Mein Freund, der politische Gegner

von Schüler im Streitgespräch © Bild: Sebastian Reich/www.sebastianreich.com

David Montani und Pavle Pajic sind befreundet, die beiden 16-Jährigen gehen in die zweite Klasse der HTL Spengergasse in Wien. Sie haben einiges gemeinsam, aber eines trennt sie: David wählte Norbert Hofer, Pavle Alexander Van der Bellen. Auch bei der Stichwahl werden sie das tun. Wohl noch nie standen einander so gegensätzliche Kandidaten gegenüber: der eine grün, der andere blau. Wie hält eine Freundschaft das aus?

Schüler im Streitgespräch
© Sebastian Reich/www.sebastianreich.com David Montani und Pavle Pajic

David: Ich habe Norbert Hofer gewählt, weil er im Vergleich zu den anderen sehr jung ist und mir wesentlich aktiver vorkommt. Österreich braucht einen aktiven Bundespräsidenten, nicht einen, der schon pensioniert ist.
Pavle: Ich habe Alexander Van der Bellen gewählt. Vor allem, um Norbert Hofer zu verhindern. Und ich habe ihn gewählt, weil er die notwendige politische Erfahrung hat. Sein Alter ist so gesehen also ein Vorteil. Am Anfang war auch Irmgard Griss eine Option. Aber die Ansichten von Van der Bellen zu Flüchtlingen und zur EU waren dann ausschlaggebend.
David: Ich dachte zuerst auch, Griss könnte eine wählbare Kandidatin sein. Aber die Zeit ist reif für eine Veränderung. Griss hätte vermutlich genau so weitergemacht wie jetzt Fischer. Fischer hat seine Sache ja am Anfang gut gemacht, aber jetzt, wo es so viele Krisenherde gibt, hält er sich zu oft zurück. Hofer wird das besser machen.
Pavle: Ich verstehe deine Entscheidung, David, aber mir ist Hofer einfach zu rechts. Ich bin halt eher ein Linker. Vor allem, was die Flüchtlingskrise angeht. Wir sollten die Asylwerber ins Land lassen. Das ist die größte Krise der letzten Jahre, und die müssen wir anständig bewältigen - wir können doch nicht einfach diese Menschen zurückschicken und so tun, als würde uns das nichts angehen.
David: Ich kann deine Entscheidung auch nachvollziehen. Ich habe mir am Anfang selbst gedacht, Hofer zu wählen könnte gefährlich werden: einen Kandidaten einer rechten Partei, die manchmal sogar rechtsextrem wird. Aber ich wähle ja nicht die Partei, ich wähle die Person. Und Hofer ist in den TV-Duellen immer sehr sympathisch rübergekommen, daher denke ich, die Gefahr hält sich in Grenzen.

»"Von Norbert Hofer habe ich noch nichts Rassistisches gehört"«

David Montani, Schüler

Pavle: Sympathisch ist mir Hofer generell auch. Aber man sollte politische Ansichten und Sympathie auseinanderhalten. Mir gefällt nicht, was Hofer will, besonders beim Flüchtlingsthema. Sympathie hin oder her.
David: Aber Hofer sagt ja, er möchte jedem Schutz geben, der Schutz nötig hat. Nur die, die versuchen, den Staat auszunutzen, oder kriminell sind, mit denen kann man nicht mehr so leichtfertig umgehen wie bisher.
Pavle: Hofer ist bei mir wegen seiner Partei unten durch. Heinz-Christian Strache fordert Dinge, die niemand umsetzen kann.
David: Stimmt schon. Viele Aussagen von Strache sind zudem rassistisch. Aber von Hofer habe ich noch nichts Rassistisches gehört. Daher denke ich auch nicht, dass er die Marionette von Strache ist, wie Van der Bellen immer sagt. Hätte Strache statt Hofer kandidiert -ich weiß nicht. Dann hätte ich länger überlegt.
Pavle: In unserer Klasse sieht es so aus, als würden von 25 Leuten sieben weiß wählen, weil sie mit keinem der beiden etwas anfangen können. Wir haben auch einen sehr linken und einen sehr rechten Kollegen, die zoffen sich öfters. Die Stimmung ist da manchmal schon aufgewühlt.
David: Stimmt, aber ich würde jetzt auch nicht sagen: Ich bin nur mehr nett zu denen, die auch Hofer wählen. Ich schaue nicht auf so was. Du und ich, wir sind ja auch Freunde. Es gibt schließlich genug andere Themen, wo wir uns einig sind.
Pavle: Genau. Und wie ich schon gesagt habe: Persönliche Sympathie und politische Ansichten muss man auseinanderhalten.
David: Die Wahlen werden sicher knapp ausgehen, und egal, wie es ausgeht: Von der jeweils anderen Seite wird es sicher viel Protest geben. Diese Gräben in der Gesellschaft gilt es zu schließen. Ehrlich gesagt, glaube sogar ich, dass Van der Bellen das besser könnte. Hofer weicht von seinen Positionen nicht ab. Ich denke, er wird dennoch knapp gewinnen.

»"Van der Bellen könnte die Bevölkerung besser wieder einen"«

Pavle Pajic, Schüler

Pavle: Van der Bellen könnte die Bevölkerung sicher besser wieder einen. Auch weil er nicht so extrem ist. Viele Freunde von mir wählen Hofer nicht, weil er einfach zu rechts ist. Trotzdem glaube ich, dass Hofer das Rennen knapp für sich entscheiden wird. Würde doch Van der Bellen gewinnen, würde sich wahrscheinlich nicht so viel ändern, aber das muss nicht schlecht sein. Hofer würde hingegen viel falsch machen.
David: Wenn Van der Bellen gewinnt, verändert sich nichts, das sehe ich auch so. Aber das ist doch ein Problem. Wir sehen doch, dass vieles falsch läuft, sonst wäre ja zum Beispiel der Bundeskanzler nicht zurückgetreten.
Pavle: Aber wenn Hofer gewinnt, wird vieles schlimmer. Zum Beispiel beim Dublin- Abkommen. Das sieht ja vor, dass ein Flüchtling in dem EU-Land bleiben muss, das er zuerst betreten hat. Dieses System belastet die Länder an den Außengrenzen viel zu sehr. Griechenland hat schon genug eigene Probleme. Wie sollen die Griechen die Flüchtlinge alleine versorgen? Hofer würde wahrscheinlich darauf bestehen. Das fände ich schrecklich. Und ein anderer Punkt ist noch die EU allgemein. Sicher ist da nicht alles perfekt, aber ich finde, wir müssen in der EU bleiben. Unser Wirtschaftswachstum ist zum Beispiel davon abhängig.
David: Schau dir die Schweiz an: Sie ist im Schengen-Raum und hat eine gut funktionierende Wirtschaft. Dafür ist sie nicht in der EU und muss nicht immer mehr Geld in die Rettung Griechenlands stecken, ohne dass sich dort etwas ändert. Auch in Österreich verschlechtert sich die Wirtschaft. Wenn das so weitergeht, sollte man überlegen, ob man nicht aus dem Euro und der EU aussteigt.
Pavle: Würde sich die Lage stark verschlechtern, würde ich möglicherweise zustimmen. Aber so düster ist die Situation ja wirklich nicht.
David: Wir brauchen einen Bundespräsidenten, der für direkte Demokratie steht. Und das ist Norbert Hofer. Zum Beispiel bei EU-Themen oder bei der Obergrenze für Flüchtlinge. Da soll man einfach das Volk fragen. In der Schweiz funktioniert das doch sehr gut.
Pavle: Na ja, man kann auch nicht für alles Volksabstimmungen machen. Die sind ziemlich zeitaufwendig. Keine Ahnung, wie Hofer das umsetzen will.
David: Der Bundespräsident alleine kann ohnehin nicht so viel bewirken. Da müssten schon Neuwahlen her. Die könnte ein Bundespräsident Hofer provozieren, und womöglich hätten wir dann einen blauen Kanzler. Erst dann würde sich vieles ändern, vielleicht auch zum Schlechteren, wer weiß. Aber das Volk entscheidet. Wenn es nicht gut funktioniert, wird man eben nicht wiedergewählt. Wen ich bei Neuwahlen wählen würde, weiß ich allerdings nicht. Vielleicht entwickelt sich die SPÖ ja wieder zu einer Partei, die wählbar ist. Derzeit ist sie das für mich nicht.
Pavle: Für mich auch nicht.
David:
Ich halte generell nicht viel von der SPÖ. Auch die Grünen und die Neos sind in meinen Augen keine Parteien, die dem Volk dienen. Wofür die Grünen Geld ausgeben - Ampelpärchen und Co -, damit kann ich nichts anfangen. Ich schwanke also zwischen FPÖ und ÖVP.
Pavle: Ich schwanke zwischen ÖVP und Grünen. Die SPÖ hat sich bei mir durch Werner Faymann ziemlich unbeliebt gemacht. Da wurden die Probleme nicht gelöst, sondern immer nur hinausgeschoben.

Kommentare

neusiedlersee melden


... und sowie die beiden 16-jährigen denkt der Großteil des Wahlvolks.
Vielleicht lässt man bald auch 10-jährige wählen. Es würde nichts ändern - und die Gschrappen hätten eine Hetz.

Ob Hofer oder V.d.B. - und bleibt halt nix erspart.

christian95 melden

In NÖ im Weinviertel wurden Feuerwehrheuriger und Wahllokal zusammen gelegt um möglichst hohe Wahlbeteiligung zu bekommen. Nach einem behördlich festgelegten "Gefahrenbereich" von 25 Meter wird bereits nach 26 Metern gesoffen und gefeiert um die Feuerwehr zu unterstützen. Etwas mehr Respekt würde sich eine Bundespräsidentenwahl schon verdienen, auch wenn kein ÖVP Kandidat mehr wählbar ist!

Henry Knuddi
Henry Knuddi melden

was hast dagegen? nix
alle wählen vdb und dein kommentar ist überflüssig

Ivoir
Ivoir melden

christian95 - Wen sehen sie den da, welcher diesen Respekt verdienen würde?

KevinDasGemaehteSchaf melden

@neusiedlersee sie san glaub I a bissl deppat!!!!

Rene Wien melden

Am besten gefällt mir die Passage das man nicht für alles eine VA machen kann.. "zeitraubend" wäre dies.. gemeint ist unter grünen Kriterien jedoch "sinnlos".. wie man bei der Parkpickerlfrage im 18. gesehen hat.. 2x NEIN abgestimmt .. mir "Blunzn" sagte die grüne und schritt zur Tat!

Rene Wien melden

die sind imstande und kreieren noch das neue Unwort des Jahres.. die "DemoDiktatur" ;)

neusiedlersee melden


Die Grünen haben, ohne Mehrheit, die Denkzentralen unseres Staates erobert. Von dort wird vorgeschrieben, wie wir zu reden, zu schreiben, zu denken haben. Die werden wir nicht mehr los.

Aber solange die Musi spielt is alles leiwand. Auch wenn die das mitten in der Nacht in Wien mi 130dB tut. Die Vassilakou hat es verlangt und der Häupl hat es erlaubt.
Nur V.d.B. fehlt noch. Bald ist Sonntag.

Henry Knuddi
Henry Knuddi melden

ich bin parteilos und lasse mir von fpö nix vorschreiben

Henry Knuddi
Henry Knuddi melden

am 22.6
x strache

bitte wählen

Rene Wien melden

Also wirklich.. Lieber Henry.. nochmal...
am 22ten wird der Präsi gewählt.. nicht der Bundeskanzler..
(da haben wir ja eh diese Woche einen roten bekommen ;)
also wennst schon unbedingt Werbung für den Strache machen willst
dann achte auf das Datum ;)

Rene Wien melden

UPS.. beinahe überlesen.. Du rechnest schon mit Neuwahlen im Juni? Bleib am Boden ;)

Henry Knuddi
Henry Knuddi melden

ich meinte 22.6.2025

planghammer melden

Bis dass der letzte Monokulturelle eingesehen hat,

dass Herkunft, Name und Aussehen egal sind und nur Intelligenz, Qualifikation und Leistung zählen. :)

Rene Wien melden

Das sehe ich auch so.. das ist ja auch der Grund warum Österreich ausschließlich "Fachkräfte aller Art" willkommen heisst ;)
Wäre es anders müsste man ja an der Intelligenz der handelnden Akteure zweifeln.. und die ist. un-um-stritten :)

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