Brückenbauer zwischen Marxismus und Christentum: Günther Nenning im Porträt

Zählte zu den schillerndsten Journalisten des Landes "Wurschtl": Schwieriges Verhältnis zu SPÖ und ÖGB

Brückenbauer zwischen Marxismus und Christentum: Günther Nenning im Porträt

Der in einem sozialdemokratischen Elternhaus am 23. Dezember 1921 in Wien geborene Günther Nenning wurde nach der Matura 1940 in die Deutsche Wehrmacht eingezogen, nach US-Gefangenschaft studierte er in Graz Sprach- und Religionswissenschaften, später auch noch Politikwissenschaften. Seine journalistische Laufbahn begann er beim steirischen SPÖ-Organ "Neue Zeit", ab 1958 war er Mitherausgeber von Friedrich Torbergs "Forum" in Wien. Das "Forum" übernahm er als Eigentümer 1965 und führte es bis zur Einstellung 1979 als "Neues Forum". Der Doppeldoktor brillierte als Moderator der ORF-Diskussionsreihe "Club 2" und war Autor für den "Spiegel" und "Die Zeit".

Der streitbare Querdenker, Brückenbauer zwischen Marxismus und Christentum, bezeichnete sich einmal politisch als "Rot-Grün-Hellschwarzer". Von Altkanzler Bruno Kreisky wurde er einst als "Wurschtl" abqualifizierte. Weder die SPÖ- noch die ÖGB-Granden verziehen ihm sein Engagement gegen das Kraftwerk Hainburg: Partei und Gewerkschaft schlossen den als "Au-Hirsch" verkleideten Umweltaktivisten 1985 aus. Nenning, der davor schon aktiv gegen den Vietnam-Krieg und das Atomkraftwerk Zwentendorf agitierte und zu den Gründungsvätern der Grünbewegung zählte, war über Jahrzehnte Vorsitzender der Journalistengewerkschaft.

Neben seiner Tätigkeit bei der "Krone" ist Nenning zuletzt im Vorjahr mit der Herausgabe des Austro-Koffers zum Republiksjubiläum noch einmal in der breiten Öffentlichkeit aufgetreten. Bei der Zusammenstellung eines Querschnitts der österreichischen Literatur im Auftrag der Regierung - die schließlich als "Landvermessung" veröffentlicht wurde - holte sich Nenning bei etlichen Schriftstellern - etwa bei Elfriede Jelinek - eine Abfuhr. (APA/red)