Britischer Außenminister: "Bester Handelsdeal, den die EU je hatte"

Hunt warnt im "Presse"-Interview vor veränderter Einstellung der britischen Bevölkerung zu Europa

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Im Falle von ergebnislosen Brexit-Verhandlungen befürchte er "unschöne Scheidung mit großen Streitereien ums Geld und mit möglicherweise gewaltigen Erschütterungen in den Ökonomien Großbritanniens und der EU". Die Briten "wollen sehr nah an der europäischen Wirtschaft bleiben, ohne Mitglied zu sein", so Hunt. Dies sei im Interesse Großbritanniens und auch der EU. Man wolle auch keine harte Grenze zwischen Irland und Nordirland.

Großbritannien habe ein sehr vernünftiges Angebot auf den Tisch gelegt, so der Minister am Mittwoch. "Wir wollen weiterhin komplett freien Warenverkehr, obwohl wir ein Handelsdefizit mit Europa haben", sagte Hunt. Für Dienstleistungen werde hingegen kein Zugang zum EU-Binnenmarkt angestrebt.

"Wenn Brüssel dieses Angebot ablehnt, wird das die Einstellung der britischen Bevölkerung zu Europa für Generationen über jedes Maß verändern, das für eine Regierung noch zu kontrollieren wäre", lautet die Sorge des Ministers. In Zeiten "großer Unsicherheit" würden Europa und Großbritannien dann "völlig unnötig" auseinanderdriften.

Mit der Ansicht seines Vorgängers Boris Johnson, der gemeint hatte, sollte Großbritannien die europäischen Verordnungen nicht abstreifen können, werde das Königreich zu einem "Vasallenstaat" der EU werden, stimmt Hunt nicht überein. Dies sei seiner Meinung nach auch der Grund, "warum ich im Kabinett bin und er nicht". In allen Verhandlungen müsse es Kompromisse geben, so der Minister.

Zu einem zweiten Brexit-Referendum äußerste sich Hunt äußerst skeptisch. "In einem weiteren Referendum würde man letztlich dieselbe Frage noch einmal stellen wie im Juni 2016. Das wäre aus demokratiepolitischer Sicht sehr problematisch. Sollten wir dann ein drittes Referendum abhalten oder ein viertes oder fünftes?", fragte er. "Wir müssen respektieren, was das Volk entschieden hat."

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