Bestattung Wien: Gemeindebetrieb 1907 aus zwei Privatunternehmen entstanden

Neue Uniformen im Jubiläumsjahr

Die "Verstadtlichung" hatte das Ziel, die Auswüchse des damaligen Konkurrenzkampfes zu unterbinden. Bis 1951 wurden schließlich auch die letzten kleinen Privatunternehmen übernommen. Seit der Liberalisierung 2002 gibt es mit Pax und Perikles zwar wieder Konkurrenz, deren Marktanteil ist jedoch gering.

Die Leichenbestattung nahm am 1. Juli 1907 in ihrem Unternehmenssitz in der Wiedener Goldeggasse ihren Betrieb auf. Damals offerierte man sieben Beerdigungsklassen, mit der Pracht-Classe als höchste Form der Aufbahrung. Dabei war der Raum schwarz ausgeschlagen, der Sarg von einem Baldachin überspannt und von 24 Silberleuchtern umgeben. Als Transportpferde fungierten die begehrten Rappen anstelle der unbeliebteren Schimmel.

Noch bis Ende der zwanziger Jahre ging es meist feierlich mit der Pferdekutsche zur letzten Ruhestätte, bevor das Automobil auch im Beerdigungsgewerbe seinen Siegeszug antrat. Eine Kuriosität war allerdings während des Ersten Weltkrieges die adaptierte "Leichentram", die mangels verfügbarer Transportfahrzeuge bis zu zwölf Tote zum Zentralfriedhof brachte. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gefährt reaktiviert.

Über Kriegsende hinaus trugen die Wiener Bestatter bei ihrer Arbeit Uniformen mit hohen Schnallenstiefeln, enger schwarzer Hose, knappem Jäckchen und Zweispitz samt Straußenfedern. Erst Ende der 1950er Jahre wichen sie dunkelgrauen Anzügen mit Zweireiher und Schirmkappe, die an Straßenbahnschaffner erinnerten. In den folgenden Jahren kam es zu stilistischen Anpassungen. Im heurigen Jubiläumsjahr schließlich wurden gänzlich neue Uniformen kreiert: Nun treten die Bestatter in dezenter Hose, grauem Einreiher und ohne Kopfbedeckung an den Sarg. (apa/red)