Berlusconi bezeichnet illegale Einwanderer als "soziale Bombe"

Italienischer Ex-Premier: "Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung leben von Verbrechen"

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"Die Migrationsfrage ist eine äußerst gravierende Angelegenheit. In Italien zählt man 630.000 Migranten, lediglich 30.000 haben ein Asylrecht, weil sie von Krieg und Tod geflüchtet sind. Die anderen 600.000 sind eine Zeitbombe, die jederzeit explodieren kann, weil sie von Verbrechen leben", so Berlusconi am Sonntagabend im Interview mit dem ihm selbst gehörenden TV-Sender Canale 5. Berlusconis Mitte-Rechts-Allianz gilt laut Umfragen mit 36 Prozent der Stimmen als Favoritin bei den Parlamentswahlen am 4. März.

Auch der mit Berlusconis Partei Forza Italia verbündete Chef der ausländerfeindlichen Lega, Matteo Salvini, forderte mehr Entschlossenheit gegen illegale Einwanderer. "In Italien muss man die Regeln respektieren. Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung, die vom Drogenhandel leben, sollen ausgewiesen werden", so Salvini im Interview mit dem TV-Kanal "La 7" am Sonntagabend. Ihm gehe es nicht um Rassismus, sondern um Ordnung. "Das Problem ist nicht die Einwanderung an sich, sondern die illegale Einwanderung. Dank der letzten Regierungen sind 800.000 Migranten nach Italien gezogen. Ich möchte ein Italien, in dem man ruhig leben und arbeiten kann", sagte Salvini.

Scharfe Kritik musste Salvini daraufhin von Industrieminister Carlo Calenda, Spitzenpolitiker der Mitte-links-Regierungspartei Partito Democratico (PD), einstecken. "Berlusconis Aussagen sind überraschend, doch er und Salvini haben nichts gemeinsam. Salvini hetzt zu Hass gegen die Linke mit Slogans über die weiße Rasse und über eine angebliche Migranteninvasion auf", so Calenda.

Der Chef des Linksbündnisses Liberi e uguali (Frei und gleich/LeU), der scheidende Senatspräsident Pietro Grasso, warf Berlusconi vor, "Märchen" zu erzählen. "Von einer Massenheimführung von Migranten zu sprechen, ist unzumutbar", protestierte Grasso als Gast der von der öffentlich-rechtlichen RAI 1 gesendeten Talkshow "Unomattina" am Montag.

Am Samstag hatte ein 28-jährige Schütze auf der Straße in Macerata auf sechs Afrikaner geschossen und sie verletzt. Seine Opfer hatte er den Behörden zufolge wegen ihrer Hautfarbe ausgewählt.

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