Bünker: Kritik am Umgang
mit Religion im Wahlkampf

Evangelisch-lutherischer Bischof lehnt von Kurz geplante "Religionsbehörde" ab

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"Die Vorstellung, dass staatliche Stellen die Aufsicht über die Kirchen führen - auch in manchen inneren Angelegenheiten - ist etwas, das Evangelische erfahren und nicht geschätzt haben", zeigt sich Bünker kritisch gegenüber Plänen von Außenminister und ÖVP-Obmann Kurz, die zuletzt auch SPÖ-Staatssekretärin Muna Duzdar unterstützt hatte. Das bereits bestehende Kultusamt soll demnach personell aufgestockt werden und mehr Kompetenzen erhalten.

Die Gleichbehandlung aller Religionsgemeinschaften ist dem evangelischen Bischof wichtig, auch der Muslime. Dennoch steht der evangelisch-lutherische Bischof hinter dem Islamgesetz. Moscheen sollten von den Religionsgemeinschaften finanziert und Imame von ihr angestellt werden. Eine Kontenöffnung von Vereinen durch das Kultusamt oder anderen Stellen dürfte jedoch rechtlich nicht so leicht sein, glaubt Bünker.

Skeptisch ist Bünker auch, was die Bewertung der Ergebnisse etlicher Studien zum Islam im Wahlkampf betrifft. "Was generell auffällig ist: dass die Aufladung der Politik mit Religion massiv zunimmt", lautet sein Eindruck. Auch die Frage der Migration werde zunehmend nur mehr unter der Brille Islam gesehen. Kein Mensch sei aber nur religiös. "Wenn wir doch alle die Trennung von Staat und Kirche begrüßen, hat das auch von politischer Seite so zu verlaufen", findet der Bischof.

Andere wichtige Themen kommen laut Bünker im Wahlkampf hingegen zu kurz bis gar nicht vor: Etwa die Bildung als "der Entwicklungsschlüssel für Integration und Armutsbekämpfung". Bei der Pflege sei es zwar erfreulich, dass die Regierung den Regress abgeschafft hat, bundesweite Standards und eine abgesicherte Finanzierung fehlten aber nach wie vor. Und auch die Entwicklungszusammenarbeit stehe in diesem Wahlkampf weiterhin nicht auf der Agenda der Parteien.

Ein großes Anliegen und ebenfalls im Wahlkampf kaum wahrnehmbar ist für den Bischof der Kampf gegen den Klimawandel. Auch auf diesem Feld hätten die unterschiedlichen Kirchen eine neue Aufgabe gefunden. Ebenso in der Flüchtlingspolitik, in der Bünker auf das bereits bestehende Resettlement-Programm des UNHCR verweist. Skeptisch ist er hingegen beim Vorschlag sogenannter "Außenlager", denn: "Welches Asylrecht soll dort eigentlich gelten?"

Ein relativ gutes Zeugnis stellt Bünker den wahlkämpfenden Akteuren aus, was den Umgang miteinander betrifft: "Ich finde, es ist noch moderat, hoffentlich muss man nicht befürchten, dass da noch irgendwas kommt." Was diesmal nicht strapaziert wird, ist der Begriff des "christlichen Abendlands". Dies sei meistens "eher bedrückend als ermutigend", da es dieses so nie gegeben habe. Bünker: "Es täuscht eine Homogenität vor, für die Europa nie gestanden ist. Europa war immer der Kontinent der Vielfalt."

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