Brand der Sofiensäle: Prozess wurde fortgesetzt

14 weitere Zeugen - langwierige Verhandlung Heute offenbar doch noch kein Urteil

Der erste Zeuge war gekommen, obwohl er sich bis vor kurzem nach einem Herzinfarkt in Spitalsbehandlung befunden hatte. Zuvor waren sich der Staatsanwalt sowie der Brand- und der Bausachverständige uneinig, ob die Arbeiten an der Dachkonstruktion der Sofiensäle bei der ersten Verhandlung im vergangenen Jänner richtig zu Protokoll genommen worden waren. Zum heutigen Termin hatte sich die Richterin auch die Baupläne der MA 37 beischaffen lassen. "Sie sind absolut aussagelos", meinte sie zusammenfassend.

Der Arbeiter, der bei Flämmarbeiten am Pultdach über dem Kongress-Saal die nötige Sorgfalt außer Acht gelassen haben soll, räumte ein, den Flämmer nicht verwendet zu haben, hätte er gewusst, unter der Dachkonstruktion unmittelbar mit Holz konfrontiert gewesen zu sein. Eine andere Methode, um die Pappe zu befestigen, wäre allerdings teurer gewesen, erklärte sein Chef. Man habe bei der Auftragsvergabe jedoch die Devise ausgegeben, möglichst günstig zu arbeiten, "damit man zwei bis drei Jahre übertauchen kann".

Verteidiger Manfred Ainedter zeigte sich überzeugt, dass seine Mandanten kein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten nachgewiesen werden kann: "Im Juli hat es eine Begehung gegeben, wo alles genauestens von der Behörde kontrolliert worden ist." Der ehemalige Stagemanager der Sofiensäle bestätigte, wenige Wochen vor dem Brand wäre "jede einzelne feuerpolizeiliche Bestimmung" überprüft worden. Schlussfolgerung des Verteidigers: "Die Beschuldigten hätten sich darauf verlassen können, dass die durchgeführten Arbeiten von den gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutzmaßnahmen "abgesichert" waren.

Am Nachmittag meldete im Bezirksgericht Wien-Innere Stadt ein Experte Zweifel an der offiziellen Version an, wonach es am 16. August 2001 im Zuge von Flämmarbeiten zu der Feuersbrunst kam, die die Sofiensäle vernichtet hat. Der Mann, der sich für die haftende Versicherung mit der möglichen Brandursache befasst hat, geht davon aus, dass es bereits am 14. August gebrannt hat. Der Glimmbrand sei aber erst zwei Tage später - begünstigt durch starken Wind - entfacht worden, so der im Zeugenstand vernommene Mann.

Der gerichtlich bestellte Brandsachverständige Andreas Kocum konnte sich dieser Darstellung nicht anschließen. Er hält es für ausgeschlossen, dass in dem stark verbauten Stadtgebiet das mit Rauchentwicklung verbundene Brandgeschehen tagelang unentdeckt geblieben wäre. Da die Richterin diese Unstimmigkeiten aber genau besprochen und geklärt wissen will, gab sie in der Mittagspause informell Anfang April als nächsten Verhandlungstermin bekannt. (apa/red)