dort soll es zwischen 10.00 bis 15.00 Uhr niederschwellige Erstberatung geben, aber auch gesunde Snacks und Getränke gegen freiwillige Spende geben.

Die Baukosten beliefen sich auf 2,1 Mio. Euro. Sie wurden vom Hauseigentümer vorgestreckt, die Einrichtung bezahlt die Summe bei einer Laufzeit von 20 Jahren zinsenfrei zurück. "neunerhaus" wurde 1999 gegründet und hilft Obdachlosen, wieder ein Dach über dem Kopf zu finden. Da Menschen ohne Wohnraum überdurchschnittlich oft von Krankheit betroffen sind, bietet man seit 2006 auch medizinische Versorgung an. Der Verein wird u.a. vom Fonds Soziales Wien und der Wiener Gebietskrankenkasse, aber auch privaten Großspendern, unterstützt.

(S E R V I C E - "neunerhaus"-Gesundheitszentrum, ab 10. Oktober, 5., Margaretenstraße 166; http://www.neunerhaus.at)

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