Biochemikerin Elly Tanaka wird neue IMBA-Leiterin

von Biochemikerin Elly Tanaka wird neue IMBA-Leiterin © Bild: APA/APA/GEORG HOCHMUTH/GEORG HOCHMUTH

Die US-Forscherin mit ihrem Modellorganismus Axolotl

Die 58-jährige US-amerikanische Biochemikerin Elly Tanaka übernimmt ab 1. April die lange Zeit vakante Leitung des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien. Die bisher am benachbarten Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) tätige Forscherin freute sich am Donnerstag vor Journalisten auf die neue Aufgabe und sieht vor allem die synthetische Biologie als ein neues wichtiges Feld, das sie am IMBA ausbauen möchte.

"Das IMBA ist ein schönes Zuhause", sagte die künftige Direktorin, die in ihrer Forschung der Frage nachgeht, welche genetischen Grundlagen der Regeneration von Gliedmaßen oder Gewebe zugrunde liegen, wie sie etwa bei ihrem Modellorganismus, dem mexikanischen Schwanzlurch Axolotl (Ambystoma mexicanum), so faszinieren. Erkenntnisse hier können Wege aufzeigen, wie diese künftig einmal etwa für die Entwicklung neuen Gewebes im medizinischen Kontext genutzt werden könnten.

Hier komme eben auch die synthetische Biologie ins Spiel, die Tanaka als großes Zukunftsfeld sieht und am IMBA auch weiter ausbauen möchte. Ihre wissenschaftlichen Visionen würden sehr gut zu den Forschungsthemen des Instituts passen, die von Genomdynamik bis zur Organbildung und -regeneration reichen, so die Wissenschafterin. Sie bedankte sich bei ihren Vorgängern, dem österreichischen Genetiker Josef Penninger und dem Organoidforscher Jürgen Knoblich, "der das Institut in den letzten Jahren auf einen erfolgreichen Wachstumskurs geführt hat".

Auch ÖAW-Präsident Heinz Faßmann sprach Knoblich, der das IMBA seit 2018 interimistisch leitete, seinen Dank aus. Er habe das Institut, welches er nach dem Abgang von IMBA-Gründungsdirektor Penninger übernommen hatte, "erfolgreich weitergeführt". Die Einrichtung habe in der "langen Phase" der interimistischen Leitung "keinen Schwung verloren" und sei weiter "an der Forschungsfront" gewesen.

Knoblich, der sich ebenfalls um den 2022 ausgeschriebenen Chefposten beworben hatte, wie er im Juni des Vorjahres in einem Gespräch mit der APA sagte, zeigte sich sehr erfreut, dass mit Tanaka eine "gute und langjährige Freundin" an den Campus käme sowie eine Forscherin "mit großer Faszination und Begeisterung". Zudem sei Tanakas Regenerationsforschung für das IMBA sehr spannend und biete auch für seine eigene Arbeit im Bereich der Organoidforschung viele Ansatzpunkte: "Wir haben viel zu besprechen."

Zudem unterstrich Knoblich, dass mit Tanaka das IMBA nun eine Frau an der Spitze habe - ein Umstand, der noch viel zu selten bei den großen Forschungsinstituten vorkomme. Gleichzeitig könne das Institut auch davon profitieren, dass nun hiermit jemand am Ruder sei, die mit dem - von Boehringer Ingelheim unterstützen - IMP aus einer anderen, unternehmensgetriebeneren Forschungskultur komme. Er sei jedenfalls sehr froh, dass die Führungsfrage nach dieser langen Zeit geregelt ist. Und: "Dass es so lange gedauert hat, war wohl auch der Covid-Krise geschuldet, die den Rekrutierungsprozess aufgehalten hat.

Die am 22. August 1965 in Boston (USA) geborene Tanaka heuerte 2016 am IMP am Vienna BioCenter in Wien-Landstraße an. Mit ihrer Bestellung ans IMBA folge man "dem Vorschlag eines unabhängigen Search Committees", bestehend aus namhaften Forscherinnen und Forschern, sagte Faßmann.

Tanaka kam nach ihrem Studium u.a. an der Harvard University und der University of California in San Francisco über Stationen am University College London und am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden als "Senior Gruppenleiterin" an das IMP.

Tanaka publiziert regelmäßig in hochkarätigen Fachjournalen und erhielt für ihre Arbeit u.a. bereits zwei mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotierte "Advanced Grants" sowie im vergangenen Jahr im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit mehreren Partnern einen rund zehn Mio. Euro schweren "Synergy Grant"-Förderpreis des Europäischen Forschungsrates (ERC). Die neue IMBA-Leiterin ist wirkliches Mitglied der ÖAW und wurde 2023 in die US-National Academy of Sciences (NAS) aufgenommen. ÖAW-Präsident Faßmann würdigte Tanaka als "herausragende Wissenschafterin", deren Forschung "vielen Menschen Hoffnung" mache.

Das IMBA ist eine Grundlagenforschungseinrichtung, die 1999 per Kooperationsvertrag zwischen ÖAW und dem Institut für Molekulare Pathologie (IMP) gegründet wurde. Erste Forschungsgruppen nahmen 2003 die Arbeit auf. Gründungsdirektor wurde 2002 Josef Penninger. Mit seinem Wechsel an die University of British Columbia in Vancouver (Kanada) im Jahr 2018 übernahm Jürgen Knoblich die Leitung des IMBA interimistisch. Heute ist es mit über 200 Mitarbeitern aus zahlreichen Ländern das größte Institut der Akademie der Wissenschaften.

Die 14 Forschungsgruppen sind in den Bereichen Stammzellforschung, insbesondere der am Institut u.a. durch Knoblich federführend mitentwickelten Organoidforschung, sowie der Erforschung der Organisation des Erbguts und der RNA-Biologie tätig.

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